| # taz.de -- Neue Erbschaftssteuer wahrscheinlich: Hauserben ohne Steuern | |
| > Die Erbschaftsteuerreform kommt wahrscheinlich doch noch in diesem Jahr: | |
| > CSU und CDU haben sich auf eine Position geeinigt. Die SPD hat noch nicht | |
| > zugestimmt. | |
| Bild: Erben einfach gemacht: Haus vor Geld. | |
| Kommt sie oder kommt sie nicht, die Erbschaftsteuerreform? Dass sich in | |
| diesem Jahr noch was tut, diese Erwartung nährte am Freitag der neue | |
| CSU-Chef Horst Seehofer. Man befände sich jetzt im "Schulterschluss" mit | |
| der CDU, so Seehofer, und werde mit einer gemeinsamen Position in die | |
| Verhandlungen mit der SPD am Montag gehen. | |
| CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer nannte gegenüber der | |
| Nachrichtenagentur dpa Details. Danach fordert die Union einen speziellen | |
| Freibetrag von 1,5 Millionen Euro pro Ehegatten oder Kind für selbst | |
| genutztes Wohneigentum. Es müssten "sehr, sehr kräftige Freibeiträge" sein, | |
| hatte Seehofer erklärt. Denn dieser Freibetrag solle gewährleisten, dass | |
| selbst genutztes Wohneigentum von der Erbschaftsteuer freigestellt sei. | |
| Dabei müsse man auf regionale Gegebenheiten Rücksicht nehmen. Eine Villa im | |
| Wert von 1,5 Millionen Euro könnte so steuerfrei an Sohn oder Tochter | |
| vererbt werden. Für Geldvermögen fordert die CSU einen Freibetrag von | |
| 600.000 Euro pro Kind und eine Millionen Euro für den Gatten. | |
| Der bereits vorliegende, von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) gestützte | |
| Gesetzentwurf, macht keinen Unterschied zwischen selbst genutzter Immobilie | |
| und Geldvermögen. Laut diesem Entwurf hätte jedes Kind pro Elternteil einen | |
| Steuerfreibetrag von 400.000 Euro. Dies wäre doppelt so viel wie bisher. | |
| Ein Kind könnte demnach Vermögen im Wert von 800.000 Euro steuerfrei von | |
| den Eltern vererbt bekommen - ob dieses Vermögen nun in einem Haus steckt | |
| oder in einem Bankdepot. Für Ehegatten steigt der Freibetrag gegenüber dem | |
| bisherigen Recht laut dem Gesetzentwurf von 307.000 auf 500.000 Euro. | |
| Für Betriebsvermögen gab es bisher schon eine Teileinigung zwischen Union | |
| und SPD. Danach werden geerbte Unternehmen, die länger als zehn Jahre | |
| weiterexistieren, weitgehend von der Erbschaftssteuer befreit. In dem | |
| Betrieb darf dann über einen Zeitraum von sieben Jahren nicht nennenswert | |
| Personal abgebaut werden. | |
| Die SPD möchte die Neuregelung bei der Erbschaftsteuer "aufkommensneutral" | |
| gestalten und durch die höheren Freibeträge vor allem einem Urteil des | |
| Bundesverfassungsgerichts Genüge tun, erklärte am Freitag der | |
| SPD-Finanzexperte Florian Pronold im Gespräch mit der taz. | |
| Neuregelungen bei der Erbschaftsteuer sind nötig, weil das | |
| Verfassungsgericht bereits im Jahre 1995 geurteilt hat, dass Immobilien und | |
| Geldvermögen bei der Erbschaftssteuer gleichbehandelt werden sollten. | |
| Damals wurden Immobilien nicht nach ihrem Marktwert, sondern erheblich | |
| niedriger angesetzt. | |
| Der Vorstoß der Union, nun erneut Erben von selbst genutzten Immobilien | |
| besserzustellen als Hinterbliebene, die Geldvermögen bekommen oder nicht in | |
| dem geerbten Haus wohnen wollen, wird daher von der SPD scharf kritisiert. | |
| Dieser Vorschlag der Ungleichbehandlung trage bereits "das Kainsmal der | |
| Verfassungswidrigkeit auf der Stirn", sagte Pronold. Man könne sich aber | |
| vorstellen, über den bisherigen Gesetzentwurf hinaus Erben von selbst | |
| genutztem Wohneigentum besserzustellen. | |
| Pronold sagte, dass es auch mit dem von der SPD gestützten Gesetzentwurf | |
| bereits möglich sei, dass ein Kind "dreieinhalb Eigentumswohnungen" von den | |
| Eltern steuerfrei erben könnte. Schließlich stelle der Entwurf bereits | |
| Immobilien im Wert von 800.000 Euro abgabenfrei. Pronold sagte, er rechne | |
| mit einer Einigung noch in diesem Jahr. | |
| Das Aufkommen bei der Erbschaftsteuer liegt bei rund 4,2 Milliarden Euro. | |
| 60 Prozent dieser Summe werden in Nordrhein-Westfalen, Bayern und | |
| Baden-Württemberg gezahlt. | |
| 1 Nov 2008 | |
| ## AUTOREN | |
| Barbara Dribbusch | |
| ## TAGS | |
| Erbschaftsteuer | |
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