# taz.de -- Jamba-Burschen helfen Facebook-Gründer: Facebook goes Germany | |
> Mit Hilfe der deutschen Start-up-Brüder Samwer will das soziale Netzwerk | |
> nun auch Deutschland aufrollen. Vom Marktführer StudiVZ wollen sie | |
> Mitglieder abwerben. | |
Bild: Understatement: Zuckerbergs "Facebook" wird auf 15 Milliarden Dollar doti… | |
Es war nur eine Frage der Zeit: Facebook, das aktuell am höchsten bewertete | |
soziale Netzwerk der Welt, will nun auch in Deutschland (und Europa) | |
durchstarten. Als Helfer hat sich der 23-jährige Firmengründer Mark | |
Zuckerberg drei bekannte hiesige Web-Gründer mit ins Boot geholt. Es | |
handelt sich um die Gebrüder Alexander, Marc und Oliver Samwer, die einst | |
in der Hochzeit der "New Economy" ihr Online- Auktionshaus für einen | |
zweistelligen Millionenbetrag an eBay absetzen konnten und die | |
Erwachsenenwelt später mit dem Klingeltonanbieter "Jamba" (inzwischen in | |
die USA verkauft) nervten. | |
Laut einem Bericht des Wall Street Journal steigen die Samwers mit einem | |
"signifikanten Anteil" bei Facebook ein - prozentual besonders hoch soll er | |
allerdings nicht sein, da das soziale Netzwerk mit insgesamt 15 Milliarden | |
Dollar inzwischen enorm teuer ist. (Microsoft hatte für 1,6 Prozent 240 | |
Millionen Dollar bezahlt.) "Wir sind damit neben Microsoft in den USA und | |
[dem Investor] Li Ka Shing in Asien der wichtigste Facebook-Partner", sagte | |
Alexander Samwer gegenüber Spiegel Online. Er und seine Brüder, die mit | |
ihrer Firma "European Founders" in verschiedene Internet-Neugründungen | |
investiert haben, sähen in Facebook "neben Google das meistversprechende, | |
innovativste Internet-Unternehmen". Da gäbe es "wahnsinniges Potenzial", so | |
Samwer. | |
Erste Schritte in internationale Gefilde hat Facebook bereits unternommen. | |
Laut eigenen Angaben sind schon jetzt 60 Prozent der Nutzer außerhalb | |
Amerikas zu finden, obwohl die Bedienoberfläche bislang nur auf Englisch | |
vorliegt. Sie soll nun übersetzt werden, wobei sich der Anbieter einer | |
besonderen Methodik bedient: Die User selbst dürfen bei dieser | |
"Lokalisierung" helfen, um möglichst viele internationale Versionen | |
schnellstmöglich bereitzustellen. | |
Noch ist unklar, ob sich Facebook gegen die einzelnen Lokalmatadore | |
durchsetzen kann. Soziale Netzwerke sind als Onlinedienste sehr "sticky" | |
(klebrig), weil sie für den Nutzer erst dann besonders wertvoll sind, wenn | |
möglichst viele Freunde ebenfalls beim gleichen Anbieter aktiv ist. Der | |
hiesige Marktführer StudiVZ mit seinen vier Millionen Mitgliedern | |
versammelt derzeit die meisten deutschen Studenten - wechselt man dann zu | |
Facebook, fehlt dieser Zugriff auf für den Nutzer interessante Personen | |
womöglich am Anfang. Andererseits richtet sich Facebook längst an alle | |
Nutzergruppen, während StudiVZ vor allem auf Studenten und der kleinere | |
Ableger SchülerVZ auf Schüler konzentriert ist. | |
Dass StudiVZ sich bald auch gegenüber anderen Zielgruppen öffnet, gilt | |
allerdings als sicher - ebenso, dass der Anbieter ähnlich wie Facebook | |
versuchen wird, eine eigene Softwareschnittstelle für Anwendungen | |
bereitzustellen, wie dies bei Facebook mit großem Erfolg getan wird. | |
(Mancher Beobachter vergleicht das Netzwerk inzwischen mit einem eigenen | |
"Betriebssystem", immerhin 10.000 teils sehr verspielte Programme gibt es | |
schon.) Schon die Grundlagen von StudiVZ basierten stark auf dem Vorbild | |
Facebook - seither programmiert die Seite allerdings dem Original nur noch | |
"hinterher", wie Fachleute stets kritisierten. | |
Pikant bleibt, dass die Facebook-Neuinvestoren Samwer zuvor selbst an | |
StudiVZ beteiligt waren, und bei dessen Aufbau halfen. Zudem halten sie | |
auch heute noch Anteile an Linkedin, einem US-Konkurrenten von Facebook, | |
der sich allerdings vor allem im Businessgeschäft tummelt und daher laut | |
Alexander Samwer keinen "nennenswerten Konflikt" darstelle. | |
Vielleicht noch interessanter ist aber die Hintergrundgeschichte zu dem | |
Geschäft: Für die Samwer-Brüder ist der Einstieg offenbar so etwas wie eine | |
zweite Chance, doch noch an Facebook beteiligt zu werden. Laut einem | |
Bericht des FAZ-Journalisten Holger Schmidt soll es bereits vor rund einem | |
Jahr Verhandlungen zwischen StudiVZ und Facebook gegeben haben, an denen | |
die Samwers als damalige StudiVZ-Teilhaber aktiv beteiligt waren. | |
Damals habe Facebook-Gründer Mark Zuckerberg 5 Prozent der Anteile an | |
seinem Unternehmen in Aktien für StudiVZ geboten - die Offerte sei aber | |
abgelehnt worden. Schließlich griff die Holtzbrinck-Verlagsgruppe bei | |
StudiVZ für kolportierte 85 Millionen Euro in Bar zu. Sollte die Geschichte | |
stimmen, hätte sich dieser Deal im Nachhinein für die verkaufswilligen | |
StudiVZ-Macher als Fehler herausgestellt. Die 5 Prozent an Facebook waren | |
zum Stand der damaligen Verhandlungen zwar nur geschätzte 50 Millionen | |
Dollar wert. Dank Microsofts Einstieg bei Facebook sind es inzwischen aber | |
satte 750 Millionen. | |
16 Jan 2008 | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
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