# taz.de -- Niger: Schmutziger Krieg um das Sahara-Uran | |
> In den Wüsten Nigers rebellieren die Tuareg gegen den Ausverkauf von Uran | |
> an China. Die Regierung glaubt, dass die Exkolonialmacht Frankreich ihre | |
> Hände im Spiel hat. | |
Bild: Die Spannungen zwischen Tuareg und Regierungsmilitärs wachsen. | |
Es war ein spektakulärer Coup in der Savanne des Wüstenstaates Niger. Eine | |
Rebellengruppe überfiel in der Region Ingall das Prospektionsgelände der | |
chinesischen Uranfirma Sino-U und entführte den leitenden Angestellten | |
Zhang Guohua. "Dies ist eine Warnung an chinesische Bergbaufirmen", sagte | |
Agaly Alambo, Chef der Bewegung MNJ (Nigrische Bewegung für Gerechtigkeit) | |
über den Angriff am Freitag. Auf ihrer Webseite (www.m-n-j.blogspot.com) | |
erklärten die Rebellen: "Wir fordern alle Länder auf, ihre Bewohner, die | |
sich in der Konfliktzone zur Prospektion oder Ausbeutung von Mineralien | |
befinden und nicht für Entwicklungsprojekte tätig sind, zum Verlassen der | |
Konfliktzonen aufzufordern." | |
Niger, das ärmste Land in Afrika, ist wieder Kriegsgebiet. Zwölf Jahre lang | |
hatte Frieden in der Sahara-Wüste geherrscht, wo zuvor Aufständische des | |
Tuareg-Nomadenvolkes mit Unterstützung Libyens für mehr Autonomie gekämpft | |
hatten. Aber seit Februar hat die neue Tuareg-Rebellenbewegung MNJ bei | |
Angriffen auf verschiedene Orte und Bergbaugebiete bereits über 30 | |
Regierungssoldaten getötet. Ihre spektakulärste Aktion war am 22. Juni die | |
Einnahme des isolierten Außenpostens Tizirzet der Armee, bei dem 15 | |
Regierungssoldaten getötet und 72 gefangen genommen wurden. | |
Die MNJ begründet ihren Kampf mit der Ausweitung der Uranförderung in der | |
Wüste. Niger, das wichtigste Förderland des radioaktiven Rohstoffs in | |
Afrika neben Namibia und Hauptlieferant Frankreichs, plant eine | |
Verdreifachung seiner Uranerzproduktion von derzeit 3.500 Tonnen im Jahr. | |
Die Uranindustrie Nigers, bisher in den Händen der staatlichen | |
französischen Areva, wird für Investoren aus China, Kanada und Indien | |
geöffnet. "Die Regierung will China im Norden Nigers installieren - wir | |
sind dagegen", sagte kürzlich die MNJ. "Die Chinesen sind nicht willkommen, | |
weil sie nicht mit den Einheimischen arbeiten." | |
Aus regierungsnahen Kreisen in Niger kommt die Vermutung, die Rebellion | |
genieße zumindest das Wohlwollen, wenn nicht gar die Unterstützung | |
Frankreichs, das dadurch die asiatische Konkurrenz wieder vergraulen wolle. | |
Am 25. Juni nahmen die Behörden in der Uranbergbaustadt Arlit den | |
ehemaligen Militärattaché der französischen Botschaft und heutigen | |
Areva-Sicherheitsberater, Oberst a. D. Jules Denamur, fest. Er wurde des | |
Landes verwiesen. Die Zeitung Le Démocrate schrieb vergangene Woche: "In | |
einem Land an der Grenze zu Libyen und Algerien mit erheblichen | |
französischen Interessen, wo die Amerikaner sich installieren könnten, um | |
gegen Islamisten zu kämpfen, sind vielleicht die Bedingungen gegeben, dass | |
man von einem Destabilisierungsversuch reden könnte." | |
Aber auch französische Einrichtungen in Niger sind Ziel von Angriffen | |
geworden. Die Areva-Mine in Imouraren wurde am 20. April attackiert, die | |
Einrichtungen der französischen Baufirma Satom-Sogea in der Nähe von | |
Nordnigers größter Stadt Agadez am 3. Juli. Am 4. Juli griffen Rebellen das | |
Elektrizitätswerk an, das die beiden französischen Uranminen mit Strom | |
versorgt. | |
Die Zeichen stehen auf weiterer Eskalation. Die Rebellen sagen, Nigers | |
Regierung habe mit chinesischem Geld zwei russische Kampfhubschrauber | |
gekauft und ukrainische Piloten angeheuert, um Luftangriffe zu fliegen. Die | |
Regierung hat zwei Zeitungen verboten, weil sie zu detailliert berichteten. | |
So hatte die Zeitung Aïr-Info in Agadez über die Einnahme des | |
Militärstützpunkts Tizirzet geschrieben, die lokale Bevölkerung könne den | |
Rebellen gar nicht geholfen haben, wie die Armee hinterher behauptet hatte, | |
denn sie sei ja vorher schon komplett von den Militärs deportiert worden. | |
9 Jul 2007 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
Dominic Johnson | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
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