Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- die wahrheit: Die Zukunft der Kochshows
> Kochshow ist, wenn jemand Öl in eine Pfanne gießt, dabei unentwegt in ein
> Mikrofon redet und ständig sagt, er gieße gerade Öl in eine Pfanne...
Bild: Sie haben Spaß – und wir auch
Kochshow ist, wenn jemand Öl in eine Pfanne gießt, dabei unentwegt in ein
Mikrofon redet und ständig sagt, er gieße gerade Öl in eine Pfanne. Am Ende
der Kochshow klatscht das Saalpublikum und isst alles auf, was der Mann
oder die Frau mit dem Mikrofon vor dem Mund in der öligen Pfanne gebrutzelt
hat.
Kochshow aber ist auch, wenn zwei oder mehr Leute mit Mikrofonen vor dem
Mund zeitgleich Öl in Pfannen gießen. Das nennt man dann Kochduell. In der
Jury sitzt immer ein sehr dicker, berühmter Mann, der offenbar bei den
Kochduellproben das gesamte Saalpublikum ersetzen musste und deshalb vom
vielen Probieren bald platzen wird. Der dicke Mann bekommt den ganzen Mist
aufgetischt, den die Pfannenbrutzler sich zurechtschmurgeln. Er isst nie
seinen Teller leer, sagt aber trotzdem ständig, es hätte ihm bombig
geschmeckt.
Und Kochshow ist erst recht, wenn ein Sternekoch durch schmierige Küchen im
ganzen Land läuft und den Inhabern sagt, dass ihre Küche schmierig ist,
ihre Restaurantdekoration erbärmlich aussieht und das Essen so mies
schmeckt, dass er kotzen könnte. Die Köche in den schmierigen Küchen sind
dann glücklich und dankbar. Denn bis dahin wussten sie gar nicht, dass
Essen jemandem schmecken soll, eine Küche ab und an auch gesäubert werden
muss und kein normaler Mensch gern in einem Raum sitzt, der aussieht wie
das Wohnzimmer von Ernst Mosch und seinen Original Egerländer Oberkrainern.
Der ausgezeichnete Koch ist angesichts von so viel geballter Dummheit
verzweifelt, lässt es sich permanent anmerken und erklärt den Schmutzköchen
dennoch geduldig, wieso Bratkartoffeln mit Zwiebeln nicht schmecken können,
wenn die Zwiebeln verkohlt sind. Das macht er eine ganze Woche lang, und am
Ende der Folge weiß der Zuschauer, warum er in dieses Restaurant besser nie
im Leben einen Fuß setzt.
Und Kochshow ist schließlich leider auch noch, wenn vier schmierige
Existenzen zum perfekten Promidinner versammelt werden. Auch sie können
überhaupt nicht kochen, sind zudem nicht die Bohne prominent und schämen
sich dennoch kein bisschen, als Schwenkfutter in einer Privatküche zu
dienen.
Irgendwie wird man den Eindruck nicht los, dass diese Kochshows auf Dauer
ein wenig eintönig sind. Dabei ist das Format noch gar nicht richtig
ausgereizt. Vor allem, wenn man die bislang unentdeckten Synergiepotenziale
mit anderen beliebten Fernsehsendungen berücksichtigt. Würden sich
beispielsweise Horden von kochenden Mikrofonträgern gegenseitig mit
gusseisernen Pfannen verprügeln, könnte anschließend "Die Superkoch-Nanny"
versuchen, diesen überhitzten Menschenauflauf zur Räson zu bringen.
Oder man fliegt die Fernsehköche gleich allesamt aus in den australischen
Dschungel für die Show "Ich bin ein Koch - koch mich gut aus". Sollen sie
sich doch alle selbst einkochen und anschließend gegenseitig auffressen.
Als Moderator und Hauptverkoster käme nur einer in Frage: der Kannibale von
Rotenburg. Man schlüge damit zwei Fliegen mit einer Bratpfanne: Dann wäre
endlich eine Ruhe auf den Bildschirmen und es röche nicht mehr so ranzig
aus dem Fernseher.
10 Mar 2009
## AUTOREN
Franco Zotta
## TAGS
Instagram
Cristiano Ronaldo
## ARTIKEL ZUM THEMA
Comedy-Trio Sooshi Mango: Kochen, schimpfen, überwachen
Das australisch-italienische Comedy-Trio Sooshi Mango karikiert
italienische Hausfrauen auf Instagram. Dürfen die das?
Die Wahrheit: Kurze Hose, kurze Sätze
Der kürzlich gewählte Weltfußballer Cristiano Ronaldo wird noch viel zu
wenig gewürdigt für seine Glanztaten außerhalb des grünen Rasens.
Die Wahrheit: Wie ich nicht Professor wurde
Nach dem Jodeldiplom und der Midlife-Crisis muss schleunigst eine Professur
her. Auch wenn man recht lange darauf warten muss.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.