# taz.de -- "Die Zeit" im Hamburger Wahlkampf: Unter Freunden | |
> "Die Zeit" lädt SPD-Spitzenkandidat Michael Naumann zum Gespräch. Es wird | |
> sich zur Plauderstunde zwischen ihm und seinem Exkollegen, | |
> "Zeit"-Herausgeber Josef Joffe. | |
Bild: Bei welcher der beiden guten alten Tanten sind wir denn hier gerade? | |
HAMBURG taz Als Michael Naumann vor rund zehn Monaten SPD-Wahlkämpfer in | |
Hamburg wurde, kündigte Die Zeit an, es sei "eine Selbstverständlichkeit", | |
dass sie ihren langjährigen Herausgeber in der Berichterstattung nicht | |
schonen werde. | |
Fortan erfuhr das Zeit-Publikum über Naumann nur das, was unbedingt sein | |
musste - manchem Leser zufolge noch nicht mal das: So wurde in einem | |
Userforum auf [1][zeit.de] bereits bemängelt, mit der Zurückhaltung lasse | |
es sich auch übertreiben. Die Überlegungen, warum der Weltmann, Akademiker, | |
Verleger, Journalist und zeitweilige Staatsminister für Kultur sich in die | |
vermeintlichen Niederungen des Lokalpolitischen begebe, die wurden | |
jedenfalls anderswo angestellt. | |
Nun aber neigt sich der Wahlkampf dem Ende zu - in zwei Wochen wird | |
gewählt. Und Die Zeit nahm sich Naumanns nun doch an. Sie lud ihn zur | |
ersten von zwei "Zeit-Matineen" zum Thema "Wahl in Hamburg" auf die Bühne | |
eines Privattheaters. Kommenden Sonntag nimmt dann Naumanns Konkurrent, | |
Amtsinhaber Ole von Beust (CDU), an selber Stelle Platz - eine Art | |
versetztes Rededuell? | |
Man werde beiden in etwa die gleichen Fragen stellen, kündigten Astrid | |
Frohloff und Josef Joffe an, die Moderatoren. Woraufhin Joffe, selbst | |
Zeit-Mitherausgeber, noch eine längliche Erklärung aus der Tasche holte: | |
Ja, er kenne Naumann nicht bloß als Kollegen, sondern nenne ihn gar einen | |
Freund, wenn auch nicht Parteifreund. Aber dies, so Joffe, bedeute ohnehin | |
ja oft "die größte Feindschaft". Man werde im folgenden Gespräch sein, was | |
Journalisten stets zu sein hätten, gelobte ein zunehmend über sich selbst | |
amüsierter Joffe: objektiv und nur der Wahrheit verpflichtet. Was ihm den | |
ersten Lacher einbrachte. | |
Auf der Bühne dann: Naumann in der Mitte, gerahmt von TV-Journalistin | |
Frohloff und Buddy Joffe. Und zu lachen gab es noch so einiges: | |
Gelegentlich konnte man glauben, Naumann und Joffe hätten vergessen, dass | |
sie auf verschiedenen Seiten da saßen, so gepflegt kumpelhaft spielten sie | |
einander die Bälle zu. Frohloff, die, auch das wurde vorausgeschickt, schon | |
einmal mit Naumann den Stuhl getauscht hatte - als sie seinen | |
Moderatorenposten bei einer RBB-Talkshow erbte -, hatte gelegentlich | |
Schwierigkeiten, die flachsenden Herren durch die eine oder andere harte | |
Frage wieder auseinanderzubekommen. | |
Den Plauderer und Rhetoriker hatte Naumann drauf. Als Wahlkämpfer schlug er | |
sich so durch. Was eine Tolerierung durch die recht wahrscheinlich ins | |
Landesparlament einziehende Linkspartei anging, legte er sich fest: Die | |
werde es nicht geben. Gefragt aber nach der Gegenfinanzierung für manch | |
kostenträchtige angekündigte Maßnahme, scheute er sich, eine | |
"Kassensturzdiskussion" zu eröffnen. Um zum Abschluss wieder der | |
schlagfertige Plauderer zu werden: Was er seinen Mitbewerber Ole von Beust | |
fragen würde? "Was er", so Naumann, "am Tag nach seiner Wahlniederlage | |
macht." | |
Ein tatsächliches Rededuell zwischen von Beust und Naumann gibt es übrigens | |
nächsten Sonntag. Abends im Fernsehen. | |
10 Feb 2008 | |
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[1] http://zeit.de/ | |
## AUTOREN | |
Alexander Diehl | |
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Rauchen | |
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