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# taz.de -- Goethe-Plakette für Sven Väth: Der „Babba“
> Sven Väth erhält die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt. Das Erbe des
> Techno verwalten dort heute längst andere.
Bild: Im Namen Goethes: Sven Väth beim Kappa FuturFestival in Turin im Juli 20…
Im letzten Jahrhundert gab es einen Wettstreit zwischen Berlin und
Frankfurt um den Status der Hauptstadt des Techno. Berlin entschied das
Rennen alsbald für sich. Nun doppelt Frankfurt mit einem ganzen Paket an
kultureller Aufarbeitung nach.
Rewind: 2005 eröffneten zeitgleich das Berghain in Berlin und der
Cocoonclub in Frankfurt. Heute ist das Berghain eine weltweite
Nachtleben-Marke. Der Cocoonclub von Sven Väth hat dagegen 2013
dichtgemacht. „Babba“, wie Väth in Frankfurt gerne genannt wird, lebt
mittlerweile abwechselnd in London und auf der Partyinsel Ibiza. Doch
vielleicht hat sich diese Tatsache noch nicht bis in den Frankfurter Römer
herumgesprochen.
Jedenfalls verleihen die Stadtoberen um Oberbürgermeister Peter Feldmann
(SPD) am Freitag Sven Väth die Goethe-Plakette. Die Verdienste des
50-Jährigen um den Aufbau der elektronischen Musikszene sind unbestritten.
In seiner Heimatstadt nehmen ihm allerdings viele die Tatsache übel, dass
er die Insolvenz seines Clubs auf das angegliederte Edelrestaurant
abgewälzt hat. Mit dem Cocoonclub ist jedenfalls der Versuch gescheitert,
die Tradition der Frankfurter Technoclubs wiederzubeleben.
Die Profiteure sitzen wenige Kilometer entfernt in Offenbach. Ihr Club
„Robert Johnson“ ist der einzige Lichtblick in der Rhein-Main-Region, einst
stolze Heimat von Clubs wie Dorian Gray im Frankfurter Flughafen, „XS“,
„Omen“ oder dessen Nachfolger „U 60311“.
Robert-Betreiber Athanassios Macias (alias DJ Ata) ist das einerlei: „Wir
verzeichnen zwar nicht so viele Techno-Touristen wie Berlin“. Aber, fügt er
hinzu: „Gerne würde ich den Berlinern mal zeigen, wie man auch anders
,Club‘ machen kann.“ Momentan beherbergt Ata ein Filmteam. „Denk ich an
Deutschland in der Nacht“ heißt die Techno-Doku, die Regisseur Romuald
Karmakar im Robert Johnson dreht. Der gebürtige Hesse will damit die
Bedeutung von Rhein-Main für Techno hervorheben.
Als Protagonisten hat er neben Ata die Produzenten Roman Flügel und Ricardo
Villalobos ausgewählt. Beide haben ihre Karrieren bei „Babba“ Väth
gestartet, zu einer Zeit, als dessen Club „Omen“ noch Technofans von
weither angezogen hat. Villalobos brachte seine Bongos mit und trommelte
die ganze Nacht. Als seine DJ-Karriere in Gang gekommen war, zog er nach
Berlin.
## Technomuseum
Unterdessen haben zwei andere Frankfurter Pioniere ein Vorhaben publik
gemacht: Andreas Tomalla alias DJ Talla 2XLC (Macher des „Dorian Gray“) und
Alex Azary (einst Club „XS“) wollen in den Räumen des Kindermuseums an der
Hauptwache 2017 ein Technomuseum eröffnen: „Museum Of Modern Electronic
Music“ soll es heißen, kurz: Momem.
Den Segen der Kommune Frankfurt haben sie bereits. Mitinitiator Tomalla,
seit fünf Jahren Träger der Ehrenplakette der Stadt, versteht sich gar als
Erfinder des Begriffs Techno: „Wir waren früher dran als die Produzenten in
Detroit.“
Starker Tobak, das findet auch der Produzent Christian Rindermann alias DJ
C-Rock. „Viele Bezugspunkte sind in Frankfurt längst verschwunden, genau
wie die DJs nach Berlin abgewandert sind.“
## Ranschmeiße an Väth und Konsorten
Achim Szepanski, der jahrelang im Frankfurter Untergrund legale und
illegale Raves veranstaltet hat und bis 2005 auch die Labels Force Inc. und
Mille Plateaux betrieb, kritisiert die Ranschmeiße an Väth und Konsorten:
„Frankfurt will dadurch nur sein Städteranking verbessern.“ In Szepanskis
Onlinemagazin NON liest man stattdessen mehr über die Technostadt Detroit.
Highlight des Technomuseums Momem soll übrigens eine begehbare Discokugel
werden. Womöglich entsteht ja auch noch ein Wachsfigurenkabinett der
Frankfurter Technoikonen, inklusive Kopie von Sven Väth.
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## AUTOREN
Stefan Müller
## TAGS
Techno
Musik
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