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# taz.de -- Kommentar Gentechnik und Honig: Der Imker ist der Dumme
> Wer haftet, wenn Honig durch Gentech-Pollen versucht wird? Von Land zu
> Land sieht die Rechtssprechung dazu unterschiedlich aus. Das muss sich
> ändern.
Ein bayerischer Imker wird von Amts wegen angewiesen, seine
Jahresproduktion von Honig zu vernichten, weil er gentechnisch verunreinigt
ist - ob er dafür Schadenersatz bekommt, ist ungewiss. Zu Recht ist der
Imker sauer auf die Landwirte, die mit ihrem Gentechmais seine Honigernte
versaut haben.
Noch weitaus übler geht jedoch die Politik mit den Imkern um. Denn mit
diversen Gentechgesetzen und -verordnungen werden sie regelrecht
verschaukelt. Selbst die Justiz blickt da offensichtlich nicht mehr richtig
durch. Ein Beleg dafür sind die widersprechenden Urteile der Gerichte, die
sich wiederholt mit der brisanten Mischung aus Gentechnik und Honig
beschäftigen mussten.
So waren die Richter in Frankfurt (Oder) der Ansicht, dass Pollen von
Gentechmais nicht als "vermehrungsfähige Organismen" einzustufen seien -
folglich sei Honig, der Gentechpollen enthält, weder zu kennzeichnen noch
sei der Handel damit einzuschränken. Auch könne ein Imker nicht verlangen,
dass in seiner Nachbarschaft keine Gentechpflanzen angebaut werden oder
dafür gar Schadenersatz verlangen.
Ganz anders urteilte ein Augsburger Gericht: Dort gilt Honig, der Pollen
von Gentechpflanzen enthält, als gentechnisch verändertes Lebensmittel.
Sind die Gentechpflanzen, von denen die Pollen stammen, nicht zur
Verarbeitung in Lebensmittel zugelassen, darf nach diesem Urteil
verunreinigter Honig nicht verkauft werden. Selbst wenn in diesem Fall nur
wenige Gentechpollen nachweisbar sind, gilt der Honig als nicht
"verkehrsfähig". Er muss - wie es der bayerische Imker jetzt auf Anordnung
getan hat - vernichtet werden.
Das ist grundsätzlich auch richtig so, denn ein solcher Honig gehört nicht
in den Handel - und wenn er doch dorthin gelangt, dann sollte er zumindest
entsprechend gekennzeichnet werden. Dazu braucht es endlich eine
einheitliche Rechtsprechung, die in Brandenburg wie in Bayern für klare
Verhältnisse sorgt.
Genauso wichtig ist es aber zu klären, wer am Ende für den Schaden
aufkommt, der durch Gentechpollen verursacht wird. Dass es, wie in Augsburg
geschehen, der Imker sein soll, ist ein nicht hinzunehmender Skandal.
2 Oct 2008
## AUTOREN
Wolfgang Löhr
## TAGS
Honig
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