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# taz.de -- Rauchen in Österreich: Kampf ums Kaffeehaus
> Die österreichische Regierung kann sich bislang nicht auf ein Rauchverbot
> in der Gastronomie einigen.
Bild: Noch darf im Kaffeehaus geraucht werden (vorne rechts im Bild deutlich er…
WIEN taz Österreichs Raucherinnen und Rauchern stehen schwere Zeiten bevor.
Ab Donnerstag werden Zigaretten um 20 Cent pro Päckchen teurer. Das ist
eine Konzession an die Betreiber von Tabak- und Zeitungsläden, die über
Verluste durch billige Eigenimporte aus den östlichen und südöstlichen
Nachbarländern klagten. Menschen, die vom Nikotin abhängen, werden aber
nicht nur geschröpft, sie finden auch immer weniger Orte, wo sie ungestört
ihrem Laster frönen können. Die Regierung bastelt seit Monaten an einem
Tabakgesetz, das den Glimmstengel aus Lokalen verbannen soll.
Wie bei den meisten Sachthemen finden die Koalitionsparteien nicht recht
zusammen. Einig ist man sich, dass Rauchen in Gastwirtschaften und Cafés
verboten werden soll. Die bisherige Regelung, dass Raucher- und
Nichtraucherzonen gekennzeichnet, aber nicht räumlich getrennt sein müssen,
hat sich nicht bewährt. Raucherzimmer wird es weiter geben, doch sollen sie
künftig durch eine Wand vom Rest des Lokals getrennt sein.
Damit enden auch schon die Gemeinsamkeiten. Denn für Lokale, die weniger
als 75 Quadratmeter groß sind oder aus einem einzigen Raum bestehen, sehen
die Parteien unterschiedliche Lösungen vor. Die ÖVP tritt als Anwältin der
Gastronomielobby auf. So will Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky, ÖVP,
selbst geständige Raucherin, den Wirten die Entscheidung überlassen, ob
geraucht werden darf. "Ich glaube, dass die Wahlfreiheit ein wichtiger
Faktor ist. Wenn die Lokale das kennzeichnen, geht ein Nichtraucher nicht
in ein Raucherlokal", verkündete sie gestern in den Ö1-Radionachrichten.
Die SPÖ, die ein verpflichtendes Rauchverbot durchsetzen will, werde schon
nachgeben.
Tatsächlich haben sich die Sozialdemokraten in den meisten Streitfragen
letzten Endes dem Willen der ÖVP gebeugt, sei es die geplante Abschaffung
der Erbschaftsteuer, die Beibehaltung der Studiengebühren oder der Ankauf
von Eurofighter-Jets. Ihr striktes Nein zur Wahlfreiheit hat aber schon
Ende des vergangenen Jahres den Beschluss des Tabakgesetzes verhindert.
"Bei diesem Nein bleibt die SPÖ, weil wir uns damals festgelegt haben, und
das gilt heute noch, dass wir uns auf keine faulen Kompromisse einlassen",
beharrte SPÖ-Gesundheitssprecherin Sabine Oberhauser. Sie verstehe nicht,
dass sich die Ministerin als Ärztin auf eine derart gesundheitsfeindliche
Lösung einschieße.
In manchen Wiener Traditionscafés kann man sich einen Betrieb ohne blauen
Dunst nicht vorstellen. Für viele Gäste gehört der Nikotinstoß genauso zur
Gemütlichkeit, wie Mokka und Zeitung. Doch selbst passionierte Raucher
haben in Umfragen großes Verständnis für Lokale ohne Tabakgestank gezeigt.
"So groß kann der Druck der Wirtschaft nicht sein", meint Sabine
Oberhauser. Ihr geht es vorrangig auch um den Schutz der
Gastronomieangestellten. Ministerin Kdolsky erhofft sich ein Einlenken der
SPÖ noch vor dem Sommer.
9 Jan 2008
## AUTOREN
Ralf Leonhard
Ralf Leonhard
## TAGS
Österreich
Österreich
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