# taz.de -- Olympia: Spiele für alle | |
> Mit Zugeständnissen an die Kritiker Olympischer Spiele wollen SPD, CDU | |
> und Grüne in der Hamburger Bürgerschaft einen Konsens über | |
> Volksbefragungen erreichen. | |
Bild: Wenn sie sich mal nicht zu früh freuen: Innensenator Michael Neumann (SP… | |
HAMBURG taz | Mit weitreichenden Zugeständnissen will die Mehrheit in der | |
hamburgischen Bürgerschaft einen möglichst breiten gesellschaftlichen | |
Konsens zur Bewerbung Hamburgs um Olympische Sommerspiele erreichen. „Wir | |
wollen möglichst alle mitnehmen“, versprach SPD-Fraktionschef Andreas | |
Dressel am Montag. | |
Senat und Bürgerschaft wollen die Bewerbung auf eine sichere Basis stellen | |
und sie deshalb vom Volk absegnen lassen. Dazu wollen sie das Instrument | |
der Volksbefragung neu in die Verfassung aufnehmen – ergänzend zum | |
Volksentscheid, der von den Bürgern initiiert wird. Das wird vom Verein | |
„Mehr Demokratie“, der die Volksgesetzgebung in Hamburg durchgesetzt hat, | |
stark kritisiert. Der Verein befürchtet, dass Volksinitiativen und | |
Volksentscheide durch Volksbefragungen ausgehebelt werden könnten. | |
Um den Bedenken zu begegnen, stellten gestern die Regierungsfraktionen SPD | |
und Grüne zusammen mit der oppositionellen CDU einen Gesetzentwurf zur | |
Durchführung von Volksbefragungen vor, der den Kritikern „sehr, sehr weit | |
entgegenkommt“, wie CDU-Fraktionsvize Karin Prien sagte, die bei einigen | |
Regelungen „Bauchschmerzen“ nicht verhehlen wollte: „Aber wir wollen | |
Olympische Spiele nicht an juristischem Klein-Klein scheitern lassen.“ Das | |
Gesetz soll vor der Sommerpause im Parlament beschlossen werden. | |
Vermutlich am 29. November sollen die HamburgerInnen in einem Referendum | |
über die Bewerbung der Stadt um Olympische Sommerspiele 2024 oder 2028 | |
entscheiden. Die dazu nötige Verfassungsänderung haben SPD, Grüne und CDU | |
mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit am 7. Mai in erster Lesung | |
beschlossen. Endgültig verabschiedet werden soll die Änderung auf der | |
Bürgerschaftssitzung am 28. Mai. Details muss ein Ausführungsgesetz regeln, | |
dessen Entwurf nun vorliegt. | |
Danach können Bürgerschaft oder Senat dem Volk eine Frage „von | |
grundsätzlicher und gesamtstädtischer Bedeutung“ zur Entscheidung vorlegen. | |
Im Parlament ist dafür eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig, um | |
sicherzustellen, dass wirklich nur Großprojekte und Infrastrukturvorhaben | |
von herausragender Bedeutung zur Abstimmung gestellt werden. | |
Dafür ist ein Zeitraum von mindestens zehn Monaten vorgesehen, um „eine | |
breite Debatte und Meinungsbildung in der Öffentlichkeit zu ermöglichen“, | |
sagte Dressel. Zugleich hätten dann Kritiker die Möglichkeit, eine | |
Volksinitiative dagegen zu starten. Diese würde als Gegenvorlage Teil des | |
Referendums sein und somit zur Abstimmung gestellt werden. | |
Doch selbst wenn sich keine Initiative formiert, sollen Gegenpositionen | |
nicht unter den Tisch fallen. Das Informationsheft, das allen | |
Abstimmungsberechtigten zusammen mit der Referendumsfrage zugeschickt wird, | |
soll ablehnende Stimmen selbst dann enthalten, wenn keine Volksinitiative | |
gegen das Projekt zustande kam. „Unser Gesprächsangebot an die Kritiker“, | |
nennt das Dressel. | |
Der grüne Fraktionschef Anjes Tjarks sieht darin „einen zusätzlichen | |
Schritt für mehr Demokratie“, Prien von der CDU eine „Weiterentwicklung der | |
Volksgesetzgebung“, die bislang nur Volksentscheide gegen zuvor von der | |
Politik beschlossene Vorhaben vorsieht. | |
Dass Kritiker wie Manfred Brandt vom Landesvorstand des Bürgerrechtsvereins | |
„Mehr Demokratie“ in einem Referendum „eine unglaubliche Einschränkung v… | |
Bürgerrechten“ sehen, ist für Prien „nicht nachvollziehbar“. Kein | |
Verständnis haben SPD, CDU und Grüne auch für die Kritik an der | |
Verbindlichkeit von Referenden. | |
Die Regelung entspreche der bei Volksentscheiden. Diese sind ebenfalls | |
verbindlich und müssen vom Senat auch umgesetzt werden, wenn dieser – wie | |
im September 2013 bei der Rekommunalisierung der Energienetze – den | |
Kürzeren zieht. Brandt war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu | |
erreichen. | |
18 May 2015 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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