# taz.de -- Krise in Griechenland und Syriza: Widerstand aus den eigenen Reihen | |
> Das Sparprogramm, dem die griechische Regierung letztlich wird zustimmen | |
> müssen, hat viele Gegner. Und so hofft die Opposition auf Neuwahlen. | |
Bild: Hier lässt sich nichts mehr sparen. | |
Athen taz | Am deutlichsten äußerte sich der Vizepräsident des Parlaments | |
Alexis Mitropoulos, nachdem die jüngsten Tsipras-Vorschläge für eine | |
„endgültige Lösung der Schuldenfrage“ bekannt wurden: Diese Sparmaßnahmen | |
kämen nicht durch dieses Parlament, mahnte der promovierte Jurist, der aus | |
der sozialistischen Pasok kommt. | |
Seine Ablehnung brachte auch der Abgeordnete Jannis Michelogiannakis zum | |
Ausdruck: Die vorgeschlagenen Sparauflagen seien fast noch schlimmer als | |
das verhasste „Memorandum der Austerität“ und würden zur Verelendung | |
Griechenlands führen, erklärte der Politiker aus Kreta. Ein Sprecher des | |
Syriza-Linksflügels attackierte die Geldgeber scharf und erklärte, je mehr | |
Zugeständnisse Tsipras mache, desto mehr Zugeständnisse würden sie fordern. | |
Wie viele Syriza-Abgeordnete werden letzten Endes gegen einen Kompromiss | |
mit den Gläubigern Griechenlands stimmen und dadurch den Regierungssturz | |
und Neuwahlen riskieren? Die konservativ-liberale Zeitung Kathimerini meint | |
zu wissen, dass bisher sieben Vertreter der Linkspartei den Kompromiss | |
ablehnen. | |
Damit könnte Tsipras, der 149 von insgesamt 300 Abgeordneten im Parlament | |
stellt, noch auskommen – aber nur, wenn sein Mehrheitsbeschaffer, die | |
rechtspopulistische Partei „Unabhängige Griechen“ (Anel) mit ihren 13 | |
Abgeordneten, für die Sparauflagen stimmt. Das ist keineswegs sicher, zumal | |
Anel-Chef Panos Kammenos eine Erhöhung der Umsatzsteuer auf den | |
griechischen Inseln, wie sie die Geldgeber fordern, zum „Kriegsgrund“ | |
erklärt hat. | |
## Auf Neuwahlen spekulieren | |
Für den Fall, dass die Athener Koalition ihr Abkommen im Parlament nicht | |
durchbringt, stellt sich die Frage, ob ihr die Oppositionsparteien zur | |
notwendigen Mehrheit verhelfen. Bisher hat sich nur die europafreundliche, | |
sozialdemokratische Partei To Potami dazu bekannt. „Selbst eine schlechte | |
Einigung besser als gar keine Einigung“, mahnt Parteichef Stavros | |
Theodorakis, der ein gutes Verhältnis zu Premier Tsipras pflegt. Allerdings | |
hat auch Theodorakis nicht mehr als 17 Abgeordnete im Parlament. | |
Von besonderer Brisanz ist die Frage, ob die bis Januar regierenden | |
Konservativen als größte Oppositionskraft bereit wären, einen Kompromiss | |
mitzutragen. Dafür spräche immerhin, dass ihr Chef Antonis Samaras sich | |
gern als Fürsprecher einer konsensorientierten Reformpolitik präsentiert. | |
Doch nun stehen wohl andere Überlegungen im Vordergrund. Das Kalkül von | |
Samaras lautet: Falls die Menschen in Griechenland merken, dass Tsipras von | |
zentralen Wahlversprechen abrückt und nicht mehr, sondern eher weniger | |
herausholt bei den Verhandlungen mit den Geldgebern, dann würden sie wohl | |
wieder für die Konservativen stimmen wollen – und der ehemalige | |
Regierungschef wäre natürlich bereit, „Verantwortung zu übernehmen“ nach | |
einer Neuwahl, die angeblich niemand will und anscheinend doch viele | |
herbeisehnen. | |
26 Jun 2015 | |
## AUTOREN | |
Jannis Papadimitrou | |
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