# taz.de -- Der EU-Afrika-Gipfel und die Flüchtlinge: 140 Menschen auf dem Mee… | |
> Während der EU-Afrika-Gipfel tagt, lassen mindestens 140 Flüchtlinge ihr | |
> Leben. Der gemeinsame Kampf Europas und Afrikas gegen illegale Migration | |
> war ein Thema des Treffens. | |
Bild: Bei Wintereinbruch besonders gefährlich. Die Fahrt in Kleinbooten übers… | |
Nur kurz nachdem der EU-Afrika-Gipfel in Lissabon einen besseren | |
gemeinsamen Umgang mit Migrationsbewegungen beschlossen hatte, ist es | |
erneut zu zahlreichen Todesfällen beim Versuch der illegalen Einreise nach | |
Europa gekommen. Mindestens 140 Menschen starben bei drei verschiedenen | |
Vorfällen im Atlantik und im Mittelmeer. Vor den Küsten Marokkos und der | |
Türkei brachte schlechtes Wetter zwei voll besetzte Flüchtlingsboote zum | |
Kentern; nur wenige Überlebende konnten geborgen werden. Vor Senegal | |
scheiterte ein Ausreiseversuch per Fischerboot aus Mangel an Trinkwasser | |
und Lebensmitteln; zahlreiche Passagiere bezahlten das mit dem Leben. | |
Vor Izmir an der türkischen Ägäisküste sank in der Nacht zum Sonntag ein | |
Schiff voller Flüchtlinge auf dem Weg zur griechischen Insel Khios. Der | |
Unterpräfekt von Seferihisar bei Izmir erklärte am Montagnachmittag, es | |
seien 51 Leichen und sechs Überlebende geborgen worden. Später wurde die | |
Zahl der Ertrunkenen auf 43 korrigiert. Die türkische Küstenwache sagte, es | |
seien ursprünglich 85 Menschen an Bord gewesen. | |
Vor Dakhla an der Atlantikküste der marokkanisch besetzten Westsahara | |
verschwand am Samstag ein Flüchtlingsboot mit rund 50 Passagieren in | |
stürmischem Wetter 30 Kilometer von der Küste entfernt. Die marokkanische | |
Küstenwache, von einem Fischer alarmiert, rückte aus und barg sechs | |
Überlebende. Das Boot war nach deren Angaben am 30. November im | |
mauretanischen Nouadhbiou gestartet. | |
Nicht minder dramatisch war die Odyssee eines Fischerbootes, das im | |
November von Diogué im Süden Senegals mit 125 bis 130 Passagieren | |
losgefahren war, um die mehrere tausend Kilometer entfernten Kanaren zu | |
erreichen. Am Samstag strandete das Boot in der Nähe der senegalesischen | |
Hauptstadt Dakar mit noch 90 Insassen, viele davon am Ende ihrer Kräfte. 70 | |
davon rannten sofort weg, 20 weitere wurden in ein Krankenhaus gebracht und | |
sagten aus, sie hätten bereits 40 Leichen über Bord geworfen. "Nach sieben | |
Tagen gab es nichts mehr zu essen und zu trinken", berichtete ein | |
Nigerianer gegenüber Journalisten. Sechs Tage lang hätten sie weiter auf | |
dem Meer ausgeharrt. Der Kapitän habe daraufhin die Reise abgebrochen und | |
Dakar angesteuert. Die senegalesische Tageszeitung Le Quotidien berichtete, | |
die Passagiere des Flüchtlingsbootes hätten dessen Eigentümer je | |
umgerechnet 760 Euro für die Reise gezahlt und gesagt, er habe schon viele | |
Leute nach Spanien gebracht. | |
Die Regierungen Europas und Afrikas hatten auf dem EU-Afrika-Gipfel in | |
Lissabon am Wochenende eine Verstärkung ihrer Zusammenarbeit beim Kampf | |
gegen illegale Migration vereinbart. In diesem Jahr sind rund 11.400 | |
Afrikaner illegal per Boot auf den Kanaren gelandet, von denen rund die | |
Hälfte bereits wieder deportiert worden ist. 2006 hatte die Zahl noch bei | |
über 31.000 gelegen. Mehrere tausend Menschen sterben jedes Jahr bei der | |
riskanten Überfahrt, die bei Wintereinbruch besonders gefährlich ist. | |
12 Dec 2007 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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