# taz.de -- Berlin gegen Cottbus: Nicht mal ein Elfer half | |
> 0:0 endet das Derby zwischen Hertha BSC und Schlusslicht Energie Cottbus. | |
> Am Ende verschoss der Marko Pantelic sogar einen Strafstoß. | |
> Hertha-Manager Dieter verspricht Verbesserung. | |
Bild: Nach dem Elfer: Marko Pantelic. | |
Eines hatte dieses öde Spiel keinesfalls verdient: einen Gewinner. Und doch | |
hätte es beinahe einen gegeben. In der 90. Minute zeigte Schiedsrichter | |
Markus Schmidt nach einem Zweikampf zwischen dem Cottbusser Christian | |
Bassila und dem Berliner Josip Simunic entschlossen auf den Elfmeterpunkt. | |
Warum? Weder die Spieler noch die Trainer beider Mannschaften konnten nach | |
dem Ende der Partie erklären, was der Schiedsrichter gesehen haben wollte. | |
Aber selbst der Unparteiische kam mit seinem Pfiff gegen die Ereignisleere | |
dieses Nachmittags nicht an. Es war nichts, und es wurde auch nichts | |
daraus. Unter diesem Fluch standen sämtliche Versuche aller Akteure, etwas | |
Bleibendes zu bewirken. So donnerte Marko Pantelic den Ball vom | |
Strafstoßpunkt an die Latte. Es fielen bis zum Schlusspfiff keine Tore | |
mehr. | |
Auch Hertha-Manager Dieter Hoeneß konnte auf der Suche nach Bemerkenswertem | |
nicht behilflich sein. "Es war rundherum nichts", kommentierte er die | |
geschlossene Mannschaftsleistung der Hertha-Profis. Für die Cottbuser galt | |
jedoch das Gleiche. Fußballerischer Nihilismus kennzeichnete das | |
Berlin-Brandenburg-Derby. Aufgrund der wirren und nie zu Ende geführten | |
Aktionen auf dem Rasen blieb den knapp 49.000 Zuschauern der Sinn des | |
Spiels im Wesentlichen verborgen. | |
Bei den bescheidenen Cottbussern freute man sich allerdings sehr darüber, | |
dass eben nichts passiert war. Ein Tor in der Fremde ist dem | |
Tabellenletzten in dieser Saison sowieso noch nie gelungen. Dass man jedoch | |
keines zuließ, stimmte die Verantwortlichen zuversichtlich. Der neue | |
Trainer Bojan Prasnikar sprach von "einem wichtigen Schritt". Sein Team | |
hätte defensiv im Vergleich zur Premiere vor einer Woche gegen Frankfurt | |
viel besser gestanden. Er räumte aber ein, dass man im Spiel nach vorne | |
zumeist harmlos blieb. | |
Doch wegen des Punktgewinns grämten sich die Cottbuser nicht allzu sehr | |
darüber. Insbesondere Manager Steffen Heidrich war erleichtert. Er lobte | |
die aggressive Abwehrarbeit. Das Team habe sehr schnell die neuen | |
taktischen Vorstellungen des Trainers umgesetzt. "Forechecking haben wir | |
doch noch nie gespielt", behauptete er - auch eine Möglichkeit zu sagen, | |
dass die Entlassung von Coach Petrik Sander entgegen der landläufigen | |
Meinung in Brandenburg richtig war. | |
Aber kratzbürstiges Verteidigen ist eigentlich schon seit jeher eine | |
Cottbusser Spezialität. So erinnerte Hertha-Trainer Lucien Favre daran, | |
dass prominente Vereine wie Leverkusen zu Beginn der Saison den | |
Brandenburger Abwehrwall ebenfalls nicht überwinden konnten. "Gegen diese | |
Mannschaft ist nicht leicht zu spielen", sagte Favre. Insofern betreibt | |
Prasnikar auch nur Traditionspflege. | |
Erleichternd kam gewiss hinzu, dass die Berliner ihre Angriffe mit der | |
Behäbigkeit eines Beamtenapparats vortrugen. "Wir bewegen uns zu wenig und | |
zu langsam. Das ist unser Problem", beklagte Favre. Und Malik Fathi | |
untertrieb noch mit seiner Feststellung: "Der ballführende Mann hatte zu | |
wenig Optionen." Die meisten wären schon um eine Anspielstation froh | |
gewesen. Denn gerade in der ersten Halbzeit landete der Ball aus Mangel an | |
Alternativen meistens bei den Gegenspielern. | |
Lucio war der einzige Hertha-Spieler, der im Olympiastadion gefeiert wurde. | |
Nach seiner schweren Knieverletzung nahm er unter dem Jubel der Anhänger | |
auf der Tribüne Platz. Mit seinem Fehlen wollte Favre das trostlose | |
Unentschieden aber nicht entschuldigen. Damit würde man sicher auch die | |
persönliche Bedeutung von Lucio für das Team überschätzen. Allerdings | |
beeinträchtigen die dadurch entstandenen Rochaden in der | |
Mannschaftsaufstellung das kreative Potenzial von Hertha. Gilberto musste | |
nämlich Lucio auf der linken Seite vertreten und wurde deshalb als | |
Spielgestalter in der Zentrale schmerzlichst vermisst. | |
Es wird sich erweisen, ob Hertha damit künftig ein strukturelles Problem | |
erwachsen ist oder ob Favre noch einen passablen Ersatz für Lucio im Kader | |
findet, damit Gilberto wieder ins Mittelfeld rücken kann. Hoeneß versprach | |
zumindest: "So eine schlechte Leistung wie in der ersten Halbzeit werden | |
Sie von Hertha nicht mehr oft sehen." | |
8 Oct 2007 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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