Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- taz-Serie: Blasen: Für jedes Aua eine Geschäftsidee
> Kein Wehwehchen ist im Kapitalismus zu klein, um nicht doch noch zum
> Geldmachen zu taugen. Ein Beispiel: Fußblasenpflaster.
Bild: Barfuß in den Schuhen? Das gibt oft Blasen
Berlin taz | Eines ist sicher: auf keinen Fall aufreißen. Die Blase am Fuß
mag nerven und wehtun. Aber die Haut über der wunden Stelle schützt vor
Keimen und Bakterien, und damit vor einer Infektion. „Die Flüssigkeit in
der Blase bildet zudem eine Art schützendes Polster“, sagt Annett Ullrich,
Vizepräsidentin des Zentralverbands der Podologen und Fußpfleger
Deutschlands. „Blasen entstehen immer durch Reibung und Druck“, erklärt
sie. Weil viele ihre Füße im Sommer ohne Socken in Schuhe stecken, treten
die lästigen Druckstellen gerade in dieser Zeit auf. Das schmerzt.
Aber: Kein Wehwehchen ist im Kapitalismus zu klein, um nicht für eine
Geschäftsidee zu taugen. Mitte der 1980er Jahre entwickelten
Kosmetikhersteller im Westen spezielle Pflaster zur Behandlung der
schmerzhaften Wasserpickel. Im Sozialismus gab es keine Blasenpflaster.
Gothaplast, einst der einzige Pflasterhersteller der DDR und der größte im
Ostblock, nahm die Pflaster erst nach der Wende in die Produktpalette auf.
Wie der Mittelständler unterstützen rund ein Dutzend Hersteller Geplagte
mit diversen Pflastern, Gel-Einlagen, Cremes oder Antiblasensticks im Kampf
gegen die unerwünschten Beulen.
Bei der Herstellung bedient man sich der sogenannten
Hydrokolloid-Technologie. Spezielle Partikel in den Pflastern saugen die
Blasenflüssigkeit auf und liegen wie ein schützendes Polster über der
aufgescheuerten Haut. Weil die Wunde feucht bleibt, entstehen weder Schorf
noch Narben. „Für den Heilungsprozess notwendiges Gewebe, die
Epithelzellen, wachsen schneller und beschleunigen die Wundheilung“,
erklärt eine Sprecherin des Kosmetikkonzerns Johnson & Johnson, des
Marktführers. Der Konzern hat bei Blasenpflastern in Deutschland einen
Marktanteil von 59 Prozent und im Jahr 2014 mit diesen Produkten 21,5
Millionen Euro umgesetzt.
„Im Frühjahr ist der Absatz von Blasenpflaster am höchsten“, sagt eine
Sprecherin von Beiersdorf, dem deutschen Pflasterpionier. Ein Apotheker der
Firma hatte Ende des 19. Jahrhunderts den selbstklebenden Wundverband
erfunden – die erste Variante klebte aber so stark, dass daraus die
Kleberolle Tesa wurde. Erst die folgende Pflastergeneration eignete sich
für die menschliche Haut.
## Nicht alle Pflaster sind vegan
Die Preise für die Blasenlinderungsmittel liegen zwischen 3 und 10 Euro.
VeganerInnen sollten bedenken, dass nicht alle Produkte ohne tierische
Stoffe auskommen – was auf den Packungen nicht erkennbar ist. Blasen lassen
sich durchaus auch ohne Ankurbelung der Fußpflegemittelmarktes bewältigen.
„Im Notfall hilft auch ein normales Pflaster“, sagt Podologin Annett
Ulrich. „Das ist besser als gar nichts.“
Wer neue Schuhe gut einläuft, kommt auch ohne Mittelchen aus. Dazu sollten
die Schuhe mehrere Tage jeweils nicht mehr als eine halbe Stunde getragen
werden. Auch die Wahl der richtigen Socken ist wichtig: nicht zu groß und
atmungsaktiv.
23 Aug 2015
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
Verletzung
Sommer
Lockdown
Wale
Google
Süßigkeiten
## ARTIKEL ZUM THEMA
Zu Besuch bei der Fußpflege: Tiefenbohrungen unter Zehennägeln
Am Montag dürfen neben den Frisören auch Podologen wieder öffnen. Unsere
Autorin war nach Lockdown 1 zum ersten Mal da, weil „ihre Füße aussehen“.
Meeressäuger können coole Sachen: Das Atmen der Wale
Wale blasen aus Atemluft Kringel, dass Kettenraucher neidisch werden und
jagen Fischschwärme mit „Blasenvorhängen“.
„Filterblasen“ bei der Internetnutzung: Ungesunde Infohäppchen
Wer Google oder Facebook nutzt, landet in der Filter-Blase: vermeintlich
Unliebsames wird herausgefiltert. Es gibt immer mehr vom Gleichen.
Kaugummis auf Latex-Basis: Kauen für eine saubere Welt
Es gibt sie tatsächlich: Öko-Kaugummis. Und sie haben Vorteile. Auf dem
Massenmarkt haben sie sich aber noch nicht durchgesetzt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.