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# taz.de -- Erzbistum geht vor Gericht: Meisner will nicht Hassprediger heißen
> Trotz Becks Abrücken vom Wort "Hassprediger" erwirkt das Erzbistum Köln
> eine Einstweilige Verfügung gegen die Verwendung des Wortes. Derweil
> streiten die Grünen, wie scharf man Meisner kritisieren darf.
Bild: Hier fühlt sich Bischof Meisner (links) wohler.
KÖLN dpa/taz Volker Beck hat das böse Wort bereits zurückgenommen, doch das
ist dem Erzbistum Köln offenbar nicht genug. Es hat dem Grünen-Politiker
Volker Beck gerichtlich untersagen lassen, Erzbischof Kardinal Joachim
Meisner noch einmal als "Hassprediger" zu bezeichnen. Eine entsprechende
Einstweilige Verfügung sei beim Landgericht Köln erwirkt worden, teilte ein
Sprecher Meisners am Dienstag mit. Das Gericht sei der Auffassung des
Erzbistums gefolgt, wonach diese Äußerung eine "Beleidigung und ein Angriff
auf die Ehre des Kardinals" sei.
Bei Zuwiderhandlung droht Beck nun das übliche Ordnungsgeld von bis zu
250.000 Euro. Offenbar hatte der Angriff gesessen, denn Beck war bereits am
Montag von dem Begriff abgerückt - wollte allerdings seine Kritik an
Meisner nicht zurücknehmen, wie gleich in die Überschrift schrieb. "Was er
über Frauen, die abgetrieben haben, und über Menschen, die andere
Lebensformen leben als die Ehe, gesagt hat, ist und bleibt eine
Unverschämtheit", fügte Volker Beck auf seiner Homepage hinzu. Zu dem Wort
"Hassprediger" schreibt Beck: "Ich würde den Begriff "Hassprediger" in
diesem Zusammenhang nicht mehr benutzen, weil er - wie mir durch die
Reaktionen nunmehr klar geworden ist - von vielen ausschließlich im
Zusammenhang mit der Aufstachelung zu Gewalttaten und Morden in Verbindung
gebracht wird."
Nach Auffassung des Erzbistums dagegegen sei Beck aber in dieser
Relativierung ausdrücklich bei seinen "beleidigenden Äußerungen" geblieben.
Beck sei vor Einleitung der rechtlichen Schritte schriftlich aufgefordert
worden, die "diskriminierende Beschimpfung" des Kardinals künftig zu
unterlassen, er habe darauf aber nicht reagiert.
Unterdessen forderte die Bundestagsfraktionschefin der Grünen, Renate
Künast, ihre Partei zur Mäßigung auf. Persönliche Auseinandersetzungen in
der Öffentlichkeit machten keinen Sinn, sagte Künast im Lieblingsblatt der
konservativen Katholiken, dem Rheinischen Merkur. Künast forderte von Beck,
er "sollte schauen, dass er jetzt das Gespräch mit der katholischen Kirche
sucht".
Das sehen aber nicht alle Grünen so. So wünscht sich der Landesvorsitzende
in NRW, Arndt Klocke, auch von der Bundesspitze der Partei "scharfe und
energische Worte gegen die Ausbrüche Meisners". Wenn der Begriff
"Hassprediger" auch "überspitzt" gewesen sei, so sei doch nicht Becks
Kritik falsch, sondern "der kritiklose Umgang mit solch schwer erträglichem
Unsinn". Weiter meinte Klocke, "wer Schwangerschaftsabbrüche mit dem
Holocaust in einem Atemzug nennt und im Zusammenhang von moderner Kunst von
Entartung spricht, muss sich schärfste Kritik gefallen lassen".
Die Union in Nordrhein-Westfalen sprach dagegen von einer "Schmutzkampagne"
und von "unerträglichen Diffamierungen" der Grünen. Die Partei habe eine
"rote Linie überschritten", meinte der Generalsekretär der NRW-CDU, Hendrik
Wüst, im Kölner Stadt-Anzeiger.
31 Oct 2007
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Kardinal Meisner
Katholische Kirche
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