# taz.de -- Polizeigewalt in den USA: Schwarzer stirbt bei Festnahme | |
> In Alabama setzten Beamte Pfefferspray gegen einen unbewaffneten Mann | |
> ein. Die Polizei leitet Ermittlungen ein, hält ihr Video aber unter | |
> Verschluss. | |
Bild: Seit Monaten gehen in den US-Städten Menschen gegen rassistisch motivier… | |
Washington taz | Der Tod von Anthony Dewayne Ware wird wahrscheinlich keine | |
Protestbewegung auslösen. Er kam bei seiner Festnahme in Tuscaloosa, | |
Alabama ums Leben. Als er sich dagegen wehrte, dass die sechs PolizistInnen | |
ihm Handschellen anlegten, besprühten sie ihn mit Oleoresin Capsicum – | |
Pfefferspray. Momente später war der 35-jährige unbewaffnete Afroamerikaner | |
tot. | |
Je nachdem, welche Quelle man konsultiert, war Dewayne Ware das [1][603. | |
Opfer tödlicher Polizeigewalt] in den USA im laufenden Jahr. | |
Beziehungsweise das [2][597. Opfer]. Zwischen seinem Tod am vergangenen | |
Freitagabend und dem Redaktionsschluss der taz am Sonntag sind mindestens | |
zwei weitere Menschen durch Polizeigewalt ums Leben gekommen. | |
Alle Daten über die Polizeigewalt stammen aus zivilgesellschaftlichen | |
Quellen. Die Polizei selbst erfasst ihre tödlichen Einsätze nicht | |
systematisch. In Washington führt das FBI zwar eine Statistik mit dem Namen | |
„Justifiable Homocide“ – vetretbare Tötung, doch die basiert auf | |
freiwilligen Mitteilungen. Von 2005 bis 2012 haben dort lediglich 1.100 der | |
insgesamt 18.000 Polizeibehörden der USA Meldungen eingereicht. | |
## Ein anonymer Anruf | |
Als die Polizei am Freitagabend kam, lief Dewayne Ware von der Veranda in | |
der Crescent- East-Wohnanlage in ein benachbartes Waldstück. Dort | |
überwältigten ihn die PolizistInnen – drei weiße Männer, eine weiße und | |
eine asiatische Frau sowie ein schwarzer Mann. Sie besprühten ihn mit | |
Pfefferspray. Schon auf dem Weg zurück zur Straße brach Ware zusammen. Im | |
Krankenhaus konnte nur noch sein Tod festgestellt werden. | |
Auf der Pressekonferenz am Samstag in Tuscaloosa sprach Staatsanwältin Lyn | |
Head von dem „Mitgefühl“ der Polizisten. Sie hätten umgehend versucht, den | |
kollabierten Dewayne Ware wiederzubeleben. Bei derselben Pressekonfererenz | |
teilte der Vizepolizeichef von Tuscaloosa, Ronny Dunn, mit, dass ein | |
anonymer Anrufer die Polizei geholt habe, weil ein Mann „mit einer | |
Schusswaffe“ auf der Veranda sitze. | |
## Allenfalls eine Kurzmeldung | |
Die Polizei untersucht den Vorfall. Aber die sechs PolizstInnen bleiben | |
weiterhin im Dienst. Und die Videoaufzeichnungen sollen erst später | |
veröffentlicht werden. | |
In den US-Medien kommt der Tod von Dewayne Ware allenfalls als Kurzmeldung | |
vor – begleitet von der Liste seiner Vorstrafen. Das öffentliche | |
gleichgültige Schulterzucken mag auch daran liegen, dass es in Alabama, im | |
Tiefen Süden, geschah, wo es gegenwärtig keine starken sozialen Bewegungen | |
gibt. Sowie daran, dass – soweit bisher bekannt – keine unabhängige Person | |
die Festnahme per Video aufgezeichnet hat. | |
12 Jul 2015 | |
## LINKS | |
[1] http://killedbypolice.net | |
[2] http://www.theguardian.com/us-news/ng-interactive/2015/jun/01/the-counted-p… | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
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