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# taz.de -- Klüngelei im spanischen Fußball: Unter Freunden
> Der FC Valencia berücksichtigt diesen Sommer bevorzugt
> Spielerempfehlungen eines Beraters. Pikant: Er ist ein Geschäftspartner
> von Investor Peter Lim.
Bild: Ist auch ein Klient von Lims Geschäftspartner Jorge Mendes: Valencia-Tra…
Allein unter Spaniern benutzt Phil Neville die Hände statt des Munds, um
sich verständlich zu machen. Er ballt die Fäuste und schüttelt sie. Die
Frage ist allerdings, ob ein Assistenztrainer seinen Fußballern nicht mehr
vermitteln muss als ein paar Emotionen durch Gesten. Und zwangsläufig fragt
man sich weiter: Wie um alle Welt wurde der ehemalige englische
Nationalspieler Phil Neville, der sein ganzes Leben im Radius von
Manchester verbrachte und bis dato kein Wort Spanisch spricht,
Assistenztrainer beim spanischen Champions-League-Teilnehmer FC Valencia?
Ein Spieler Valencias gab mit einem Lächeln die Antwort beim
Privatgespräch: Phil Neville sei bestens mit Valencias Besitzer bekannt,
dem Singapurer Milliardär Peter Lim. Freundschaftliche Verbindungen mit Lim
scheinen ein wichtiges Argument zu sein, um im Team des FC Valencia
Anstellung zu finden: Fünf der sechs Spieler, die Valencia diesen Sommer
für rund 90 Millionen Euro Ablöse verpflichtete, werden vom portugiesischen
Spielerberater Jorge Mendes vertreten, und dessen Freund und
Geschäftspartner ist: Peter Lim.
Das ist ein neues Modell im Profifußball: Ein Berater lässt einen
Geschäftspartner einen Champions-League-Klub kaufen und bringt dort
vorzugsweise seine Spieler unter. Jorge Mendes, der einflussreichste
Spielerberater des Fußballs, der auch Cristiano Ronaldo, James Rodríguez
und Falcão vertritt, dürfte bei den Transfers dieses Sommers rund 7
Millionen Euro an Provisionen vom FC Valencia erhalten haben. Warum
Valencia etwa für den von Mendes betreuten João Cancelo 15 Millionen Euro
Ablöse zahlte, ist schwer nachzuvollziehen. Der Junge spielte in Benfica
Lissabons B-Team.
Gewiss, Lims Vorgänger haben den FC Valencia mit über 400 Millionen Euro
Schulden an die Wand gefahren. Lim hat den Verein mit Mendes’ Männern
wiederbelebt. Die Rückkehr in die Champions League dient als Beleg, an
diesem Samstag kann sich das Publikum bei einem Showmatch gegen Bayern
München in Peking von der Qualität der Elf überzeugen. Grundsätzlich aber
ist fragwürdig, was in Valencia geschieht: Der Trainer Juan Antonio Pizzi
musste nach Lims Übernahme sofort gehen, statt seiner wurde ein Klient von
Mendes installiert: Nuno Espírito Santo. Auch der Sportdirektor Rufete
verließ den Klub, nachdem Entscheidungen über seinen Kopf getroffen wurden.
Der Verein hat seine Unabhängigkeit verloren.
## Eine neue Versorgungskette
Der Portugiese Jorge Mendes führte einst nahe Porto eine Diskothek namens
Alfandega, die von Fußballern frequentiert wurde, und war plötzlich ihr
Berater. Lim verdiente mit Börsengeschäften seine erste Million, er
investierte in eine Palmölfirma, in einen Krankenhausbetreiber, in den
Formel-1-Rennstall McLaren. Irgendwo auf diesem Weg begegneten sich Mendes
und Lim.
Schon ihr erstes gemeinsames Geschäft war heikel: Über den Fonds Sports
Quality Investments kauften sie Klubs Anteile an den Transferrechten der
Spieler ab. Die Intention lag nahe: Der Fonds konnte beeinflussen, ob und
an wen der Spieler verkauft wurde. Der Weltverband Fifa verbot daraufhin
Außenstehenden den Besitz von Transferrechten. Lim und Mendes haben in
Valencia einen neuen Weg gefunden, die Versorgungskette des Fußballs zu
beherrschen.
400 Millionen Euro würde Lim in Valencia investieren, hieß es, als er im
Oktober 2014 die Mehrheit des Klubs kaufte. Tatsächlich hat Peter Lim dem
FC Valencia 100 Millionen Euro geliehen. Den Kredit muss ihm der Verein
zurückzahlen. Natürlich schön verzinst.
17 Jul 2015
## AUTOREN
Ronald Reng
## TAGS
FC Valencia
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