# taz.de -- Einwanderungspolitik: Rein und raus | |
> Osteuropäische Fachkräfte dürfen ab November kommen. Uniabsolventen | |
> dagegen sollen schnell wieder gehen. Linkspartei gegen Zuzug aus | |
> Osteuropa. | |
Bild: Dürfen aus Osteuropa sein. | |
BERLIN taz Die Bundesregierung hat auf die Klagen der Wirtschaft über den | |
zunehmenden Fachkräftemangel in Deutschland reagiert. Kanzlerin Angela | |
Merkel (CDU) kündigte nach der Klausur in Meseberg an, dass die Koalition | |
bis "Mitte oder Herbst 2008" ein neues, umfassendes Konzept für eine | |
"arbeitsmarktadäquate Steuerung der Zuwanderung" ausarbeiten werde. Die SPD | |
schlägt ein Punktesystem vor, die Union legt sich nicht fest. | |
Als kurzfristige Maßnahme rangen sich die beiden Regierungsparteien dazu | |
durch, einige rechtliche Hürden bei der Einwanderung von ausländischen | |
Fachleuten abzubauen. Dafür brachen Union und SPD auch ein Tabu: Die | |
Zuzugssperre für Arbeitskräfte aus den neuen osteuropäischen EU-Ländern | |
wird teilweise aufgehoben. Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) sprach | |
von "Freizügigkeit sektoral". Kommen dürfen nur Ingenieure aus den | |
"besonders nachgefragten Fachrichtungen" Elektrotechnik, Maschinen- und | |
Fahrzeugbau. Bei osteuropäischen Bewerbern, die entsprechende Kenntnisse | |
vorweisen können, soll auch nicht mehr geprüft werden, ob Deutsche oder | |
andere EU-Bürger für den Arbeitsplatz zur Verfügung stehen. | |
Gleiches gilt für ausländische Hochschulabsolventen: Nach Abschluss ihres | |
Studiums in Deutschland können sie innerhalb eines Jahres von deutschen | |
Arbeitgebern engagiert werden - egal ob es inländische Konkurrenten gibt. | |
Allerdings sollen ausländische Uniabsolventen nach der Vorstellung von | |
Müntefering ausschließlich befristet in Deutschland arbeiten dürfen. "Sie | |
sollen dann nach den drei Jahren zurück", sagte der Arbeitsminister. Statt | |
in Deutschland zu bleiben, sollten sie "zur Entwicklung in ihren Ländern | |
beitragen". | |
Bei der Opposition stießen die Verlautbarungen auf Kritik. Zu Münteferings | |
Ankündigung über die Studenten sagte der migrationspolitische Sprecher der | |
Grünen, Josef Winkler, der taz: "Das wäre ein Rückschritt." Bisher könnten | |
ausländische Studenten auf einen längeren Aufenthalt hoffen. Münteferings | |
Äußerung zeige, dass die einwanderungspolitischen Beschlüsse eine | |
"Mogelpackung" seien. "Mit einer Aufenthaltsbegrenzung für Uniabsolventen | |
macht sich Deutschland noch unattraktiver." | |
Der Linkspartei gehen schon die erleichterten Zuzugsbedingungen für | |
osteuropäische Fachkräfte zu weit. Damit betreibe die Regierung "die | |
Ausbeutung anderer Länder auf besonders perfide Weise", sagte | |
Vorstandsmitglied Rosemarie Hein. LUKAS WALLRAFF | |
24 Aug 2007 | |
## AUTOREN | |
Lukas Wallraff | |
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