# taz.de -- Anti-Atomtreffen in Ahaus: Erfolgreich gegen Atomtransporte | |
> Weil AKW-Gegner aus Russland und Deutschland gemeinsam kämpften, wird ab | |
> 2009 kein giftiges Uranhexafluorid nach Sibirien gebracht. Daraus schöpft | |
> die Bewegung Mut für weitere Proteste. | |
Bild: Die Erfolge in Russland motivieren auch deutsche AKW-Gegner. | |
AHAUS taz Sofortiger Ausstieg aus der Atomenergie, aber auch eine bessere | |
Vernetzung aller Anti-Atom-Initiativen untereinander: Das sind die | |
Forderungen des Bundeskongresses der Anti-Atom-Bewegung. "Die Mehrheit der | |
Bevölkerung ist gegen die Atomindustrie. Lasst uns gemeinsam für einen | |
Einbruch der Realität in die Propaganda der Atomlobby sorgen", appellierte | |
etwa Peter Dickel von der Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad an die rund | |
150 Vertreter fast aller Anti-Atom-Initiativen bundesweit, die am | |
Wochenende ins münsterländische Ahaus gekommen waren. | |
Auf Einladung der Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus", die seit | |
Jahrzehnten gegen das dortige Zwischenlager kämpft, waren auch Gäste aus | |
ganz Europa angereist, so etwa aus Russland, Frankreich, Schweden, Ungarn | |
und den Niederlanden. | |
Gerade die russischen Anti-Atom-Aktivisten können aktuell einen Erfolg | |
feiern: Wie zuvor bereits der Stromversorger RWE hatte erst am Mittwoch | |
auch der Chef des Energiekonzerns Eon, Wulf Bernotat, ein Ende der | |
Atommülltransporte aus der einzigen deutschen Urananreicherungsanlage im | |
münsterländischen Gronau nach Russland angekündigt. Zwar will die | |
Betreiberfirma der Anlage, das von RWE wie Eon mitgetragene | |
deutsch-niederländisch-britische Gemeinschaftsunternehmen Urenco, in den | |
kommenden Monaten weitere 7.000 Tonnen radioaktives und hochgiftiges | |
Uranhexafluorid nach Russland schaffen. 2009 aber soll Schluss mit den | |
Transporten sein. | |
Offiziell deklarieren Deutsche wie Russen das Uranhexafluorid als | |
"Wertstoff". Die ursprünglich vorgesehene Wiederaufbereitung wie den | |
Rücktransport nach Deutschland wollte Joachim Ohnemus, technischer | |
Geschäftsführer der Urenco Deutschland GmbH, jedoch nie garantieren. Selbst | |
auf Satellitenbildern von Google Earth gut erkennbar rosten die Fässer mit | |
dem Atommüll der Urenco stattdessen unter freiem Himmel in geschlossenen | |
russischen Atomstädten in Sibirien und am Ural vor sich hin. "Was dort | |
passiert, entzieht sich der Kontrolle der Öffentlichkeit", betonte Olga | |
Podosenova von der russischen Umweltschutzorganisation Ecodefense. Sie | |
verwies aber auch darauf, dass erst die gemeinsamen Proteste mit den | |
deutschen Anti-Atom-Initiativen internationales Interesse für diese | |
Atommülltransporte geweckt hätten. | |
Im Münsterland hingegen rollt die Propagandamaschine der Urenco weiter. "In | |
Gronau gibt es kaum einen Verein, kaum eine Schule, die nicht gesponsert | |
wird", sagt Udo Buchholz vom Arbeitskreis Umwelt. So werde das Jointventure | |
die Stadtbibliothek in den kommenden drei Jahren mit jeweils 20.000 Euro | |
bezuschussen. Dafür soll jedes neu angeschaffte Medium der Bücherei einen | |
Urenco-Aufkleber tragen. | |
Viel Arbeit erwartet die Atomkraftgegner auch an anderen bundesdeutschen | |
Standorten der Atomindustrie. So stünden Behörden und Betreiber des | |
sogenannten Forschungsbergwerks Asse Laugeneintritten noch immer hilflos | |
gegenüber, berichtet Udo Dettmann vom Netzwerk Asse II. Aus dem Deckgebirge | |
laufen seit 1991 täglich geschätzte 11 Kubikmeter Steinsalzlauge in das | |
ehemalige Salzbergwerk. Dessen mit rund 125.000 Fässern schwach | |
radioaktivem und rund 1.300 Behälter mittelaktivem Atommüll gefüllten Gänge | |
werden instabil, der Austritt von Radioaktivität droht. "Das Bergwerk soll | |
einfach geflutet werden", klagt Dettmann: Eine Magnesiumchloridlösung soll | |
die ätzende Wirkung der Salzlauge, die den Salzstock wie die Atommüllfässer | |
zersetzt, mindern. Sie erschwert aber auch eine Rückholung der Fässer. | |
Auf eine breite Unterstützung aus der Bevölkerung hoffen die | |
Atomkraftgegner auch für ihre Proteste gegen die Lobby der Atomindustrie: | |
Unter dem Motto "Kein Forum dem Atomforum" wird am 26. und 27. Mai in | |
Hamburg demonstriert. Vom 5. bis zum 7. September folgt in Braunschweig die | |
nächste Bundeskonferenz der Anti-Atom-Initiativen. | |
4 May 2008 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
Andreas Wyputta | |
## TAGS | |
Radioaktivität | |
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