# taz.de -- Schutz für Jesiden: Bremen will weiter Jesiden retten | |
> Trotz Rüge vom Bundesinnenminister will Bremen weiter Jesiden Schutz | |
> bieten. Zwei Frauen aber versagte die Ausländerbehörde bereits den | |
> Nachzug aus dem Irak. | |
Bild: Jesiden befürchten Genozid im Irak: Bremen darf sie laut Innenminister n… | |
BREMEN taz | Bremen will weiter rechtliche Spielräume nutzen, um Jesiden | |
aus dem Irak und Syrien zu retten. Dazu würde wie bisher selbst Verwandten, | |
die nicht zur engsten Kernfamilie zählen, der Nachzug zu ihren Angehörigen | |
nach Bremen erleichtert. | |
So zumindest hört man es aus Insider-Kreisen. Eigentlich hatte das | |
Bundesinnenministerium (BMI) diese Praxis in einem Schreiben gerügt: | |
Demnach legt Bremen die Paragrafen zum Familiennachzug zu großzügig aus | |
(taz berichtete). | |
Die Bürgerschaft hatte im September 2014 beschlossen, dass Bremen | |
Angehörige von Minderheiten aus dem Irak und Syrien, die vom „Islamischen | |
Staat“ (IS) bedroht sind, aufnehmen soll. Seitdem wurde dafür der | |
juristische Weg des Familiennachzugs genutzt. | |
## Auch „sonstige Familienangehörige“ | |
Angewendet wurde der nicht nur auf die Kernfamilie, sondern auch auf | |
„sonstige Familienangehörige“ – vor allem als humanitäre Geste: Zahlrei… | |
Berichte zeugen von den Greueltaten, die vor allem Frauen drohen, wenn sie | |
in die Hände der IS-Terroristen fallen. Laut Innenressort wurde so bislang | |
zehn Menschen eine Flucht aus Syrien und dem Irak nach Bremen ermöglicht. | |
Für das BMI ein Grund, Bremen zu rügen. Ein Ministeriums-Sprecher erklärte | |
der taz: Die begrenzten Nachzugsmöglichkeiten für Angehörige, die nicht zur | |
Kernfamilie gehören, seien „nicht dazu geeignet, auf Fluchtprobleme eine | |
Antwort zu geben“. Zulässig sei dies nur zur Vermeidung einer | |
„außergewöhnlichen Härte“. | |
Und diese besteht für das BMI nicht darin, dass IS-Terroristen mit Tod und | |
Folter drohen: „Ein bewaffneter Konflikt, der unzweifelhaft für alle | |
Betroffenen eine Härte begründet, erfüllt die Voraussetzung der | |
Familienbezogenheit nicht“, so der BMI-Sprecher. Die „außergewöhnliche | |
Härte“ gelte nur „familienbezogen“. | |
## Umstände sind juristisch relevant | |
Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin des Innensenators, erklärte, in Bremen | |
seien die „rechtlichen Regelungen“ bekannt und auch entsprechend umgesetzt | |
worden. Im Bezug auf Angehörige, die nicht zur Kernfamilie gehören, | |
erklärte sie: „Im Rahmen der Möglichkeiten, die § 36 uns lässt, werden wir | |
die Fälle auch künftig bewerten und prüfen.“ | |
Der Bremer Migrationsrechtler Albert Timmer bezweifelt stark, dass sich in | |
Bremen nach dem Schreiben aus dem BMI nichts ändere: Er betreue den Fall | |
zweier jesidischer Frauen, die im Nord-Irak festsitzen – nur wenige | |
Kilometer von den IS-Terroristen entfernt. | |
Sie sind die volljährigen Töchter eines Jesiden, der in Bremen ist. Der | |
Nachzug sei ihnen auch mit Verweis auf das Schreiben des BMI von der Bremer | |
Ausländerbehörde verwehrt worden, so Timmer. Die Auffassung des BMI hält er | |
auch rechtlich für „bedenklich“. Für den Familiennachzug seien die Umstä… | |
im Herkunftsland juristisch durchaus relevant. | |
20 Aug 2015 | |
## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
## TAGS | |
Zentralrat der Jesiden | |
Jesiden | |
Bremen | |
Nordirak | |
Schwerpunkt Syrien | |
„Islamischer Staat“ (IS) | |
„Islamischer Staat“ (IS) | |
Zentralrat der Jesiden | |
Jesiden | |
Jesiden | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Minderheit unter Druck: Bund stoppt Jesiden-Schutz | |
Innenministerium verhindert Schutz von Jesiden: Bremen solle es Angehörigen | |
von Minderheiten nicht mehr erlauben, ihre Familien nach Deutschland zu | |
holen. | |
Jesiden in Deutschland: Das Trauma der Vorfahren | |
100.000 Jesiden leben in Deutschland. Auf den IS-Terror „war niemand | |
vorbereitet“, sagt Yunus Cengiz. Ein Besuch in einer jesidischen Gemeinde. | |
Protest gegen Verfolgung: Jesiden gegen den Terror | |
Truppen des „Islamischen Staates“ massakrieren Jesiden im Irak. In Bremen | |
demonstrieren Angehörige der kurdischen Religionsgemeinschaft für den | |
Frieden. |