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# taz.de -- Bundeswehr-Datenverlust: "Das Dümmste, was man tun kann"
> Im Fall gelöschter Geheimdaten wirft Datenschützer Pfitzmann der
> Bundeswehr Versagen vor. Er vermutet, jemand wollte Unterlagen loswerden
Bild: Auf der Suche nach verlorenen Daten? Deutscher Soldat in Afghanistan
taz: Herr Pfitzmann, im Verteidigungsministerium wurden Geheimdaten zu
Auslandseinsätzen - angeblich wegen einer Panne unlesbare Bandkassetten -
vernichtet. Wurde verantwortlich gehandelt?
Andreas Pfitzmann: Ganz sicher nicht. Erstens würde ich jeden Mitarbeiter
sofort feuern, wenn er ein Backup nur auf einem Datenträger speichert.
Zweitens gilt: Wenn magnetisch gespeicherte Daten mit Standardtechnik nicht
mehr rekonstruierbar sind, heißt das ja nicht, dass sie nicht mehr zu
retten sind. Bänder mit Daten, für die es keinen Ersatz gibt, zu
vernichten, ist wirklich das Dümmste, was man tun kann.
Ist eine Rettung streng vertraulicher Daten möglich, ohne sie preiszugeben?
Wenn man die finanziellen Möglichkeiten hat, kann man Experten bei sich
unter sicheren Bedingungen Daten retten lassen, anstatt sie außer Haus zu
geben. Zudem hätte ein technischer Fortschritt zu einem späteren Zeitpunkt
eine Datenrettung ermöglichen können. Etwas wegzuschmeißen, ist eine
endgültige Entscheidung.
Das Ministerium behauptet, die unlesbaren Kassetten seien streng nach
Vorschrift im Juli 2005 vernichtet worden.
Die Richtlinien wurden falsch angewendet. Wenn Sie Backups auf fünf Bändern
haben und eines nicht mehr lesbar ist, erstellen Sie eine Kopie von einem
funktionierenden Band und vernichten das kaputte Band. Dann haben Sie
wieder fünf Backups. Geheimdienstdaten gelten übrigens erst als gelöscht,
wenn sie mit einer Säure behandelt werden. Aus den Molekülen kriegen Sie
dann sicher nichts mehr heraus.
Das Ministerium argumentiert, am Ende habe es auch am Geldmangel gelegen.
Im Einzelfall kann es das geben, aber für mich klingt das nach einer
Ausrede. Die letzte Kopie schmeiße ich doch nicht weg. Da treffen sich
Missmanagement und Dummheit. Für mich als Staatsbürger klingt das eher so,
als ob jemand Daten loswerden wollte.
Was muss sich ändern?
Personen, die für Datenverarbeitung zuständig sind, müssen besser
ausgebildet werden. Sie müssen sich verantwortlich fühlen. Wer zuständig
ist, muss seinem Chef in so einem Fall auf die Füße treten. Das Budget muss
angemessen sein. Aber Datensicherung ist wirklich günstig geworden. Für das
Geld, das ein Kampfpanzer Leopard 2 kostet, können Sie mehr Daten sichern,
als die Bundeswehr jemals ansammeln kann.
INTERVIEW: TIMO HOFFMANN
26 Jun 2007
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