# taz.de -- konflikt zwischen türken und kurden: Türken kriegen Kopf gewaschen | |
> Nach den Krawallen nationalistischer Türken in Kreuzberg befürchten | |
> Polizei und Politik weitere Ausschreitungen. Experten warnen: Nicht alle | |
> jugendlichen Teilnehmer waren rechte Extremisten. | |
Bild: Bei einer Demonstration türkischer Nationalisten kam es am Sonntag in Kr… | |
Sicherheitsexperten nehmen kein Blatt vor den Mund: "Das hat uns kalt | |
erwischt", sagt ein Beamter zu dem Gewaltausbruch türkischer Nationalisten | |
am Sonntag in Kreuzberg. Nach einer Kundgebung gegen kurdische | |
Autonomiebestrebungen hatten mehrere hundert türkische Migranten versucht, | |
kurdische Einrichtungen anzugreifen. "Klatscht die Kurden" soll dabei | |
gerufen worden sein. Die Polizei war völlig überrascht, dass der von einem | |
Kulturverein angemeldete Protest diesen Ausgang nehmen würde. "In der | |
Vergangenheit waren von türkischen Nationalisten organisierte | |
Veranstaltungen stets störungsfrei verlaufen", so die Polizei in einer | |
Mitteilung am Montag. Insgesamt 15 Personen wurden wegen schweren | |
Landfriedenbruch festgenommen, 18 Polizisten leicht verletzt. | |
Die Vorfälle von Sonntag zeigen: Der Konflikt um die PKK im Nordirak hat | |
Berlin erreicht. Egal ob Innensenator Ehrhart Körting (SPD), der | |
Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), | |
der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, oder | |
der migrationspolitische Sprecher der Linkspartei, Giyasettin Sayan - alle | |
befürchten eine Verschärfung des Konflikts auch hierzulande, sollte die | |
Türkei ihre Ankündigung einer miltärischen Intervention im Nordirak | |
wahrmachen. | |
Man werde die türkischen und kurdischen Communities auffordern, mäßigend | |
auf ihre Mitglieder einwirkten, kündigten Körting und Schulz unabhängig | |
voneinander an. "Es geht darum, mit Nachdruck klar zu machen, dass es für | |
das Zusammenleben bestimmte Regeln gibt", sagte Schulz. Wer sich nicht an | |
die Spielregeln der Bundesrepublik Deutschland halte, werde die | |
Konsequenzen des Rechtsstaates zu spüren bekommen, drohte Körting und | |
meinte damit auch Ausweisungen. | |
Kenan Kolat will versuchen, türkische und kurdische Jugendliche | |
zusammenzubringen. "Viele greifen aus einem Bedürfnis nach Anerkennung zu | |
türkischen und kurdischen Nationalismen", sagte Kolat. "Dabei haben sie zum | |
Teil überhaupt keine Ahnung von der Türkei und der politischen Situation | |
dort." | |
Seine Beobachtung deckt sich mit der des Berliner Verfassungschutzes. Nach | |
Angaben von dessen Chefin Claudia Schmid waren Akteure der Ausschreitung | |
nicht nur nationalistische Gruppen mit Nähe zu den "Grauen Wölfen". Sie | |
gehe davon aus, "dass auch eine ganze Menge gewaltbereiter Jugendlicher, | |
die bei der Randale am 1. Mai dabei waren, eine Rolle gespielt haben". | |
Warum konnten so viele türkische Jugendliche mobilisiert werden? Das fragte | |
sich auch Bezirksbürgermeister Schulz. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass | |
sie alle über die Grauen Wölfe aktiviert wurden", so Schulz zur taz. | |
Gleichfalls warnen Sicherheitseexperten vor voreilligen Schlüssen. "Wir | |
müssen genau hingucken, alles ist möglich", sagte ein Beamter. "Da waren | |
möglicherweise eine ganze Menge Action-Suchender dabei." | |
Aus dem Umfeld eines im Wedding ansässigen türkischen Kulturvereins | |
verlautete, bereits am Freitag sei unter Mitgliedern per SMS die Nachricht | |
kursiert, "PKK-Terroristen" wollten bei der Kundgebung am Sonntag | |
provozieren. Viele Jugendliche seien deshalb dorthin gegangen. "Die Wut ist | |
groß. Jeden Tag sterben in der Türkei wegen der Terroristen Menschen", sagt | |
der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung sehen will. Die deutsche | |
Presse beschönige die Vorgänge, indem sie statt von "kurdischen | |
Terroristen" von "Rebellen" schreibe. "Das ärgert viele Türken." | |
30 Oct 2007 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
Wolf Schmidt | |
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