# taz.de -- Kommentar Welthungergipfel: Betroffene ausgegrenzt | |
> Reichtum garantiert heute nicht mehr Nahrungsmittelsicherheit für die | |
> Zukunft - das ließ die Teilnehmer vor Antikrisenstrategien scheuen. | |
> Wichtige Stimmen wurden erst gar nicht gehört. | |
Bild: Aus Ästen geflochtene Hütten bieten Menschen in Somalia notdürftigen S… | |
Früher mochten die FAO-Hungergipfel als Veranstaltungen durchgehen, auf | |
denen darüber verhandelt wurde, was die Satten wohl für die Hungerleider | |
tun könnten - oder auch nicht. | |
Diesmal ist das Szenario völlig anders: Diesmal steht die Welt vor einer | |
globalen Krise, die wirklich alle betrifft. Die rasant steigenden | |
Lebensmittelpreise auch in den reichen Staaten sind da nur ein erstes | |
Warnsignal: Schon greifen erste Staaten zu Ausfuhrverboten für | |
Agrarprodukte wie Reis - da garantiert dann auch Reichtum nicht mehr | |
Nahrungsmittelsicherheit für die Zukunft. | |
Diese Botschaft ist angekommen - das wurde auf dem FAO-Krisengipfel in Rom | |
überdeutlich. Überdeutlich wurde aber auch, dass die Staatengemeinschaft | |
sich auf keine Antikrisenstrategien einigen konnte. Ein paar Hilfszusagen | |
für Kriseninterventionen gab es; vor allem aber gab es Streit über mögliche | |
Krisenursachen wie die massive Ausdehnung der Anbauflächen für Biosprit. | |
Wirklich beschlossen wurde nichts. Stattdessen gibt es jetzt eine | |
UNO-Task-Force. Task-Force: Das klingt nach entschlossenem Zupacken, nach | |
energischem Handeln, nach radikalen Lösungen. Doch wer packt da eigentlich | |
zu? Es sind die UNO-Organisationen im Verein mit den Finanzinstitutionen | |
des Bretton-Woods-Systems. Aus dem Schneider sind so fürs Erste die | |
Mitgliedsstaaten der FAO und der UNO. Sie könnten angesichts des mangelnden | |
internationalen Konsenses jetzt schnell der Versuchung erliegen, sich | |
einfach zurückzulehnen und abzuwarten - es gibt ja die Task-Force. | |
Gern dabei wären dagegen bei der Beratung von Krisenprogrammen die | |
bäuerlichen Organisationen. Doch die wurden gleich gar nicht gefragt, | |
gleich gar nicht zu vollwertigen Teilnehmern des Krisengipfels gemacht. | |
Einer der wenigen Punkte, in dem Übereinstimmung herrschte bei der | |
Konferenz, war die Beschwörung neuer ländlicher Entwicklung in jenen | |
Staaten, in denen Agrarmultis mit ihren Exporten die heimische Produktion | |
an den Rand gedrängt hatten. Ausgerechnet die möglichen Protagonisten | |
ländlicher Entwicklung aber hatten in Rom keine Stimme. | |
5 Jun 2008 | |
## AUTOREN | |
Michael Braun | |
Michael Braun | |
## TAGS | |
Hungersnot | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Globale Ernährungssicherheit: Lokalen Wegen eine Chance | |
Anstatt neue Abhängigkeiten zu schaffen, sollten die Industrienationen | |
lokale Projekte vor Ort fördern. Die Höfe vor Ort müssen eigene Lösungen | |
finden. | |
UN-Welternährungsgipfel in Rom: Leere Worte für leere Bäuche | |
Der UN-Welternährungsgipfel endet dürftig. Maßnahmen gegen die Hungerkrise | |
werden an den neuen Krisenstab delegiert. Argentinien blockiert den | |
Abschluss. |