# taz.de -- Zukunft des ICC: Schwieriges Messegelände | |
> Ob das marode Kongresszentrum nach seiner Sanierung 2018 zukunftsfähig | |
> ist, versuchte eine Diskussionsrunde zu klären. Einstweilen ziehen 500 | |
> Flüchtlinge ein. | |
Bild: Das Berliner „Raumschiff“: Hebt es nochmal als Kongresszentrum ab? | |
Ein „Comeback für das ICC“ wird schneller kommen als von vielen erwartet: | |
Das marode Kongresszentrum am Funkturm, das seit 2014 leer steht und ab | |
2018 saniert werden soll, wird ab dem kommenden Monat als | |
Flüchtlingsunterkunft genutzt. | |
„Ab Mitte Dezember werden 500 Flüchtlinge temporär in das Gebäude einziehen | |
können“, sagte Reinhard Naumann (SPD), Bezirksbürgermeister von | |
Charlottenburg-Wilmersdorf am Dienstag Abend auf einer Veranstaltung zur | |
Zukunft des Internationalen Congress Centers im Rathaus des Bezirks. | |
Derzeit werde das Gebäude als „Notunterkunft für die Flüchtlinge | |
hergerichtet“. Die Flächen im Obergeschoss würden für 500 bis 1.000 | |
Asylsuchende ausgestattet. | |
Naumann und Emanuel Höger von der Messegesellschaft Berlin machten dabei | |
deutlich, dass „keine Gesundheitsgefährdung durch Schadstoffe ausgeht“. | |
Untersuchungen hätten ergeben, dass in den geplanten Aufenthaltsräumen | |
keine Asbestbelastung nachweisbar sei. Klar machten die Verantwortlichen | |
ebenso, dass das ICC als Flüchtlingsheim „keine Dauerlösung“ darstelle, d… | |
Sanierung 2018 könne dadurch nicht infrage gestellt werde. | |
Die Nutzung des Kongresszentrums als Flüchtlingsunterkunft war die | |
vielleicht griffigste Nachricht an diesem Abend zum Thema „Comeback für das | |
ICC“, zu dem der Bezirk, der Architekten und Ingenieurverein (AIV) und die | |
Berliner Wirtschaftsgespräche eingeladen hatten. Die Entscheidung des | |
Senats vom Sommer, das berühmte, 1979 eröffnete „Raumschiff“ zu erhalten, | |
für 200 Millionen Euro aus den öffentlichen Kassen zu sanieren, aber nur | |
einen Teil der Fläche, nämlich 10.000 Quadratmeter, wieder als Messezentrum | |
zu nutzen, warf dagegen hauptsächlich Fragen auf. | |
Die Renovierung des ICC sei nötig, weil unter anderem die gesamte | |
Gebäudetechnik veraltet ist und die zum Teil von Asbest ummantelte | |
Stahlkonstruktion saniert werden müsse, erinnerte Henner Bunde (CDU), | |
zuständiger Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft. Zugleich | |
mit der Modernisierung müsse aber auch erörtert werden, ob die riesigen | |
Flächen und Säle für Kongresse auf ein Drittel reduziert und welche | |
weiteren Nutzer – Hotel und Einzelhandel – später mit in das Haus geholt | |
werden sollten. „Das Gebäude und der geplante Denkmalschutz sind für mich | |
nicht unantastbar“, so Bunde. Das ICC benötige, um rentabel zu sein, „eine | |
Mischnutzung“. | |
Das genau diesem Argument misstrauten jedoch die anwesenden Architekten: | |
Man sei zwar froh, dass die Abrissdebatte der letzten Jahre vorbei sei. | |
Eine Reduzierung der Kongressfläche und geplante Umbauten bedeuteten jedoch | |
„massive Eingriffe in das Haus“, betonte der Architekt Uwe Hameyer. „Das | |
ICC ist ein Gesamtkunstwerk.“ Der Charakter des Kongresszentrums dürfe | |
nicht zerstört werden, auch nach der Sanierung müsse das Gebäude als Messe- | |
und Kongresszentrum zur Verfügung stehen. Aber ist das die Lösung? | |
Wohl kaum. Glaubt man Höger und Melanie Bähr von der IHK Berlin, dann sind | |
die Ansprüche von Messe- und Kongressveranstaltern heute anders als noch | |
1979. „Der City Cube, quasi die hochflexible Box, wird enorm stark | |
nachgefragt“, sagte Höger. Der Cube sei das Veranstaltungshaus der Zukunft. | |
Ein ICC als Gebäude und der Standort würden zwar funktionieren, der innere | |
Aufbau sollte sich aber an die heutigen und zukünftigen Anforderungen | |
anpassen. | |
4 Nov 2015 | |
## AUTOREN | |
Rolf Lautenschläger | |
## TAGS | |
Denkmalschutz | |
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ICC | |
Klaus Lederer | |
Flüchtlinge | |
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