| # taz.de -- Umzugsstress: Helfer müssen raus | |
| > Die Kleiderkammer muss die Messehallen verlassen. Der neue Standort wird | |
| > vermutlich am Stadtrand liegen | |
| Bild: Die Messegesellschaft will ihre Halle wieder haben. | |
| Die fetten Monate sind vorbei: Die Messegesellschaft will ihre Halle | |
| wiederhaben und die Kleiderkammer muss wahrscheinlich an den Stadtrand | |
| ziehen. Das aber stellt die Freiwilligen vor Probleme: „Wenn wir weit raus | |
| ziehen müssen, kommt keiner mehr“, befürchtet Arnd Boekhoff von der | |
| Kleiderkammer. Simone Herrmann, Mitarbeiterin der ersten Stunde, fügt | |
| hinzu: „Wenn die Leute erst mal in die U-Bahn steigen müssen, um zu uns zu | |
| kommen, bedeutet das natürlich eine Hürde.“ | |
| Aber leer stehende, geeignete Hallen in der Innenstadt sind rar – und auch | |
| teuer. Die Halle auf dem Messegelände hatte die Messegesellschaft | |
| kostenfrei zur Verfügung gestellt. Strom- und Wasserkosten hatte die | |
| Sozialbehörde gezahlt. Mitte Januar steht nun die nächste Messe an und die | |
| Kleiderkammer muss, nachdem sie bereits zweimal innerhalb des Messegeländes | |
| umgezogen ist, zum 15. Dezember ganz raus. | |
| Wer in Zukunft die Miet- und Nebenkosten tragen soll, darauf will sich | |
| keiner der Beteiligten festlegen. Sicher ist nur: Die Stadt wird einen | |
| Beitrag leisten. „Es wird eine Zusammenarbeit auf finanzieller Ebene geben“ | |
| – das ist das Konkreteste, was Kerstin Graupner, die Pressesprecherin des | |
| Zentralen Koordinierungsstabs Flüchtlinge der Sozialbehörde, dazu sagen | |
| will. Ob die Stadt die ganze Miete bezahlt oder nur einen Zuschuss, hänge | |
| davon ab, welche Immobilie es letztlich werde. | |
| Auch, ob die Behörde dann Stellen für diejenigen schafft, die seit Monaten | |
| einen unbezahlten Vollzeitjob machen, will Graupner jetzt nicht sagen. Man | |
| müsse Schritt für Schritt vorgehen und jetzt erst mal ein geeignetes Objekt | |
| finden, sagt sie lediglich. Zudem kämen immer noch fast 10.000 Menschen pro | |
| Monat in Hamburg an. Die Stadt ist offenbar noch immer überfordert. | |
| Dabei ist die Entlastung, die die Kleiderkammer für den Senat bedeutet, | |
| enorm: 150 Unterkünfte versorgen die Freiwilligen mit Kleiderspenden, | |
| darunter auch viele, die vom städtischen Träger Fördern und Wohnen | |
| betrieben werden. | |
| Das Kernteam der Kleiderkammer bestehe aktuell aus 70 Freiwilligen, sagt | |
| Simone Herrmann. Aber die Bereitschaft mitzumachen sinkt: „Wo ist die | |
| Begeisterung der letzten Wochen geblieben? Wo sind die Vielen geblieben, | |
| die morgens um 9 Uhr darauf warteten, anpacken zu können?“, fragte vor | |
| einigen Tagen ein Mitglied der Facebook-Gruppe der Kleiderkammer das | |
| soziale Netzwerk. Und: „Wie soll die Kleiderkammer weiterleben, wenn | |
| keine(r) mehr kommt?“ | |
| Simone Herrmann sagt: „Die Leute müssen eben auch mal wieder Geld | |
| verdienen.“ Viele hätten unbezahlten Urlaub genommen, um mitzuhelfen. | |
| Zusammen mit 31 anderen hat Herrmann gerade einen Verein gegründet, um das | |
| spontan entstandene Projekt in eine dauerhafte Struktur zu überführen. | |
| Wo der neue Standort voraussichtlich sein wird, wollen Herrmann und | |
| Boekhoff nicht sagen, solange noch nichts unterschrieben ist. Außerdem | |
| wollen sie bis zum letzten Moment suchen, ob es nicht doch etwas | |
| Bezahlbares in Innenstadtnähe gibt. Immerhin hilft die Sozialbehörde bei | |
| der Suche. Boekhoff hat sich schon 40 oder 50 Standorte angeguckt: „Das ist | |
| auch ein Vollzeitjob“, sagt er. | |
| 4 Dec 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Schipkowski | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Flucht | |
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