# taz.de -- Kommentar: Verkauft ist nicht verloren | |
> Die Rückgabe des Krichner-Bildes an einstigen Besitzer war notwendig. Nun | |
> müssen Regeln für die Zukunft gefunden werden. | |
Bild: Dieser Picasso hängt im Museum, andere sollen jahrzehntelang nie aus ein… | |
Eine New Yorker Anwaltskanzlei fordert ein Berliner Museum auf, ein Bild | |
herauszugeben. Es gehöre von Rechts wegen nicht dem Museum, sondern der | |
Erbin eines jüdischen Kunstsammlers, dessen Familie von den Nazis zum | |
Verkauf gezwungen worden war. Der Senat prüft die Herkunft, konsultiert | |
internationale Abkommen über den Umgang mit Nazi-Raubkunst. Und gibt das | |
Bild zurück. Jetzt hängt es in einer New Yorker Galerie. Eine moralisch | |
richtige Entscheidung oder ein undemokratisches Fehlurteil Einzelner? | |
Vielleicht war die Rückgabe der "Berliner Straßenszene" von Ernst Ludwig | |
Kirchner ja beides: moralisch richtig, aber doch nicht ganz alternativlos. | |
Zu diesem Schluss muss kommen, wer die erbitterten Diskussionen des dazu | |
eingerichteten Untersuchungsausschusses verfolgt hat. Bis heute | |
argumentiert die Koalition ausschließlich moralisch. Zur Entschädigung von | |
Holocaustopfern gebe es keine Alternative. Die Opposition argumentiert, man | |
hätte das Parlament früher informieren und mehr Anstrengung in den Kauf des | |
Gemäldes investieren müssen. | |
Mit der "Straßenszene" wird nun Parteipolitik gemacht. Während die Koaliton | |
sämtliche Kritik an ihrem Vorgehen mit Moral ausbremst, lässt die | |
Opposition keine Gelegenheit aus, die Details einer grundsätzlich richtigen | |
Entscheidung zu zerpflücken. Vielleicht wäre es langsam mal an der Zeit, | |
sich der Zukunft zuzuwenden. Denn obwohl die "Straßenszene" in New York | |
hängt, muss sie für Berlin nicht ganz verloren sein. Was ist eigentlich aus | |
den Gesprächen über eine Dauerleihgabe geworden? Und was aus den | |
Überlegungen, Regeln für ähnliche Fälle zu erarbeiten? Leere Wände sind | |
nicht schön, so moralisch richtig sie auch sein mögen. | |
22 Jan 2008 | |
## AUTOREN | |
Nina Apin | |
## TAGS | |
Gemälde | |
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