# taz.de -- Politischer Prozess in Thailand: Ex-Regierungschefin vor Gericht | |
> Ein Jahr nach dem Putsch begann ein Verfahren gegen Yingluck Shinawatra | |
> wegen Amtsmissbrauchs. Die Junta festigt weiter ihre Machtposition. | |
Bild: Erachtet sich als unschuldig: Yingluck Shinawatra am Dienstag in Bangkok. | |
BANGKOK taz | Thailands Exregierungschefin Yingluck Shinawatra wird ein | |
Jahr nach ihrem Sturz der Prozess gemacht. Die Justiz wirft ihr | |
Pflichtverletzung in Zusammenhang mit einem staatlichen Subventionsprogramm | |
für Reis vor, bei dem Milliarden Dollar versickert seien. Yingluck wies am | |
Dienstag vor Gericht in Bangkok die Vorwürfe als politisch motiviert zurück | |
und erklärte sich für unschuldig. | |
Schon Anfang Mai 2014 waren sie und neun ihrer Minister wegen | |
Amtsmissbrauchs vom Verfassungsgericht ihrer Posten enthoben worden. Der | |
Rest der Regierung wurde zwei Wochen später vom Militär unter dem damaligen | |
Armeechef Prayuth Chan-ocha gestürzt. Er ist heute Premierminister. | |
Kritiker monieren, der Prozess solle dazu dienen, Yingluck aufs politische | |
Abstellgleis zu schieben. Bei einem Schuldspruch drohen ihr bis zu zehn | |
Jahre Haft. Ein fünfjähriges Politikverbot wurde ihr schon im Januar von | |
dem vom Militär eingesetzten Parlament auferlegt. | |
Die Junta setzt alles daran, die Unterstützer Yinglucks und ihres Bruders, | |
des 2006 ebenfalls vom Militär gestürzten Premiers Thaksin Shinawatra, | |
kaltzustellen. Politische Gegner werden eingeschüchtert, verhaftet und vor | |
Militärgerichten angeklagt. | |
## Straffreiheit für die Armee | |
Die neue Verfassung, über welche die Junta nun doch öffentlich abstimmen | |
lassen will, soll die Zahl gewählter Volksvertreter und die Macht von | |
Regierungen massiv beschneiden: Zu viel Demokratie habe Thailand in die | |
politische Dauerkrise gestürzt, hatte Juntachef Prayuth erklärt. Die | |
Thaksin-treuen Parteien hatten seit 2001 alle Parlamentswahlen gewonnen. | |
Ein Referendum über die neue Verfassung wurde wiederholt gefordert. Doch ob | |
die Mehrheit der Thais diese in der jetzigen Form absegnet, ist äußerst | |
fraglich. Zumal sich dadurch die zunächst für Anfang 2016 angekündigten | |
Wahlen weiter verschieben. Kritisch sehen diese Entwicklung nicht zuletzt | |
die Anhänger Yinglucks und Thaksins, die sogenannten Rothemden. Wie ihre | |
politischen Gegner hatten sie in den vergangenen Jahren Massenproteste | |
abgehalten, halten sich aber seit dem Putsch wegen der Repression zurück. | |
Es ist sicher kein Zufall, dass der Prozess gegen Yingluck genau am fünften | |
Jahrestag der blutigen Niederschlagung der Rothemden-Proteste durch die | |
Armee begann. | |
Die Roten hatten Neuwahlen gefordert, da der damalige vom Militär | |
unterstützte Premier Abhisit Vejjajiva ihrer Ansicht nach illegitim an die | |
Macht gekommen war. Offiziell waren zwischen März und Mai 2010 etwa 100 | |
Menschen getötet und über 2.000 verletzt worden, vor allem unbewaffnete | |
Demonstranten, Sanitäter, Journalisten sowie unbeteiligte Zuschauer und | |
Soldaten. Menschenrechtler kritisieren, dass kein Angehöriger des Militärs | |
je juristisch belangt wurde. | |
Das verwundert nicht: So genießt die Armee ohnehin Straffreiheit und der | |
heutige Juntachef und Premierminister Prayuth war damals Vize-Armeechef. | |
19 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Nicola Glass | |
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