# taz.de -- Schiedsspruch zu Geburtshilfe: Hausgeburt in Gefahr | |
> Ein Schiedsspruch belegt Hausgeburten mit Qualitätskriterien. | |
> Freiberufliche Hebammen fürchten um ihre Existenz. | |
Bild: Was eine Hebamme für ihren Job braucht. | |
BERLIN taz | Die freiberuflichen Hebammen schlagen Alarm. Sie befürchten, | |
dass viele Geburtshelferinnen künftig ihren Beruf aufgeben müssen. Anlass | |
ist die Entscheidung einer Schiedsstelle von vergangener Woche, die im | |
Streit mit den Krankenkassen angerufen worden war. Der Schiedsspruch legt | |
einen sogenannten Sicherstellungszuschlag für die hohen Haftpflichtprämien | |
und bestimmte Ausschlusskriterien für Hausgeburten fest. | |
„Die Entscheidungen der Schiedsstelle sind für uns so nicht hinnehmbar“, | |
meint Martina Klenk, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes (DHV). | |
Rechte von Frauen wie die freie Wahl des Geburtsortes sowie das Berufsrecht | |
der Hebammen würden damit unterlaufen. „Wir prüfen alle Mittel, um dagegen | |
vorzugehen.“ | |
Laut dem Schiedsspruch sollen die Hebammen zum Ausgleich für die | |
gestiegenen Prämien zur Haftpflichtversicherung in Zukunft einen | |
Sicherstellungszuschlag von 4.390 Euro im Jahr von den Krankenkassen | |
erhalten. Die Prämie beträgt 6.274 Euro. Freiberufliche Hebammen, die | |
mindestens vier Geburten im Jahr betreuen, sollen ein Recht auf den | |
Sicherstellungszuschlag haben. | |
Die Kosten für die Haftpflicht wurden bislang auch über die pauschalen | |
Vergütungen von Hausgeburten ausgeglichen. Dies ist nicht mehr der Fall, | |
eine Hausgeburt werde in Zukunft nur noch mit 675 Euro statt wie bisher mit | |
861 Euro vergütet, hieß es in einer Erklärung des Hebammenverbandes. Die | |
neuen Regelungen bedeuteten eine Verschlechterung, erklärte der Verband. | |
## Arzt muss zustimmen | |
Laut dem Schiedsspruch gibt es zudem künftig Qualitätskriterien für | |
Hausgeburten. Danach muss künftig bei der Überschreitung des errechneten | |
Geburtstermins um drei Tage ein Arzt zu Rate gezogen werden und seine | |
Zustimmung zur Hausgeburt geben. „Die Einführung von Ausschlusskriterien | |
hat nichts mit einer Verbesserung der Qualität in der außerklinischen | |
Geburtshilfe zu tun“, kritisierte Katharina Jeschke, Verhandlungsführerin | |
des Hebammenverbandes. | |
Der GKV-Spitzenverband der Krankenkassen lobte jedoch den Schiedsspruch. | |
Für werdende Mütter, die sich für eine Hausgeburt entschieden haben, gebe | |
es so mehr Sicherheit. Der Spitzenverband erklärte, dass durch die | |
Neuregelungen die Vergütungen für alle Hebammenleistungen ab sofort um fünf | |
Prozent angehoben werden. Derzeit sind nur noch 2.350 freiberufliche | |
Hebammen mit Geburtshilfe im Hebammenverband haftpflichtversichert. | |
29 Sep 2015 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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Bundesministerium für Gesundheit | |
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