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# taz.de -- US-Autofirmen in der Krise: Bye-bye, ihr großen drei
> Was uns demnächst fehlt - oder auch nicht. Die dicksten und auch dümmsten
> Schlitten der bankrottesten US-Autofirmen im Kurzporträt, bevor sie
> demnächst ganz verschwinden.
Bild: Bald schon Geschichte? Eine überarbeitete Version der Legende F 150 von …
"Es gibt keinen Plan B", sagte Fritz Henderson, Chef von General Motors.
Denn sie sind in der Krise, die US-Autobauer Chrysler, GM und Ford.
Zusammen fordern sie 34 Milliarden Dollar von ihrer Regierung - sonst ist
es vorbei mit der amerikanischen Autoindustrie. Es ist so hart gekommen:
Die Chefs von Chrysler und GM haben nicht nur schon ihre eigenen Firmenjets
verkauft und fliegen nun Linie, sondern angeblich auch noch auf Hybridautos
umgesattelt. Alle, so versprechen sie, sollen bald energieeffinzient
fahren. Optimistisch ist diese Vorstellung. Nicht, weil wir uns alle viele
Hybridautos wünschen. Nein, optimistisch im Sinne der Autobauer, weil man
mit reiner Vernunft annehmen muss, dass bald auch das letzte Ungetüm aus
ihrer Fabrik gerollt ist. 34 Milliarden hin oder her. Dann rollen die
dicken amerikanischen Schlitten nur noch durch Havanna. Welche? Diese:
Der Chevrolet Bel Air gehört zu den erfolgreichsten Modellen von General
Motors. Das Cabriolet mit den Heckflossen steht für die Zeit der
unbeschwerten Jugend, die sich vom biederen Design emanzipieren wollte -
und von den Eltern gleich dazu. Für Jugendliche, die bei den Worten "Elvis
has left the building" in Tränen ausbrechen. "For all its worth" lautete
1959 der Werbespruch für dieses Auto und ist also schon damals ganz nah an
der jüngst von VW neu entdeckten "Wertigkeit". Die Zukunft von General
Motors sieht aber trotzdem nicht gut aus. Die US-Umsätze im November
brachen im Vergleich zum Vormonat um 41 Prozent ein. Noch nicht geklärt
ist, was beim Bel Air für den größeren Umweltschaden verantwortlich ist:
der monströse Benzinverbrauch oder die Tonnen von Haarspray, mit der seine
Fahrerinnen versuchten, ihre Frisur trotz Fahrtwind zu erhalten.
Der Pick-Up F 150 von Ford (oben) war zum Schrecken aller aufgeklärten
Europäer das meistverkaufte Auto der USA - bevor er vom sparsameren Honda
Civic verdrängt wurde. In den USA war er bei allen beliebt, die meinten,
eine Ladefläche durch die Gegend kutschieren zu müssen. Richtig praktisch
ist der F 150 entweder für gealterte Jäger, die ihren erlegten Elch
transportieren müssen - oder für Jugendliche. Die können nämlich während
des "spring break", den exzessiven Osterferien, so viele Freunde wie
möglich hinten drauf mitnehmen und über den Strand hämmern. Die Zukunft für
den F 150, hier das aktuelle Modell, sieht nicht gut aus. Ford verkaufte im
November auf dem US-Markt 41 Prozent weniger Autos als im Oktober.
Eigentlich ein Militärfahrzeug, hat der Jeep von Chrysler dem Prinzip
Geländewagen auch in Europa den Weg geebnet und gilt als Eisbrecher in
dieser Klasse. Gleichzeitig sorgen die Fahrer dieser Wagen dafür, dass das
Eis der Polkappen möglichst schnell schmilzt, denn der Jeep verbraucht in
seiner stärksten Ausführung laut Angaben des Schweizer Bundesamts für
Energie über 16 Liter pro 100 Kilometer und stößt dabei 380 Gramm CO2 aus.
In Zukunft aber vielleicht nicht mehr, denn auch Chrysler leidet unter der
Unlust der Amerikaner, Autos zu kaufen: Im November brachen die
US-Verkaufszahlen um 30 Prozent ein.
Auch noch auf der Liste der bedrohten Automarken: Volvo. Das, was mal
schwedisch war, gehört schon seit 1999 zum Schrecken seiner Klientel zum
Ford-Konzern. Bis vor Kurzem noch waren Volvofahrer die einzigen, die zu
Hause ein Basilikumbäumchen pflegten - als Ausdruck ihres individuellen
Lebensstils. Doch die Zeiten, siehe Gemüseregal, sind vorbei, und die
Volvo-Fahrer werden rar, der Verkauf auf dem US-Markt brach im Oktober um
52 Prozent ein. Um Volvo muss es uns nicht bange sein: Immerhin kann die
Firma gleich ganz auf die Förderung von Chichi-Sportveranstaltungen wie
Golf oder Segeln umsteigen.
4 Dec 2008
## AUTOREN
Natalie Tenberg
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