# taz.de -- Grünen-Linker Zion: "Die Basis hat's gerichtet" | |
> Robert Zion, linker Grüner aus NRW, findet, dass die Parteispitze jetzt | |
> auf die Partei hören sollte, anstatt sich als Regierungspartei im | |
> Wartestand zu verhalten. | |
Bild: "Botschaft an die Fraktionsspitze": NRW-Delegierter Robert Zion | |
taz: Herr Zion, hat Sie der Parteitag überrascht? | |
Robert Zion: Ja. | |
Was ist die Botschaft des Parteitags? | |
Wir werden kein Ein-Generationen-Projekt gewesen sein. Es gibt auch bei den | |
nachwachsenden Grünen noch Pazifisten. Es ging in Göttingen um Identität | |
und Motivation der Partei. Und die Ankunft in der Opposition. | |
Was bedeutet das für die Parteispitze? | |
Die Botschaft ging eher an die Fraktionsspitze, an Fritz Kuhn und Renate | |
Künast. Sie haben sehr früh gesagt, dass sie dem Tornado-Einsatz zustimmen. | |
Die Parteispitze hat hart gerungen, Reinhard Bütikofer war dafür, Claudia | |
Roth dagegen - aber es war eben kein Kompromiss möglich in dieser Frage. | |
Deshalb musste es die Basis richten. Und das hat sie getan. Die Partei | |
funktioniert halt noch - auch das ist eine Botschaft des Parteitages. | |
Was sollte die Parteispitze daraus lernen? | |
Es war ja ganz klar, dass es nur noch darum ging: Wie positioniert sich | |
eigentlich die Gesamtpartei dazu? Insofern ist das einfach ein Erfolg für | |
die Partei. Ob die Parteispitze diesen Schuss gehört hat - das wird sich | |
zeigen. | |
Was genau war das Signal an die Parteispitze? | |
Dass sie mehr auf die Partei hören und weniger vor der Fraktion einknicken | |
soll. | |
Und was soll die Fraktion tun? | |
Sie kann natürlich immer noch nach ihrem Gewissen im Bundestag stimmen. | |
Aber zumindest die Botschaft sollte angekommen sein: Wir fordern ja nicht | |
wie die Linke den Abzug aus Afghanistan - aber wir sollen unsere | |
Oppositionsrolle wahrnehmen und dem Kurs der großen Koalition nicht mehr | |
zustimmen. Wir sollten uns nicht länger als Regierungspartei im Wartestand | |
definieren. | |
War Göttingen die Absage an den Regierungswillen der Grünen? | |
Nein. Ich finde aber, wer den Nachweis seiner Oppositionsfähigkeit nicht | |
erbringen kann, der braucht über seine Regierungsfähigkeit gar nicht erst | |
nachzudenken. So funktioniert diese Demokratie überhaupt nicht. | |
Ein "Linksruck" bei den Grünen? | |
Wahrscheinlich ist das tatsächlich das Ende der Ära Joschka Fischer. | |
Ist mit einer solchen Haltung eine Regierungskoalition jenseits von | |
Rot-Grün denkbar? | |
Sie wird unwahrscheinlicher. Ich glaube, auch das war ein Signal des | |
Parteitags: Die Mehrheit der Grünen will Schwarz-Grün oder Jamaica nicht. | |
INTERVIEW: KATHARINA KOUFEN | |
16 Sep 2007 | |
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