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# taz.de -- Kommentar zu Kundenkartentausch: Mehrere Großfamilien im Einkaufsk…
> Kundenkarten sammeln persönliche Daten. Ein Schutz der Privatsphäre ist
> am besten durch Kartentausch möglich – das verwirrt die Algorithmen.
Bild: In Athen liegt nicht viel im Einkaufswagen, das als Grundlage für das Al…
Mit Kundenkarten ist es genauso wie auch sonst im Leben: Wer Geld hat, lebt
günstiger. Anscheinend bestand das Problem schon zu biblischen Zeiten, der
Satz „Wer da hat, dem wird gegeben“ stand schließlich im
Matthäusevangelium. Aber mit Kundenkarten gibt es nun die Möglichkeit,
systematisch für Ungerechtigkeit zu sorgen.
Kundenkarten perfektionieren das Prinzip „Mehr für mehr“. Wer viel Geld
ausgibt, bekommt von Rabatten und Prämien bis zu Freiflügen und dem
kostenlosen Änderungsservice eine ganze Reihe Waren und Dienstleistungen
billiger oder geschenkt, für die alle anderen zahlen müssen. Von einer
miesen Privatsphärebilanz abgesehen ist diese Praxis eine Benachteiligung
derer, die weniger konsumieren. Und zwar eine, die mit der Verbreitung von
Einkaufs-Apps und persönlichen Gutscheinen noch zunehmen wird.
Natürlich, das Beste wäre es, alle Kundenkarten in den Aktenschredder zu
stecken und bei den Unternehmen die Löschung der persönlichen Daten zu
verlangen. Aber es gibt auch eine subtilere Möglichkeit: den Kartentausch.
Bei Kundenkarten, die nicht auf eine Person registriert sind, ist das
sowieso kein Problem, bei allen anderen sollte man zumindest aufpassen,
dass das Unternehmen nichts davon mitbekommt. Sonst gibt es eine Kündigung,
das hatte eine Aktion von Datenschutzaktivisten mit einer kopierten
Payback-Karte gezeigt.
Der Tausch hat den Vorteil, dass sich kleinere Einkäufe mit größeren
vermischen und auch die Informationen über den vermeintlichen Karteninhaber
verschwimmen. Der Weinliebhaber, der Katzenstreu, Hunde- und Vogelfutter
kauft, von Tiefkühlpommes bis Trüffelleberpastete alles zu essen scheint
und monatlich genügend Zahnbürsten für mehrere Großfamilien in den
Einkaufswagen packt – da hat der Algorithmus was zu tun.
Die Punkte lassen sich trotzdem weitersammeln. Und vielleicht ja am Ende
aus der Prämie eine Spende machen.
11 Nov 2015
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Algorithmus
Datenschutz
Privatsphäre
Einkaufen
Kaufhaus
Konsum
Social Media
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