# taz.de -- Die Streitfrage: „Wäre ich 08/15, wäre ich arbeitslos“ | |
> Ist 08/15 besser?, fragten wir taz-Leser und Promis. Es scheint, als | |
> würden sich viele danach sehnen. Nur Olivia Jones hat Panik vor dem | |
> Mittelmaß. | |
Bild: Bloß nicht durchschnittlich: das Erfolgsmodell von Drag Queen Olivia Jon… | |
1A, das ist man gerne. Oder unter den Top 3. Auch geben viele 110 Prozent | |
oder schlagen voll auf die Zwölf. Nur die Zahlen 08 und 15, sie führen | |
zusammen ein biederes, gar bedrückendes Dasein im deutschen Sprachgebrauch. | |
Denn wer würde sich schon gern als 08/15 beschreiben? Egal wie ambitioniert | |
man ist, der Standard ist nicht erstrebenswert. Oder etwa doch? Wie | |
schlecht ist 08/15 wirklich? | |
„Für mich selbst gäbe es nichts Schlimmeres als normal zu sein. Ich wäre ja | |
arbeitslos, wenn ich 08/15 wäre. Es ist zwar eine Herausforderung, sich | |
ständig irgendwie abheben zu müssen. Aber es macht auch Spaß“, schreibt die | |
Drag Queen Olivia Jones in der taz.am wochenende. | |
Nahezu gefährlich findet der Lebenscoach Jonathan Briefs das Gewöhnliche. | |
„Wer nach dem Prinzip 08/15 lebt, versucht dem Risiko der Veränderung zu | |
entfliehen und wählt doch in Wahrheit das größere Risiko, Sicherheit. Der | |
Preis ist hoch: Verlust von Lebensrelevanz“, ist sein Urteil. Er fordert, | |
in Anlehnung an Astrid Lindgren: „Mehr Pippi, weniger Annika!“ | |
Anders sieht das die Gesundheitspsychologin Dagmar Siebecke: „Wenn wir in | |
allen Bereichen unseres Lebens immer und überall herausragend sein wollen, | |
werden wir zum Burnout-Risiko-Kandidaten.“ Und auch taz-Leserin Veronika | |
Felder schreibt: „Es gibt Menschen, die mit einem einfachen Leben zufrieden | |
sind. Sie haben es so gewollt. Andere jedoch wollen mehr, geben sich nicht | |
so schnell zufrieden. Solche müssen eine Entscheidung treffen. Gibt man | |
sich dem Streben hin, muss man viel Energie aufbringen, der Trägheit | |
widerstehen. Entscheidet man sich anders, kann man ein ruhiges Leben führen | |
- insofern man auch davon überzeugt ist.“ | |
Eine, die weiß wie es ist, kein Mittelmaß zu sein, findet das Besondere in | |
den Kleinigkeiten des Lebens. „Ein gutes Gespräch, ein nettes Lächeln oder | |
den Sonnenstrahl, der durchs Fenster blitzt. Wir warten auf das Große und | |
übersehen die Dinge, die jeden Tag und jeden Menschen einzigartig machen“, | |
schreibt die Vorsitzende der Hochbegabtenvereinigung MinD, Tina Acham. | |
In der [1][taz.am wochenende vom 22./23. August 2015] diskutieren über die | |
Frage „Ist 08/15 besser?“ außerdem der Schauspieler Walter Sittler, den | |
Schlapphüte vor der Mittelmäßigkeit bewahren, Andrea Schröder vom DIN | |
Institut, die Kreativität durch Standards sucht und taz-Leserin Joyce | |
Meowius, für die Routine purer Luxus ist. | |
22 Aug 2015 | |
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[1] /Ausgabe-vom-22/23-August-2015/!160945/ | |
## AUTOREN | |
Timo Nicolas | |
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