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# taz.de -- Die Wahrheit: Kringel-Ei und Nougat-Dieb
> Neues aus Neuseeland: In Aotearoa ist was los. Polizisten klauen im
> Supermarkt, Straßentunnel werden aus obskuren Gründen gesperrt.
Zwei Wochen sind eine ziemliche Ewigkeit in einem Land am Ende der Welt, wo
angeblich nie etwas passiert. Da blökt höchstens mal ein Schaf zu laut und
der Milchpreis steigt. Denkt man. Nicht so in diesem Wintermonat Juli, der
meistens verschnarcht, aber noch kaum verschneit ist. Keine Ahnung, was
gerade kosmisch abgeht, aber hier auf unserem entlegenen Flecken Erde ist
verdammt viel los. Eine Nachrichtenflut der Absonderlichkeiten in Down
Under.
Es begann in Rom, wo Ordensschwester Jane O’Carroll aus Auckland mit ihrer
irischen Kollegin an einem heißen Wochenende im Aufzug eines Klosters
stecken blieb. Erst nach drei Tagen wurden die halb verdörrten Damen
gerettet, ihr Schicksal ging um die Welt. In Neuseeland beschäftigte man
sich im Radio mit der Frage: Tranken die Nonnen ihr eigenes Pipi?
Besser könnte die Überleitung zum nächsten Thema kaum sein. Es handelt vom
Straßentunnel in Wellington, dem ein „toilet accident“ widerfuhr.
Autofahrer mussten vorige Woche um sechs Uhr morgens eine Dreiviertelstunde
warten, bevor sie durch den Tunnel fahren durften. Denn ein Betrunkener
hatte dort kurz vorher sein Geschäft verrichtet. Ein „Sicherheits- und
Gesundheitsrisiko“, so die Verkehrsbehörde, die den Haufen entfernen
musste. Und wieder entbrannte Volkes Debatte: Soll man demnächst auch bei
jedem Kuhfladen die Landstraße sperren? Ein ethisches Dilemma.
Größere Fragen der Moral wirft der Fall auf, der am Sonntag die Titelseiten
im Lande beherrschte. Es geht um einen angeblich kriminellen Polizisten.
Der habe im Supermarkt gestohlen, behauptet seine ehemalige
Schwiegermutter, die dort arbeitet.
Fest steht, dass sich Wachtmeister Chris Hickie lose Süßigkeiten am
Selbstbedienungsregal abgefüllt hat. Fraglich ist jedoch, ob er sich von
den Billigbonbons (1,49 Dollar pro hundert Gramm) oder dem edleren Nougat
(2,69 Dollar) bediente. Er sagt: Billigbonbons. Seine Exschwiegermutter
sagt: Nougat. Eine andere Angestellte habe den Polizisten eindeutig draußen
vor dem Supermarkt Nougat aus einer Tüte essen sehen. Aber die
Sicherheitskameras im Laden belegen, dass Chris Hickie nie vor jener Seite
des Regals stand, wo der Nougat abgefüllt wird. Ein Disziplinarverfahren
sowie Abmahnungen und Untersuchungen sind im vollen Gange. Fortsetzung
folgt.
Hoffentlich einmalig ist dagegen der Schocker der Woche: Das Spiral-Ei,
gelegt in Temuka in Süd-Canterbury. Ökofarmerin Carol Chaplin, die vier
Hühner aus einer Legebatterie bei sich beherbergt, fand das Relikt morgens
im Stroh. Das bräunliche Ei hat ein länglich geformtes, verdrehtes Ende,
das wie ein Schneckenhaus aussieht. Oder wie der Farnwedelkringel namens
„koru“ – ein Nationalsymbol. Wie hübsch, wenn es nicht so seltsam wäre.
Das Huhn, so berichtet Chaplin, sei eh etwas anders als andere Hühner. An
kalten Tagen stelle es sich gern unter den warmen Urinstrahl einer Ziege.
Womit sich der Kreis zu den Nonnen in Rom wieder schließt. Vielleicht gibt
es ja doch einen größeren Zusammenhang, astrologisch oder anatomisch. Die
Recherche läuft.
18 Jun 2015
## AUTOREN
Anke Richter
## TAGS
Neuseeland
Nachrichten
Diebstahl
Neuseeland
Neuseeland
Autofahrer
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