# taz.de -- Frauenfußball in Berlin: Hertha lässt die Frauen hängen | |
> Obwohl sich die Lübarser Fußballerinnen den Aufstieg in die Bundesliga | |
> gesichert hatten, treten sie erneut in der Zweiten Liga an. Das liegt | |
> auch an Hertha BSC. | |
Wenn André Eggert an den kommenden Sonntag denkt, sind seine Gefühle | |
durchaus gemischt. Gerne hätte der Leiter der Abteilung Frauenfußball beim | |
1. FC Lübars seine Spielerinnen gegen Turbine Potsdam, Bayern München oder | |
Wolfsburg auflaufen sehen. Tatsächlich geht es auf dem Sportplatz an der | |
Finsterwalder Straße aber gegen die zweite Mannschaft von Turbine Potsdam. | |
Denn obwohl sich die Fußballerinnen aus Lübars in der vergangenen Saison | |
den Aufstieg in die Bundesliga gesichert haben, treten sie nun erneut in | |
der Zweiten Frauenfußball-Bundesliga Staffel Nord an. | |
## Frauenfußball fördern | |
Dass die Bundesliga vorerst ein Traum bleibt, hat zwei Gründe. Einer von | |
ihnen heißt Hertha BSC. 2009 startete der Bundesligist eine Kooperation mit | |
den Lübarser Frauen. Hintergrund war die Frauen-Fußball-WM 2011 in | |
Deutschland und die Aufforderung des damaligen DFB-Präsidenten Theo | |
Zwanziger an die Profivereine, den Frauenfußball stärker zu unterstützen. | |
Doch schon im Januar dieses Jahres kündigte Hertha an, die Kooperation, die | |
noch bis 2016 läuft, nicht verlängern zu wollen. Damit war klar, dass | |
Hertha auch nicht für den Spielbetrieb in der Bundesliga aufkommt, der pro | |
Saison etwa 600.000 Euro kostet. | |
Die Fußballerinnen aus Lübars hatten sich von der Kooperation mit Hertha | |
mehr erhofft. Sogar einen Spielbetrieb als Frauenmannschaft von Hertha | |
hätte man sich vorstellen können, sagt André Eggert. Immerhin sei manche | |
Verpflichtung einer Spielerin auch deshalb gelungen, weil die Lübarserinnen | |
als „Hertha-Frauen“ galten. Auch der Präsident des 1. FC Lübars, Michael | |
Reinke, bedauerte das Ende der Zusammenarbeit. Dem Deutschlandradio Kultur | |
sagte Reinke: „Wir kriegen Kleidung von Hertha BSC aus dem | |
Kooperationsvertrag und in diversen Dingen Unterstützung, aber eben nicht | |
so, wie es mal ganz am Anfang geplant war. Nämlich dass Hertha die Frauen | |
übernimmt und sie dann bundesligatauglich macht.“ Von Hertha ließ | |
Pressesprecher Peter Bohmbach dazu lediglich mitteilen: „Das Präsidium hat | |
beschlossen, die am Ende dieser Spielzeit 15/16 auslaufende Kooperation mit | |
dem 1. FC Lübars nicht zu verlängern – dies wurde auch dem 1. FC Lübars | |
frühzeitig mitgeteilt.“ | |
Vorerst spielen die Frauen des 1. FC Lübars also wieder zweitklassig. Doch | |
den Traum von der Bundesliga hat André Eggert noch nicht aufgegeben. Im | |
September soll deshalb die Frauenfußballabteilung darüber diskutieren, ob | |
nicht ein eigener Verein die bessere Lösung wären. Schließlich sind auch | |
Turbine Potsdam und der FFC Frankfurt als reine Frauenfußballvereine | |
erfolgreich in der Bundesliga. „Wir glauben, dass es uns dann besser | |
gelingt, Sponsoren zu werben“, sagt Eggert. Mit anderen Vereinen wie | |
Wolfsburg will sich Lübars ohnehin nicht messen. Im VW-Verein beträgt der | |
Etat für die erste Frauenliga 3,5 Millionen im Jahr. | |
Doch das Geld ist nicht alles. Hätten die Frauen des FC Lübars die | |
Bundesliga finanziell stemmen können, wäre noch die Frage nach den | |
Trainingsplätzen und dem Spielort. „Das Stadion an der Finsterwalder Straße | |
ist nicht bundesligatauglich“, bestätigt der stellvertretende Leiter des | |
Sportamts im Bezirksamt Reinickendorf, Zygowski. Geld für eine | |
Rundumerneuerung sei aber auch nicht vorhanden. „Uns sind da die Hände | |
gebunden“, so Zygowski. | |
Für Frauenfußball-Chef Eggert steht aber auch der Senat in der Pflicht. | |
„Wir würden am liebsten im Hertha Amateurstadion spielen und auf dem | |
Gelände des Olympiastadions trainieren“, sagt Eggert. Doch da winkt der | |
Senat ab. Für Sportstätten seien die Bezirke zuständig, lässt | |
Sport-Staatssekretär Andreas Statzkowski (CDU) mitteilen. Und der | |
Olympiapark, für den seine Verwaltung zuständig ist, sei bereits | |
ausgebucht. „Die vorhandenen Plätze sind ausgelastet, für weitere Nutzungen | |
fehlt es an Feldkapazitäten mit Beleuchtung und Umkleidemöglichkeiten.“ | |
Statzkowskis Tip an die Frauen in Lübars: „Zunächst wäre das Bezirksamt | |
Reinickendorf für die Versorgung des Vereins mit geeigneten Sportstätten | |
zuständig und erster Ansprechpartner.“ | |
## 1. Berliner FFC | |
Als Berlin sich für Olympia 2024 bewarb, hatte Sportsenator Frank Henkel | |
(CDU) noch vollmundig erklärt: „Wir sind Deutschlands Sportstadt Nummer | |
eins.“ Und nun soll nicht einmal Platz für den Frauenfußball vorhanden | |
sein? André Eggert hat die Hoffnung dennoch nicht aufgegeben. „Wenn wir | |
grünes Licht bekommen und einen eigenen Frauenfußball-Verein gründen | |
können, werden wir natürlich einen neuen Anlauf für Gespräche nehmen.“ De… | |
anders als bisher soll dann auch Berlin im Namen des Vereins stehen. „Die | |
Farben grün-weiß wollen wir mitnehmen, doch es gibt auch schon erste Ideen | |
für einen neuen Namen. So könnte der neue Verein 1. Berliner FFC heißen“, | |
so Eggert. Das Kalkül dahinter: Mit Berlin im Namen bekäme ein | |
Frauenfußballverein sicher mehr Unterstützung als mit dem Namen eines | |
Dorfes im Berliner Norden. | |
29 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Uwe Rada | |
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