# taz.de -- Kurden in Berlin: "Es wird keine Angriffe geben" | |
> Kurdischstämmige Berliner verfolgen mit Sorge den Konflikt an der | |
> türkisch-irakischen Grenze, sagt Riza Baran. Gewalt gegen türkische | |
> Einrichtungen erwartet er nicht. | |
Bild: Heizt auch in Berlin Konflikte an: türkische Militäroperationen an der … | |
taz: Herr Baran, das türkische Militär geht gewaltsam gegen PKK-Einheiten | |
im Nordirak vor. Beunruhigt Sie das? | |
Riza Baran: Natürlich beunruhigt mich das. Weil es nicht nur um die PKK | |
geht, sondern auch um den Nordirak, also Südkurdistan. Der Nordirak ist die | |
einzige Region im Irak, die sich nach dem Einmarsch der USA stabilisiert | |
hat und eine einigermaßen friedliche Entwicklung samt Aufbau der | |
Infrastruktur erlebt. | |
Das sehen Sie in Gefahr durch die Angriffe des türkischen Militärs? | |
Im Nordirak ist ein kurdisches Autonomiegebiet entstanden mit einem eigene | |
Parlament. Das ist der Türkei ein Dorn im Auge. Sie sehen es als Keimzelle | |
eines zukünftigen kurdischen Staates. Dagegen richten sich die Angriffe. | |
Wie erleben andere kurdischstämmige Berliner und Berlinerinnen die | |
gegenwärtige politische Entwicklung? | |
Die Situation hier in Berlin ist ziemlich angespannt. | |
Inwiefern? | |
Was in ihrer ehemaligen Heimat passiert, kriegen die Leute mit. Sie | |
befürchten, dass es nicht nur Angriffe auf den Nordirak geben wird, sondern | |
auch auf Orte in der Türkei. Zudem organisieren derzeit rechte Gruppen in | |
der Türkei sehr viele Demonstrationen für die Invasion und gegen die | |
Kurden. | |
Heizen diese Vorgänge das Klima in Berlin zusätzlich an? | |
Die Leute hier machen sich natürlich Sorgen um ihre Verwandten in der | |
ehemaligen Heimat. | |
Man hatte den Eindruck, dass es in den letzten Jahren in Berlin nicht mehr | |
wichtig war, ob jemand, der aus der Türkei kam, kurdischer oder türkischer | |
Herkunft war. Wie haben Sie die Akzeptanz erlebt? | |
Hier ist es tatsächlich ruhiger geworden, und es gibt mittlerweile gute | |
Kontakte zwischen kurdischen und türkischen Vereinen. Wir arbeiten | |
gemeinsam im Migrationsrat zusammen. Ich habe den Eindruck, dass die Leute | |
gelernt haben, wie man mit Konflikten friedlich umgeht. | |
Verschärft die politische Situation in der Türkei wieder die Konfliktlinien | |
zwischen der hier lebenden türkischstämmigen und kurdischstämmigen | |
Bevölkerung? | |
Ich hoffe nicht. Es wird zwar heftig diskutiert, aber ich glaube nicht, | |
dass es zu Handgreiflichkeiten kommt. Weder von rechts noch von links. | |
Wie gehen PKK-nahe Gruppen in Berlin mit der neuen Situation an der | |
türkisch-irakischen Grenze um? | |
Hier in Berlin höre ich nichts von ihnen. Sie machen sich zwar Gedanken, | |
aber auf keinen Fall muss man befürchten, dass es Angriffe auf türkische | |
Einrichtungen gibt. | |
Was macht Sie da so sicher? | |
PKK-nahe Gruppen haben die gemeinsame Erklärung der kurdischen | |
Einrichtungen in Berlin unterstützt. Einer unserer Appelle lautet: Wer | |
Frieden, Gerechtigkeit und Fortschritt will, der muss auf bewaffnete | |
Auseinandersetzungen verzichten. | |
Was passiert, wenn es zu einer Eskalation in der Südtürkei kommt? Wird die | |
Situation in Berlin dann auch besonnen bleiben? | |
Angespannt wird die Situation sicherlich sein. Aber dennoch glaube ich, | |
dass niemand sich von unserer Maxime verabschieden wird, dass der | |
türkisch-kurdische Konflikt nicht mit Gewalt gelöst werden kann. | |
26 Oct 2007 | |
## AUTOREN | |
Waltraud Schwab | |
Waltraud Schwab | |
## TAGS | |
Grüne Berlin | |
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