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# taz.de -- AKW Krümmel: Vattenvall vertuscht Atomunfall
> Der Brand war gravierender, als der Konzern bisher zugab.
Bild: Brand auf dem Gelände des Atomkraftwerks Krümmel am 28. Juni
Der Brand im Atomkraftwerk Krümmel hat schwerere Folgen, als der Betreiber
Vattenfall bislang eingestanden hat: Die Expertenprüfung habe ergeben, dass
auch das Reaktorgebäude selbst betroffen war, teilte das
schleswig-holsteinische Sozialministerium mit. Durch den Ausfall einer
Reaktorspeisewasserpumpe und durch das unplanmäßige Öffnen von zwei
Sicherheitsventilen seien der Druck und der Füllstand im Reaktor-Behälter
gesunken. Auf gut Deutsch heißt das, dass die Schnellabschaltung nicht wie
notwendig funktionierte.
Im Zentrum jedes Siedewasser-Reaktors steht ein wassergefüllter
Druckbehälter. In diesem heizen zahlreiche Uran-Brennstäbe mittels
Kernspaltung das Wasser auf, das sie umgibt und kühlt. Der Regelbetrieb
läuft bei einer Temperatur von 286 Grad Celsius, die Brennelemente müssen
zu jedem Zeitpunkt vom Wasser bedeckt bleiben.
Bei der jetzt bekannt gewordenen Kette von Ereignissen in Krümmel kam es
nach Angaben des Kieler Sozialministeriums durch den Trafo-Brand am
Donnerstag zuerst zu einer automatischen Reaktorschnellabschaltung. Im Zuge
dieser Abschaltung fiel eine von mehreren Wasserpumpen "unplanmäßig" aus.
Ebenfalls "unplanmäßig" seien darüber hinaus zwei Sicherheits- und
Entlastungsventile geöffnet worden. Dadurch seien der Druck und der
Füllstand des Kühlwassers im Reaktordruckbehälter binnen kurzer Zeit
abgefallen. Nach derzeitigen Erkenntnissen der Atomaufsicht sei der
Wasserstand aber nicht so tief gesunken, dass die Brennelemente nicht mehr
bedeckt gewesen wären. Ungekühlte Brennelemente lösen die Kernschmelze aus.
Selbst der atomfreundlichen CDU platzt jetzt die Hutschnur: Der
CDU-Energieexperte im Kieler Landtag, Manfred Ritzek, fordert, dass geklärt
werden muss, weshalb Vattenfall die Vorgänge nicht von sich aus transparent
mitteilte. Vattenfall-Sprecher Ivo Banek sagte, das Unternehmen sei davon
ausgegangen, "dass der Vorfall keine Bedeutung für die Öffentlichkeit
hatte".
Die Grünen sprechen von "erneuter Fehlinformation des Energiekonzerns
Vattenfall". Das Unternehmen habe die Öffentlichkeit und anscheinend auch
das zuständige Kieler Sozialministerium falsch unterrichtet. Die
umweltpolitische Sprecherin Sylvia Kotting-Uhl kündigte an: "Wir werden im
Bundestag nun eine Initiative starten, um zu klären, ob Vattenfall noch die
Voraussetzungen bietet, um die Hochrisikotechnologie AKW zu betreiben".
(mit dpa)
4 Jul 2007
## AUTOREN
Nick Reimer
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