| # taz.de -- Wellenkraft: Energie aus dem Tunnel | |
| > Auf den Faröer-Inseln sprengen Ingenieure Tunnel in die Felsküsten. | |
| > Wellen erzeugen darin Luftströme - und treiben so Turbinen an. Die Frage | |
| > ist nur, ob der Strom bezahlbar ist. | |
| Bild: Das sind die Faröer Inseln: Schafe, Felsen und Wellen. | |
| Die Inselgruppe der Färöer liegt bei der Pro-Kopf-Produktion von | |
| Treibhausgasen mit an der Weltspitze. Dazu tragen auch die rülpsenden und | |
| damit kräftig Methangas absondernden Schafe bei, denen die | |
| Nordatlantikinseln ihren Namen verdanken. Acht Kilogramm produziert jeder | |
| Schafskopf jährlich. Doch hauptsächlich ist es das Kohlendioxid aus der | |
| vorwiegend auf der Verbrennung von Erdölprodukten beruhenden | |
| Stromerzeugung, die den zu Dänemark gehörenden Inseln diese Topposition | |
| beschert. Doch das soll sich jetzt ändern. | |
| Statt von Dieselaggregaten sollen ab 2010 immer mehr Kilowattstunden von | |
| der in "pneumatischen Kammern" eingefangenen Wellenenergie produziert | |
| werden. Hierzu soll noch in diesem Jahr an der Küste der Insel Nípan ein | |
| System von Tunneln in die Felsen gebohrt und gesprengt werden, die unter | |
| der Wasseroberfläche ins Meer münden. An den kaminförmigen oberen | |
| Tunnelöffnungen werden Turbinen installiert. Angetrieben werden sie durch | |
| einen Luftstrom, der durch die in der Röhre auf- und niedergehende | |
| Wassersäule entsteht. | |
| Eine erste Versuchsanlage soll 40 bis 50 Haushalte mit Strom versorgen. | |
| Erfüllen sich die Erwartungen, die man in das System setzt, soll die | |
| Wellenenergie zusammen mit Windkraft und der vorhandenen Wasserkraft die | |
| Färöer ganz von fossiler Energie unabhängig machen. Untersuchungen haben | |
| ergeben, dass die an den Steilküsten aufbrandenden Wellen durchschnittlich | |
| eine Leistung von 30 Kilowatt pro Meter freisetzen. | |
| Das Färöer Wellenkraftwerk ist nicht die erste Anlage, die zur | |
| Energiewinnung eine "schwingende Wassersäule" (Oscillating Water Column, | |
| OWC) nutzen will. Ähnlich konstruierte Versuchsanlagen wurden bereits an | |
| den Küsten Norwegens und Schottlands gebaut. Ein weiterer Prototyp wird | |
| derzeit am Hafen von Mutriku in Spanien gebaut. Diese künstlich gebauten | |
| Kammern waren jedoch relativ störungsanfällig. Auch konnten sie die | |
| erhofften Leistungen nicht erbringen. Im Unterschied dazu sind die auf den | |
| Färöer geplanten Anlagen, die ersten, die mit den "Klifftunneln" einfach | |
| die natürlichen Küstengegebenheiten ausnutzen. Von Vorteil ist, dass diese | |
| Anlagen unsichtbar sind und auch fast lautlos arbeiten. | |
| In den Weltmeeren schlummert ein gewaltiges Energiepotenzial. ExpertInnen | |
| wollen errechnet haben, dass 0,01 Prozent davon den weltweiten | |
| Energiebedarf decken könnte. Andere Schätzungen gehen davon aus, dass | |
| Küstenstaaten wie Portugal, Spanien, Großbritannien und Norwegen gut die | |
| Hälfte ihres Strombedarfs mit Wellen- und Gezeitenkraftwerken erzeugen | |
| könnten. Einer Nutzung steht bislang im Wege, dass die meisten Konzepte das | |
| Heben und Senken der Wellen über pneumatische und hydraulische Systeme in | |
| eine rotierende Bewegung umwandeln, die Wellenenergie damit aber nicht | |
| wirtschaftlich nutzen. Auch litten die Anlagen oft unter den allzu massiven | |
| Kräften des Meeres und des Salzwassers. Obwohl gleichmäßiger fließend, kann | |
| Wellenkraft daher auch von den Produktionskosten her beispielsweise mit | |
| Windkraft noch nicht konkurrieren. | |
| Ein neues Wellenkraftkonzept wird derzeit auch an der schwedischen | |
| Westküste bei Lysekil getestet: Hier sind auf der Meeresoberfläche | |
| schwimmende Bojen mit einem auf dem Meeresboden verankerten Generator | |
| verbunden. Die Energieerzeugung erfolgt mit Hilfe von Magnetspulen, die | |
| sich sich mit den Wellenbewegungen des Meeres kontinuierlich auf- und | |
| abbewegen. | |
| 6 Jul 2007 | |
| ## AUTOREN | |
| Reinhard Wolff | |
| ## TAGS | |
| Wasserkraft | |
| Energie | |
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