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# taz.de -- Wissenschaft und Forschung im Fernsehen: Quark mit Quarks
> Seriöse Wissenschaft hat es schwer im Fernsehen. Auf den Tutzinger
> Medientagen wurde über die Gründe diskutiert.
Bild: Der Astrophysiker Harald Lesch (47 J.) moderiert die ZDF-Sendung "Abenteu…
Es ist so eine Krux mit dem Wissenschaftsjournalismus, mit Wissen und
Bildung schlechthin, vor allem im Fernsehen. Da werden Eier gekocht bis es
knallt, und getestet, ob Plastikflaschen mit Limonade einen 80-Meter-Sturz
aushalten. (Tun sie nicht, sie reißen und spritzen gewaltig, was die
ZuschauerInnen freut). Aber ist das Wissenschaft?
Natürlich nicht, jedenfalls nicht, wenn man Eberhard Sinner heißt. "Das
Fernsehen ist die einzige Chance für wissenschaftsgetriebene, transparente
und lobbyfeste Politik", sprach Bayerns Exmedienstaatsminister und
Staatskanzleichef, den der neue Ober-Bayer Horst Seehofer aus der
Machtzentrale in den Landtag entsorgt hat, wo sich Sinner seitdem als
medienpolitischer Sprecher der CSU langweilt. Lobbyfeste Politik kann man
ja derzeit vor allem beim ZDF besichtigen, wo die Union zum Kesseltreiben
auf den Chefredakteur Nikolaus Brender geblasen hat. Ob derlei
Machenschaften allerdings wissenschaftsgetrieben sind, muss schon um der
Wissenschaft Willen schwer bezweifelt werden. Und Transparenz war bei
solchen Mauscheleien schon immer ein Fremdwort.
Sinner dagegen beschwor bei den diesjährigen Medientagen an der
Evangelischen Akademie Tutzing zum Thema "Vom Telekolleg zum Pisatest -
Wissen und Bildung im Fernsehen" die guten alten Zeiten, in denen ein Horst
Stern noch ein Millionenpublikum vor die Bildschirme holte. Heute hat das
ZDF seinen Harald Lesch und 3sat seinen Gert Scobel. Nische, natürlich.
Aber höchst erfolgreich und alles andere als unterkomplex. Und natürlich
mag man sich wie Sinner einen deutschen Al Gore mit einer "unbequemen
Wahrheit" wünschen. Doch wie die Politik reagierte, wenn im
öffentlich-rechtlichen Fernsehen zur Primetime niedliche Knuts verenden,
würde man gerne mal sehen. Und dann ist da noch eine andere Krux mit Wissen
und Bildung: Denn Wissenschaft wird - anders als Politik oder Wirtschaft -
eben eher selten hart journalistisch mit gesunder Distanz und Skepsis
angegangen.
Dass dies in Tutzing der Print-Mann Patrick Illinger,
Wissenschaftsredakteur der Süddeutschen Zeitung, aufs Tapet der
TV-Gewaltigen brachte, spricht für sich. Und was die Ehrfurcht vor den
diversen - manchmal eher windigen - Herren Professoren anrichtet, brachte
Illinger zum Unwohlsein des ARD-Vorsitzenden Peter Boudgoust wunderbar auf
den Punkt: Denn Scobel & Co. könnten in der Nische Qualität liefern, wie
sie wollten, so Illinger: "Solange man jeden Morgen im Frühstücksfernsehen
einen Hademar Bankhofer" oder ähnliche Strategen "den letzten Quark
erzählen lässt", bleibt es eben so eine Sache mit Wissenschaft und Bildung.
Auch bei den Öffentlich-Rechtlichen.
4 Mar 2009
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Finanzen
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