Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar verschmutzte Nordsee: Der wahre Preis des Öls
> Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt gelangt jedes Jahr eine große
> Menge Öl in die Nordsee. Helfen können nur Strafgelder für die Konzerne.
Bild: Zum Abwracken bereit: die stillgelegte Ölplattform Brent Delta im Hafen …
Die Situation ist verzwickt: Einerseits steigt die Umweltbelastung durch
die Ölplattformen in den Weltmeeren, je stärker die Ölfelder ausgebeutet
sind. Immer mehr sogenanntes Produktionswasser wird benötigt, um das Restöl
zu fördern. Andererseits aber werden Investitionen immer unattraktiver, je
näher das Ende der Ölfelder rückt.
In der Nordsee ist das Ende absehbar. Großbritannien und Norwegen - die
beiden größten europäischen Ölländer - haben um das Jahr 2000 ihr Maximum
überschritten. Im Jahr 2006 wurden in Europas OECD-Ländern nur noch 5,2
Millionen Barrel pro Tag gefördert, nachdem es im Jahr 2000 noch über 6
Millionen waren. Der weitere Rückgang wird rapide sein: Im Jahr 2020 werden
noch
2 Million Barrel täglich gefördert werden, 2030 nur noch 1 Million Barrel.
Das ist kein Umfeld, in dem Firmen freiwillig neue Anlagen zur Reinigung
ihrer Abwässer anschaffen.
Und so gerät jährlich ganz regulär eine Ölmenge in die Nordsee, die fast
einem Drittel der Ladung des Tankers "Exxon Valdez" entspricht, der 1989
Alaska verseuchte. Die Folgen sind zwar weniger spektakulär, aber
gleichwohl längst nachweisbar: Im Umkreis von 1.000 Metern um die
Bohrinseln ist schon jetzt ein Rückgang der Artenvielfalt feststellbar.
Daher fordert die Meeresschutzorganisation Ospar schon seit Jahren, dass
die Bohrinseln ihre Ölemissionen senken müssen - stattdessen haben sie
jedoch dramatisch zugenommen.
Wer die Belastungen der Nordsee verringern will, muss vielmehr Strafgelder
erheben für jeden Liter Öl, der ins Wasser gelangt. Denn wenn die Ölpreise
auch die Umweltschäden beinhalten,
die sie verursachen, wird endlich deutlich werden, dass die erneuerbaren
Energien billiger sind als die fossilen. Heute scheinen sie mitunter
teurer, weil eben solche Dinge wie die Meeresverschmutzung im Ölpreis nicht
einkalkuliert sind - ein klarer Fall von Wettbewerbsverzerrung.
So liefern die aktuellen Daten zur Ölverschmutzung ein weiteres Argument
für eine alte Forderung: Es wird Zeit, das fossile Energiezeitalter
zu beenden.
2 Aug 2008
## AUTOREN
Bernward Janzing
Bernward Janzing
## TAGS
Umwelt
## ARTIKEL ZUM THEMA
Was tun mit alten Ölbohrplattformen?: Schrott in der Nordsee
Eigentlich sollen alte Bohrinseln aus dem Meer entfernt werden. Jetzt will
Shell eine Ausnahme. Die Bundesregierung befürchtet einen Präzedenzfall.
Erdölförderung in der Nordsee: Kein Verbot für Tiefseebohrungen
Eigentlich wollte die Bundesregierung auf der Ospar-Meereskonferenz
beantragen, dass in der Nordsee nicht mehr so tief nach Öl gebohrt wird.
Nun bekommt sie kalte Füße.
Greenpeace warnt: Ölplattformen verpesten Nordsee
Umweltschützer entdecken an der dänischen, norwegischen und englischen
Küste große Ölteppiche. Ihr Vorwurf: Ölplattformen verschmutzen schleichend
das Meer.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.