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# taz.de -- Papst gegen Pille danach: "Wie eine Abtreibung"
> Apotheker sollen keine Antischwangerschaftspillen vertreiben - so will es
> der Papst. Damit heizt er die Abteibungs-Kontroverse in Chile weiter an.
Bild: Wünscht sich viele Kinder: Papst Benedikt XVI.
Auch unter der Leitung von Papst Benedikt XVI., alias Joseph Ratzinger,
geht die katholische Kirche weiterhin einer ihrer traditionellen
Hauptbeschäftigungen nach: dem Kampf gegen liberale Abtreibungsgesetze und
verantwortungsvolle Familienplanung. Jüngster Anlass: Am Montag tagte im
Vatikan der Weltkongress katholischer Apotheker, und der Papst ließ es sich
nicht nehmen, die Apotheker weltweit dazu aufzufordern, keine Medikamente
zu vertreiben, die der Moral abträglich seien, genauer: Abtreibungspillen
wie RU 486 oder auch nur die Pille danach für die rasche
Empfängnisverhütung nach dem Geschlechtsverkehr.
Während die Apotheker und die Gesellschaften weltweit so gelassen ablehnend
reagierten wie etwa in Italien, wo der Apothekerverband schlicht erklärte,
er werde keinen Gesetzesverstoß begehen und die zugelassenen Medikamente
weiterhin vertreiben, heizt die neueste Papstäußerung im südamerikanischen
Chile eine seit Jahren scharf geführte Kontroverse weiter an. Drei große
Apothekenketten hatten erklärt, aus Gewissensgründen die Pille danach nicht
mehr zu vertreiben - und waren daraufhin von der sozialistisch geführten
Regierung mit empfindlichen Geldstrafen bedroht worden.
Am Montag nun unterstützte Papst Benedikt die Position der Apotheker: Es
gebe ein Recht der Apotheken, aus Gewissensgründen die Herausgabe solcher
Medikamente zu vermeiden, sagte der Papst. Dabei beruft er sich auf die von
den meisten Wissenschaftlern nicht geteilte Meinung, die Pille danach, die
ein Einnisten des befruchteten Eis in der Gebärmutter verhindern soll,
komme einer Abtreibung gleich. Der Vorsitzende der chilenischen
Bischofskonferenz, Alejandro Goic, begründete ein Recht auf Widerstand:
"Man darf nicht gegen Gewissensentscheidungen vorgehen, wenn jemand nicht
zu einer umstrittenen Praxis beitragen und eine Pille verbreiten will, die
als Abtreibung wirken kann."
Gesundheitsministerin Soledad Barría sieht das anders: "Wir wollen, dass
die Menschen die Chance auf eine Entscheidung haben. Die Apotheken sind
private Betriebe, aber sie erfüllen eine öffentliche Aufgabe."
Schon im vergangenen Jahr hatte der Streit über die Pille danach fast zu
einer Krise der Koalition zwischen Christdemokraten und Sozialisten
geführt. Christdemokratische Abgeordnete protestierten gegen die
Entscheidung der Gesundheitsministerin Barría, die Pille danach kostenlos
an Mädchen ab 14 Jahren abzugeben. Zuvor war die Pille nur im Falle einer
Vergewaltigung überhaupt zugänglich.
Noch immer gilt in Chile eines der restriktivsten Abtreibungsverbote der
Welt. Im November 2006 war der Versuch einiger Abgeordneter, einen
liberaleren Gesetzesentwurf einzubringen, im Parlament abgeschmettert
worden. BERND PICKERT
1 Nov 2007
## AUTOREN
Bernd Pickert
Bernd Pickert
## TAGS
Chile
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