# taz.de -- Die Vorwürfe des Strafgerichtshofs: Kriegsverbrechen von Bembas So… | |
> Die Verhaftung des kongolesischen Oppositionsführers Bemba gründet auf | |
> Inkaufnahme von Kriegsverbrechen seiner Soldaten in Kongos Nachbarland, | |
> der Zentralafrikanischen Republik. | |
Bild: Der Haftbefehl gegen den Bembas Anhänger protstieren, gründet sich auf … | |
BERLIN taz Der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) | |
gegen Jean-Pierre Bemba gründet sich auf mögliche Kriegsverbrechen in der | |
Zentralafrikanischen Republik. Dort griff Bembas einstige Rebellenarmee MLC | |
(Kongolesische Befreiungsarmee) 2002 und 2003 auf Bitten des gewählten | |
Präsidenten Ange-Félix Patassé ein, um eine Rebellion des Armeechefs | |
Francois Bozizé niederzuschlagen. Die MLC beherrschte damals das nördliche | |
Drittel der Demokratischen Republik Kongo, an das die Zentralafrikanische | |
Republik grenzt, und wickelte viele ihrer Geschäfte über die | |
zentralafrikanische Hauptstadt Bangui ab, die direkt am Grenzfluss Ubangi | |
liegt. | |
Rund 1.000 MLC-Soldaten, dazu Libyens Luftwaffe und Kämpfer des | |
tschadischen Rebellenführers Abdoulaye Miskine verhinderten Ende Oktober | |
2002, dass Bozizé Bangui eroberte. Die MLC-Soldaten aus Kongos Regenwald | |
nutzten ihren Aufenthalt in der Großstadt, um hemmungslos zu plündern. Die | |
französische Menschenrechtsorganisation FIDH (Fédération Internationale des | |
Droits de lHomme) sammelte in einem 2003 veröffentlichten Bericht dazu | |
zahlreiche Zeugenaussagen über Vergewaltigungen, Verwüstungen von | |
Wohnhäusern und Raub an Straßensperren. In den Folgemonaten wuchs das | |
MLC-Kontingent in der Zentralafrikanischen Republik auf 3.000 Mann an und | |
kämpfte an vorderster Front gegen Bozizé. | |
Bembas Einsatz nützte nichts. Im März 2003 wurde Patassé gestürzt. Bozizé | |
ergriff die Macht, bejubelt von Tschad und Frankreich, und regiert die | |
Zentralafrikanische Republik bis heute. | |
Der FIDH-Bericht diente der neuen Regierung Ende 2004 als Grundlage dafür, | |
gegen Patassé, Bemba und Miskine Klage beim IStGH in Den Haag einzureichen. | |
Für den Gerichtshof war dieser Fall, wie Chefankläger Luis Moreno-Ocampo | |
Ende 2006 ausführte, besonders schwierig, weil einerseits in der | |
Zentralafrikanischen Republik mittlerweile Friedensprozesse eingeleitet | |
waren, andererseits Kämpfe andauerten. Menschenrechtler haben Bozizés Garde | |
dabei schwerste Übergriffe vorgeworfen. | |
Ohne diese Probleme zu klären, verkündete der Gerichtshof am 22. Mai die | |
Zulassung der Klage in Sachen Zentralafrikanische Republik. Am 23. Mai | |
erließ er Haftbefehl gegen Bemba. Bemba sei als Führer der MLC für "alle | |
politischen und militärischen Beschlüsse" seiner Bewegung verantwortlich; | |
die Entsendung von Soldaten nach Bangui hätten Bemba und Patassé gemeinsam | |
beschlossen, und es gebe Anlass zur Annahme, "dass Jean-Pierre Bemba | |
wusste, dass dieser Plan im normalen Verlauf der Ereignisse zum Ausführen | |
von Verbrechen führen würde, und dass er dieses Risiko in Kauf nahm." Daher | |
sei er persönlich für Vergewaltigungen, Folter, Misshandlung und Plünderung | |
verantwortlich zu machen. | |
Am 24. Mai wurde Bemba in Brüssel festgenommen. "Diese Festnahme war eine | |
komplexe und gut vorbereitete Operation", sagte Moreno-Ocampo. "Wir sind | |
allen beteiligten Ländern dankbar, einschließlich Belgien." Offenbar wurde | |
Bembas Verhaftung geplant, bevor Haftbefehl gegen ihn vorlag oder überhaupt | |
die Klage gegen ihn zugelassen war. DOMINIC JOHNSON | |
28 May 2008 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
## TAGS | |
Internationaler Strafgerichtshof | |
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