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# taz.de -- 43 tote Flüchtlinge vor türkischer Küste: Ägäis wird zum Meer …
> Die Türkei wird immer mehr zu einem Transitland für Flüchtlinge. Und sie
> kommen zunehmend aus Afrika.
Bild: Von der Türkei aus versuchen jährlich Tausende Flüchtlinge in den EU-R…
ISTANBUL taz Mindestens 43 tote Flüchtlinge ist die erschütternde Bilanz
eines gescheiterten Versuchs, von der türkischen Küste aus ins gelobte Land
Europa zu gelangen. In den frühen Morgenstunden am Montag kenterte ein 15
Meter großes, mit 85 Flüchtlingen völlig überladenes Motorboot, das in
Seferihisar, einem kleinen Badeort südlich von Izmir, gestartet war. Bei
stürmischer See konnten bis Montagnachmittag lediglich 6 Menschen gerettet
werden. Fischer hatten das verunglückte Flüchtlingsboot gesichtet und die
Küstenwache verständigt, die Hubschrauber einsetzte, um nach Vermissten zu
suchen. Mindestens 30 Menschen sind immer noch verschwunden.
Es ist bereits das fünfte Mal in diesem Jahr, dass Boote mit Flüchtlingen
auf dem Weg zu den der türkischen Küste vor gelagerten griechischen Inseln
kenterten und etliche Menschen dabei tödlich verunglückten. Die meisten von
ihnen versuchten es rund um die Halbinsel von Izmir, ein Boot kenterte am
Ausgang der Dardanellen. Damit war vor dem letzten Montag bereits ein
Höchststand an ertrunkenen Flüchtlingen erreicht, bevor das letzte Unglück
nun die Opferbilanz dieses Jahres noch einmal dramatisch erhöht.
Dabei sind diese Zahlen nur der sichtbare Teil der Flüchtlinge, von denen
immer mehr versuchen, über die Türkei Mitgliedsländer der EU zu erreichen.
Offenbar hat die massive Flüchtlingsabwehr in Nordafrika nicht nur dazu
geführt, dass die Menschen immer mehr an die Atlantikküste ausweichen, um
von dort die Kanaren zu erreichen. Auch die Zahl derjenigen, die es durch
die Türkei versuchen, hat deutlich zugenommen. Allein in den letzten fünf
Jahren, so die Tageszeitung Radikal gestern, sind 310.000 Flüchtlinge, die
sich illegal in der Türkei aufhielten, festgenommen und zurückgeschickt
worden.
Während früher viele Flüchtlinge versuchten, vom UN-Flüchtlingshilfswerk
UNHCR in Ankara eine vorläufige Duldung zu erhalten in der Hoffnung, später
legal in die EU, die USA oder nach Kanada ausreisen zu können, tauchen
heute fast alle sofort ab oder werden schon vor Grenzübertritt in die
Türkei von Schleusern in Empfang genommen. Während vor Jahren vor allem
Iraner, Afghanen, Kurden, Iraker oder Palästinenser kamen, ist in einigen
Elendsvierteln Istanbuls inzwischen auch die Anzahl afrikanischer
Flüchtlinge stark gestiegen. Viele versuchen, hier Geld zu verdienen, um
die Schleuser für die letzte Etappe bezahlen zu können.
Ans Ziel kommen die wenigsten. Wenn sie nicht in der Türkei aufgegriffen
werden und es bis in griechische Hoheitsgewässer schaffen, werden sie
häufig von der Küstenwache entdeckt und zurückgedrängt.
Flüchtlingsorganisationen berichten, dass die griechische Polizei immer
brutaler wird und selbst nicht davor zurückscheuen soll, Flüchtlinge
einfach ins Meer zu werfen. Wer es trotz allem schafft, an Land zu kommen,
ist damit nicht am Ziel seiner Wünsche, sondern landet in der Regel in
einem Flüchtlingslager, das jedem humanen Anspruch Hohn spricht.
11 Dec 2007
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Flüchtlinge
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