# taz.de -- Gemeinschaftsprojekt: Wohnen unterm Kran | |
> Auf einem früheren Kasernengelände in Oldenburg entsteht ein neues | |
> Wohnviertel – auch eine kleine Genossenschaft hat sich eingekauft. | |
Bild: Soldaten raus, Mieter rein: Lastwagen-Werkstatt auf dem Oldenburger Kaser… | |
HAMBURG taz | Gearbeitet wird in der Werkstatt schon lange nicht mehr, aber | |
die Reparaturgruben für die Lastwagen sind noch da. Auch die Krananlage, | |
die mal Motoren wuchtete, hängt noch unter der Decke. Nebenan sind die | |
früheren Büros und Werkzeuglager. Bald schon zieht hier eine neue | |
Hausgemeinschaft ein. Die Genossenschaft Kreaktiv will die Halle auf dem | |
Gelände einer Oldenburger Kaserne zu 14 Wohnungen zwischen 55 und 140 | |
Quadratmeter umbauen. Die Werkshalle wird Gemeinschaftsraum - mit Kran. | |
„Der ist denkmalgeschützt und muss hängen bleiben“, sagt Ulrich, Vorstand | |
der Genossenschaft. Er geht mit ein paar Genossen durchs ehemalige | |
Werkzeuglager, zeigt auf Kreidestriche am Boden, die markieren, wie die | |
Wohnung aussehen soll. | |
Das Projekt ist Teil des Umbruchs auf dem Kasernengelände. Seit hier 2008 | |
die letzten Bundeswehrsoldaten abgezogen wurden, entsteht das Quartier „Neu | |
Donnerschwee“. Mehrere Bauherren wollen auf dem knapp 19 Hektar großen | |
Gelände Wohnraum schaffen, etwa der Investor Parkresidenz Oldenburg, der | |
den Großteil der denkmalgeschützten Backsteinbauten zu 750 Wohnungen | |
umbaut. Stiftungen bauen am Rande des Geländes Häuser für barrierrefreies | |
Wohnen und Kreaktiv will mit der Sanierung im Spätsommer starten. Bis | |
hierhin war es ein langer Weg. | |
2012 hat sich Kreaktiv als Verein für gemeinschaftliches Wohnen gegründet. | |
Die Mitglieder mussten zunächst ihre Vorstellungen zusammenbringen und ein | |
geeignetes Gebäude finden. Je weiter das Projekt voran schritt, desto mehr | |
Fragen kamen auf, etwa nach der Rechtsform. Schließlich gründeten 18 der 22 | |
Vereinsmitglieder eine Genossenschaft, die die Verhandlungen führt sowie | |
den Grundstückskauf und den Bau abwickelt. Auch die Finanzierung musste | |
geklärt werden. „Wir sind eben Privatleute mit normalen Einkommen“, erklä… | |
Genossenschaftsmitglied Jürgen. Die Banken hätten gezögert, weil sie sich | |
mit Gemeinschaftsprojekten schwer täten. Auch bis der Denkmalschutz mit den | |
Umbauplänen einverstanden war dauerte es über ein Jahr. Jetzt stehen | |
Finanzierung und Sanierungsplan. | |
Die Sanierung wird insgesamt 2,5 Millionen Euro kosten - davon musste die | |
Genossenschaft 500.000 Euro als Eigenkapital aufbringen. Ist alles fertig | |
umgebaut, bleiben die Genossen Eigentümer des Grundstücks, der | |
Gemeinschaftsräume und einer Wohnung, die sie vermieten wollen. Die übrigen | |
Wohnungen gehen in den Besitz der Genossenschaftsmitglieder über. Eine | |
Wohnung ist noch frei, sie suchen jemanden, am liebsten eine Familie mit | |
Kindern. | |
„Im Vordergrund steht die Gemeinschaft“, sagt Genossenschaftsmitglied | |
Jürgen. Es wird einen Gemeinschaftsgarten geben und die ehemalige Werkstadt | |
soll für Bewohner des neuen Quartiers geöffnet werden. Unter dem alten Kran | |
sollen dann Reparatur- oder Bücher-Cafés stattfinden, so die Idee. Damit | |
wird sich die Kreaktiv-Gemeinschaft wohl gut in das neue Quartier einfügen, | |
in dem nach dem Willen der Planer Wohnen und Gemeinschaft zusammenkommen | |
sollen. | |
2 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Manuela Sies | |
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