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# taz.de -- Kommentar Prothesen in der Leichtathletik: Nur die Körperkraft zä…
> Der Ausschluss des amputierten Sprinters Pistorius ist verständlich. Denn
> lässt man Prothesen zu, wird es noch schwieriger, den echten Sieger eines
> Laufwettkampfes zu ermitteln.
Die Leichtathletik bleibt, wie sie war. Versehrte haben keinen Platz in
einer der Kerndisziplinen bei Olympischen Spielen. Die Entscheidung, die
der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) am Montag getroffen hat,
ist kein Urteil wider den Behindertensport. Der unterschenkelamputierte
Oscar Pistorius wird nicht von den Olympischen Spielen ausgeschlossen, weil
er behindert ist, sondern weil seine Leistungen mit denen von
nichtbehinderten Sportlern nicht vergleichbar sind. Es mag zwar merkwürdig
anmuten, dass ein Mann ohne Unterschenkel nicht mitlaufen darf, weil ihm
wegen seiner Behinderung ein Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz,
die nicht mit Prothesen antritt, attestiert wird. Verständlich ist die
Entscheidung dennoch. Sie trägt zur Glaubwürdigkeit des Sports bei.
Zu sehr würde sich die Sportart verändern, ließe man Sportler mit ihren
Hightechprothesen zu den großen Wettkämpfen zu. Mit Training alleine ließe
sich dann vielleicht schon bald kein großes Finale mehr gewinnen. Ein
technischer Wettlauf um das beste Material würde die Meisterschaften
mitentscheiden. In der Studie, die Grundlage war für den Ausschluss des
Südafrikaners, wurde nachgewiesen, dass eine Karbonprothese, wie sie
Pistorius verwendet, der menschlichen Achillessehne überlegen ist. Das kann
man akzeptieren und in den Wettbewerb um das beste Ersatzprodukt eintreten.
Auch beim Bobsport gewinnt ein Team nicht allein, weil seine Anschieber so
kräftig sind. Der Materialwettkampf gehört im Eiskanal einfach dazu.
In der Leichtathletik dagegen war es bislang der menschliche Körper allein,
der ins Rennen geschickt wurde. Gerade die Laufdisziplinen leben von der
Faszination des Duells Mensch gegen Mensch, auch wenn der faire Wettkampf
mehr und mehr zu einer Utopie geworden ist. Systematisches Doping mit
Drogen und Medikamenten haben die Glaubwürdigkeit der Leichtathletik
mittlerweile nachhaltig beschädigt. Schon lange kann man sich nicht mehr
sicher sein, dass der Erste im Ziel wirklich der beste Läufer ist. Sollten
technische Hilfsmittel wie etwa die Prothesen zugelassen werden, würde es
noch viel schwieriger, einen echten Sieger zu ermitteln.
15 Jan 2008
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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