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# taz.de -- Kommentar Amoklauf Winnenden: Der verletzliche Ort Schule
> Einen Amoklauf wie in Erfurt sollte es nie wieder geben - und jetzt ist
> es doch geschehen. Schulen müssen einfach besser geschützt werden, ob mit
> Lehrertraining oder Zugangskontrollen.
Ein junger Mann stürmt in seine alte Schule und erschießt Kinder. Neun
ehemalige Mitschüler, keiner älter als 17 Jahre, müssen ihr Leben lassen,
dazu Lehrer und Passanten, insgesamt sechzehn Menschen. Mittwoch war ein
furchtbar trauriger Tag, und es gehört sich nicht, dass so viele
Schlauberger als argumentative Trittbrettfahrer die üblichen Verdächtigen
aufrufen: das schlimme Internet oder die bösen Waffen, die dann wahlweise
pauschal angeklagt oder platt verteidigt werden.
Erfurt sollte nie wieder sein, und doch ist es erneut geschehen. Kann man
das irgendwie verhindern? Warum kann man das nicht? - Aber man muss es doch
können! So verlangen es die Lehrer, Eltern und Schüler. Sie haben Recht,
und dennoch müssen wir sie mit der Lehre konfrontieren, die uns Alabama und
Winnenden, Erfurt und Littleton erteilen: Es kann überall passieren, selbst
in der heilen Welt einer schwäbischen Kleinstadt. Schulen sind sehr
verletzliche, leicht verwundbare Orte - auch deswegen, weil wir sie nicht
zu Kasernen umbauen wollen.
Dennoch muss die Gesellschaft darüber nachdenken, wie sie Schulen besser
schützen kann. Man weiß inzwischen mehr darüber, als viele meinen, sowohl
was die Täter als auch was den Ort anlangt. Amoktäter sind nie völlig
unauffällig oder unvorhersehbar. Es gibt, wie kriminalistische und
psychologische Studien zeigen, vergleichbare Muster, die auftreten und die
sich also vorab erkennen lassen.
Es gibt die ersten Schulungen für Lehrer, die vermitteln, wie man Indizien
für verzweifelte junge Männer erkennen kann, die sich mitsamt ihren
Gewaltfantasien nach innen kehren, um auf den befreienden, grausamen
Auftritt zu warten. Solche Trainings bieten keine Gewähr für vollkommenen
Schutz: Dennoch muss es bald an jeder Schule sensible Personen geben, die
sie anbieten können.
Und es gibt einen zweiten Schritt, den diese Gesellschaft tun muss: Es kann
nicht sein, dass man einfach in Schulen hineinspazieren kann. Auch
Erfahrungen mit Sexualtätern und Gewalttätigen zeigen: Schulen müssen
besser geschützt werden, etwa mit Türstehern. Das heißt ja nicht gleich,
dass man Zäune und bewaffnete Patrouillen aufstellen muss. Aber der Zugang
darf nicht mehr jedem offen stehen.
12 Mar 2009
## AUTOREN
Christian Füller
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