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# taz.de -- Einheitsdenkmal: Einheitsdenkmal spaltet Berlin
> Der Bund will auf dem Schlossplatz ein Denkmal an die deutsche Einheit
> errichten. Das Berliner Parlament durfte aber nicht mitreden. Linke und
> Grüne halten den Standort für unangemessen.
Bild: Noch ist er leer: Auf der Schlossfreiheit westlich der Ruine des Palasts …
Das vom Bund geplante "Einheits- und Freiheitsdenkmal" auf dem Schlossplatz
führt zu Unmut unter Berliner Landespolitikern. Nach dem Willen von
Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) soll das neue "nationale Symbol"
zum 9. November 2009, dem 20. Jahrestag des Mauerfalls, eingeweiht werden.
Als Standort für das Denkmal, das laut Bundestagsbeschluss an die
friedliche DDR-Revolution von 1989 und andere Freiheitsbewegungen erinnern
soll, habe man sich laut Neumann mit dem Land auf "die Mitte Berlins",
geeinigt: den Sockel des ehemaligen Reiterstandbilds Wilhelms I. auf der
Schlossfreiheit. Das verkündete Neumann letzten Mittwoch im
Bundeskulturausschuss.
Landespolitiker kritisieren, dass Berlin bei der vermeintlichen "Einigung"
überfahren wurde. Obwohl die Senatsverwaltungen einen anderen Standort für
das Denkmal wollten, schwenkte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit
(SPD) vorige Woche überraschend auf Bundeslinie ein. Der kleine
Koalitionspartner fühlt sich von der "absolutistischen Manier" Wowereits
überrumpelt. "Eine Standortabwägung hat nicht stattgefunden", sagte der
stadtentwicklungspolitische Sprecher der Linken, Thomas Flierl, der taz.
Auch aus inhaltlichen Gründen beschloss die Linke, die dem Denkmal generell
skeptisch gegenübersteht, sich dem Standort auf dem Sockel zu verweigern.
Es sei eine "unheilvolle Kontinuität", ausgerechnet am Inszenierungsort des
wilhelminischen Obrigkeitsstaats der deutschen Einheit zu gedenken, sagt
Flierl. Die Linke favorisiert, wie auch die Senatsbaudirektorin und der
Gedenkstättenbeauftragte des Senats, die Nordseite des geplanten
Humboldt-Forums gegenüber dem Lustgarten. Dort habe der preußische König
vor den Toten der Märzrevolution seinen Hut gezogen, dort seien die
Aufständischen der Novemberrevolution und die DDR-Demonstranten
vorbeigezogen.
Die Grünen wiederum finden den Pariser Platz am geeignetsten. Das
Brandenburger Tor stehe exemplarisch für die Einheit des Landes, der
Schlossplatz habe dagegen keine Nähe zur Mauer oder den Orten des
DDR-Widerstands. Nach Ansicht der kulturpolitischen Sprecherin Alice
Ströver bedürfe es erst einmal einer Diskussion darüber, wessen man
eigentlich gedenken wolle: Freiheit, Einheit oder Wiedervereinigung. "Es
kann nicht sein, dass über dieses Thema ohne Einbeziehung des Parlaments
und ohne öffentlichen Diskurs entschieden wird", so Ströver. Als Vorbild
für eine fruchtbare öffentliche Debatte nannte sie das jahrelange Ringen um
Form und Inhalt des Holocaustmahnmals.
Zumindest die Form des Einheitsdenkmals ist noch offen. Bei der
ringförmigen Skulptur, die 2007 einen studentischen Wettbewerb von
Bundesbauministerium und "Stiftung Aufarbeitung" gewann, wird es wohl nicht
bleiben: Kulturstaatsminister Neumann kündigte einen Gestaltungswettbewerb
an, der "eine große Akzeptanz des Denkmals erreichen" solle. Vermutlich
wird der Wettbewerb vom Bundesbauministerium verantwortet und von der
lokalen Stadtentwicklungsverwaltung durchgeführt.
Die gibt sich bislang gelassen. "Bis wir damit zu tun bekommen, wird es
noch dauern", sagte eine Sprecherin. Bis klar ist, ob und was auf den
Sockel kommt, wird der Schlossplatz schon wieder ganz anders aussehen.
Diesen Herbst soll auf der nördlichen Schlossfreiheit die temporäre
Kunsthalle "White Cube" eröffnen, bis Ende 2009 gegenüber die Ruine des
Palasts der Republik verschwinden. Zwei Termine, die wahrscheinlicher sind
als ein Denkmal zum November 2009.
18 Mar 2008
## AUTOREN
Nina Apin
## TAGS
Einheitsdenkmal
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Diskussion um Denkmäler: Ausgewippt
Warum wurde weder in Leipzig noch in Berlin das geplante Einheitsdenkmal
realisiert? Darüber diskutierten ExpertInnen in Berlin.
Kommentar: Völlig absurder Standort
Das Einheitsdenmal ist schon deswegen problematisch, weil mit ihm der
Mauerfall 1989 und die Revolution von 1848 zusammen gedacht werden sollen.
Der Standort auf der Schlossfreiheit aber ist völlig daneben: Wie soll sich
inmitten der Kaiserzeitsymbolik der Eindruck von Einheit und Freiheit
entfalten?
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