| # taz.de -- Atomkraftgegner machen Druck im Fall Asse: "Sumpf aus Politik und W… | |
| > Die lokalen Bürgerinitiativen fühlen sich in ihrer Strategie bestätigt. | |
| > Auch Gorleben soll Laugennester haben. | |
| Bild: Asse ist zum Wiedergänger im Anti-Atom-Protest geworden. | |
| BRAUNSCHWEIG taz Mit Genugtuung, aber auch mit Spott und neuen Protesten | |
| reagiert die deutsche Anti-Atom-Bewegung auf die aktuellen Entscheidungen | |
| zur Asse. "Der Bundesumweltminister hat mit einer Zeitverzögerung von 30 | |
| Jahren auf die Zustände in der Asse reagiert", sagte Peter Dickel vom | |
| Asse-II-Koordinierungskreis, dem Zusammenschluss der örtlichen | |
| Bürgerinitiativen. Ebenso wie die AKW-Gegner der Region hätten auch die | |
| zuständigen Bundesminister die Probleme in der Asse gekannt. Es gebe eine | |
| "unheilige Allianz, einen richtigen Sumpf zwischen Politik und | |
| Wissenschaft", sagte Dickel. "Wir lernen daraus, dass die Prognosen von | |
| heute die Eingeständnisse von morgen sind." Der öffentliche Druck müsse | |
| darum bestehen bleiben. | |
| An diesen Wochenende will die Anti-Atom-Bewegung auf ihrer Herbstkonferenz | |
| in Braunschweig über ihre weitere Strategie diskutieren. Mitveranstalter | |
| Dickel rechnet mit gut 100 Teilnehmern, die Initiativen aus dem ganzen | |
| Bundesgebiet repräsentieren. Das Treffen steht unter dem Motto "30 Jahre | |
| Widerstand - Na und?". Die erste Herbstkonferenz der Anti-AKW-Bewegung fand | |
| bereits 1979 in Hannover statt, seinerzeit noch mit 1.400 Teilnehmern. | |
| Damals plante die AKW-Industrie in Deutschland noch 600 Atommeiler. | |
| "Die Anti-AKW-Bewegung hat viele Erfolge erzielt und am Ende haben sich die | |
| AKW-Betreiber in den Atomkonsens geflüchtet", bilanziert Dickel. | |
| Mittlerweile gebe es eine Reihe neuer Initiativen. Wie stark sie seien, | |
| werde sich bei einer Demonstration am 8. November in Gorleben zeigen. Dann | |
| rollt der nächste Castor-Transport ins dortige Zwischenlager. Auch die | |
| Klima-Allianz, ein Zusammenschluss vieler Umwelt- und | |
| Entwicklungsorganisationen, ruft dazu auf. "Breiter gesellschaftlicher | |
| Protest ist nötig, damit die Politik endlich wirksame Rahmenbedingungen für | |
| eine Energiewende schafft und die Macht der Energiekonzerne begrenzt", | |
| heißt es in einer Erklärung. | |
| Die AKW-Gegner aus der Region Gorleben verwiesen gestern auf Parallelen zur | |
| Asse. Wie beim dortigen Salzbergwerk habe es auch in Gorleben beim | |
| Niederbringen der Bergwerkschächte große Probleme gegeben. "Bei der | |
| Untersuchungen in Gorleben ist man bei den Salzspiegelbohrungen auf große | |
| Laugennester gestoßen", sagte Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative | |
| Lüchow-Dannenberg. | |
| Ebenso wie die örtlichen Bürgerinitiativen will die Bürgermeisterin der | |
| Samtgemeinde Asse, Regina Bollmeister, bei den anstehenden Entscheidungen | |
| über die Altlast Asse mitreden können. Die Asse-Begleitgruppe, in der | |
| Kommunalpolitik und Bürgerinitiativen vertreten sind, müsse bestehen | |
| bleiben, sagte sie. Alle Optionen zur Sanierung oder Langzeitsicherung des | |
| feuchten Bergwerks wolle man nun gemeinsam mit dem Bundesamt prüfen. | |
| Die Bürgerinitiativen hätten vor zwei Jahren begonnen, die alten Probleme | |
| erneut intensiv zu thematisieren, analysierte Dickel. Mit Unterstützung der | |
| Anwohner der Asse habe man das Problem der lange verdrängten Altlast | |
| bundesweit auf die Tagesordnung setzen können. Gabriels kritische | |
| Äußerungen zur Asse seien nur die Kopie. "Das Original ist die Kritik aus | |
| der Bevölkerung", sagte Dickel. Der altgediente AKW-Gegner verwies zudem | |
| darauf, dass das Endlager Morsleben (ehemals DDR) eine ähnlich | |
| problematische Altlast darstellt. Dort reagiere aber die Bevölkerung ganz | |
| anders. Deswegen nehme kaum jemand zur Kenntnis, dass das vom BfS | |
| betriebene Planfeststellungsverfahren zur Schließung von Morsleben seit | |
| Jahren nicht vorankomme und das BfS im Bergwerk nur mit Notmaßnahmen | |
| arbeite. | |
| JÜRGEN VOGES | |
| 5 Sep 2008 | |
| ## AUTOREN | |
| Jürgen Voges | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Skandal um das Atomlager Asse: Ein Debakel ohne Schuldige | |
| Die Asse wird nun auch offiziell ein Atommüllendlager, betrieben vom | |
| Bundesamt für Strahlenschutz. Ein Schließungskonzept soll bis Jahresende | |
| vorliegen. | |
| Kommentar Atommülllager Asse: Verantwortungslosigkeit mit System | |
| Auch wenn das Bundesamt für Strahlenschutz jetzt für die Asse | |
| verantwortlich ist - die Experten und das Fachpersonal vor Ort werden | |
| mangels Ersatz dieselben sein. | |
| Asse II ist einsturzgefährdet: Gabriel prüft Räumung des Atommülls | |
| Die Alternative wäre dann Schacht Konrad im niedersächsischen Salzgitter. | |
| Staatsanwaltschaft ermittelt, ob in der Asse illegale Atomanlage betrieben | |
| wurde. |