# taz.de -- Trauer auf dem Pariser Platz in Berlin: Angestrahlt in Blau, Weiß,… | |
> Zum Gedenken an die Opfer legen Menschen Blumen vor der französischen | |
> Botschaft nieder. Andere versuchen die Stimmung für sich zu nutzen. | |
Bild: Menschen vor der französischen Botschaft in Berlin am Samstag. | |
BERLIN taz | Still ist es am Samstag vor dem Brandenburger Tor. Obwohl über | |
den Tag verteilt Tausende Menschen dorthin kommen, um ihre Trauer | |
auszudrücken und Trost zu suchen, liegt eine verhaltene Ruhe über dem | |
Pariser Platz. Kein Gerenne, keine Hektik, gedämpfte Stimmen. Zum Gedenken | |
an die Opfer der Anschläge in Paris am Freitagabend legen die Menschen | |
Blumen und Texte vor der französischen Botschaft nieder und zünden Kerzen | |
an. | |
„Ihr habt keine Religion. Ihr seid feige Mörder. Berlin trauert mit Paris“, | |
steht auf einer Pappe. „Ich bin zum ersten Mal bei so etwas“, sagt ein | |
junger Mann, als er eine Kerze dazustellt. Wie viele andere fotografiert er | |
den rund 30 Meter langen Streifen aus Blumen, Kerzen und Botschaften, der | |
im Laufe des Abends immer breiter wird. | |
Dahinter leuchtet das Brandenburger Tor, angestrahlt in Blau, Weiß, Rot – | |
den Farben der Trikolore. In der Mitte des Platzes haben sich Mitglieder | |
des Deutsch-Tunesischen Vereins mit mehreren Kindern aufgestellt, sie | |
halten Schilder hoch: „Wir sind Muslime. Wir sind gegen Terror.“ | |
Ein paar Schritte weiter diskutieren drei Männer über einen umstrittenen | |
Facebook-Post von Matthias Matussek. Eine Frau trägt ein Schild vorbei: | |
„Nous sommes unis“ (Wir sind vereint). Französisch und Deutsch sind vor | |
allem zu hören, aber auch andere Sprachen. | |
## „Unsere Antwort: Mehr Demokratie“ | |
Gegen 17:30 Uhr sperren Polizisten die Straße zur Botschaft ab. | |
Sicherheitszone, keiner darf mehr durch. Der Regierende Bürgermeister, | |
Michael Müller (SPD), in langem, dunklem Mantel, trifft ein, um sich in der | |
Botschaft ins Kondolenzbuch einzutragen. Mit dabei ist auch Innensenator | |
Frank Henkel (CDU). Draußen tritt währenddessen eine Gruppe SPD-Politiker | |
rund um den Landesvorsitzenden Jan Stöß an den Blumenstreifen, sie kommt | |
gerade vom Parteitag. | |
Hinter sich entrollen die Parteimitglieder ein Banner, auf dem der | |
norwegische Politiker Jens Stoltenberg mit seiner Reaktion auf die | |
Anschläge in Oslo und Utoya zitiert wird: „Unsere Antwort: Mehr Demokratie. | |
Mehr Offenheit. Mehr Menschlichkeit.“ Mehrere Parteimitglieder tragen | |
SPD-Fahnen. | |
„Es ist wirklich unangebracht, dass hier heute Politiker herkommen. Das | |
hier ist für die Menschen. Für Menschen, die gestorben sind“, sagt eine | |
Frau auf Französisch. „Es kommt von Herzen“, verteidigt sich einer der | |
Fahnenträger. „Populisten, igitt“, kommt als Antwort. Müller ist inzwisch… | |
aus der Botschaft gekommen, er gesellt sich zu den SPD-Politikern. | |
Geschlossen laufen sie mit dem Banner nach vorn bis ans Brandenburger Tor, | |
jetzt ohne Polizeischutz. Ihr Auftritt erinnert an die Bilder von den | |
geeint zusammenstehenden Politikern [1][bei der großen Demonstration] in | |
Paris im Januar dieses Jahres. | |
Auch aus rechtsextremen Gruppen kommen Kondolenzbekundungen. Ein Fotograf | |
berichtet, dass er AfD-Plakate gesehen habe. Die Polizei habe ein „Merkel | |
muss weg“-Plakat entfernt. Linke Aktivisten sind sich außerdem sicher, | |
gegen sieben Uhr mindestens sechs Mitglieder der Identitären Bewegung zu | |
erkennen, die ebenfalls Rosen vor die Botschaft legen. Außerdem stellen sie | |
rote, mit ihrem Logo beklebte Grablichter auf. Einer der Männer trägt eine | |
Holzstange, eine Flagge entrollen sie jedoch nicht. Nachdem die Gruppe | |
gegangen ist, entfernen zwei Aktivisten die Aufkleber von den Kerzen und | |
stellen sie zurück. | |
Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel hatten sich | |
bereits am Mittag in das Kondolenzbuch eingetragen. | |
15 Nov 2015 | |
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## AUTOREN | |
Uta Schleiermacher | |
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