# taz.de -- Kommentar Sonderparteitag: Grüne Basis gegen grüne Spitze | |
> Die Grünen-Basis hat auf dem Sonderparteitag die Notbremse gezogen und | |
> gesagt: So nicht! Die Partei verlässt den realpolitischen Kurs der | |
> vergangenen acht Jahre. | |
Wer sich dermaßen lächerlich gemacht hat wie die Führung der Grünen in den | |
letzten Wochen, der gehört abgestraft. "Ja" zum Afghanistan-Einsatz im | |
Oktober - "Nein" - "Enthaltung" - "Nichtzustimmung" - "richtiges Ja" - | |
"Richtiges Nein" - am Schluss stand alles zur Auswahl. Insofern ist es nur | |
verständlich, dass die Grünen-Basis auf dem Sonderparteitag in Göttingen | |
die Notbremse zog und gesagt hat: So nicht! | |
Für die Partei der Grünen heißt das: Ihre beiden Vorsitzenden werden sich | |
überlegen müssen, ob sie sich in Zukunft nicht lieber erst hinter | |
verschlossenen Türen einigen, anstatt ihre konträren Ansichten vor der | |
ganzen Nation zu diskutieren. Und die Fraktionsspitze wird herausfinden | |
müssen, ob sie eigentlich noch zu der Partei passt, die sie im Bundestag | |
vertritt. Denn in Göttingen quittierte die Basis ihr schwarz auf weiß, dass | |
sie die Meinung einer Minderheit vertritt. | |
Was jedoch viel schwerer wiegt, ist das Signal, das die Partei nach außen | |
sendet. An die Öffentlichkeit und an die anderen Parteien geht von | |
Göttingen die Botschaft aus: Die Grünen verlassen hiermit den | |
realpolitischen Kurs, den sie seit 1999 verfolgt haben. Die Partei | |
empfiehlt nun erstmals der Fraktion, der Verlängerung des | |
Afghanistan-Einsatzes im Oktober nicht zuzustimmen. Damit bricht sie mit | |
der Kontinuität eines Engagements, das sie selbst als Regierungspartei vor | |
sechs Jahren mitgetragen hat. All das Kleingedruckte, Taktische, das ja | |
auch hinter dieser Haltung steht - es wird außerhalb der Partei kaum | |
wahrgenommen. Wer versteht schon, dass die Grünen im Bundestag gegen etwas | |
stimmen sollen, das sie eigentlich bejahen? Was draußen ankommt, ist: Die | |
Grünen richten sich in der Opposition ein. Das wird mögliche | |
Koalitionspartner für die Bundestagswahl 2009 abschrecken. | |
Partei- und Fraktionsführung waren nicht in der Lage, dies zu verhindern. | |
Letztlich haben sie sich damit selbst bestraft: All die zarten Hinführungen | |
zu möglichen schwarz-grünen oder schwarz-gelb-grünen Koalitionen werden | |
damit zunichte gemacht. Die Basis wird eher damit leben können, weitere | |
vier Jahre in der Opposition zu leben. Die Spitze der Partei dürfte das | |
nicht überleben. | |
17 Sep 2007 | |
## AUTOREN | |
Katharina Koufen | |
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