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# taz.de -- Metropolregion Hamburg: Masterplan gegen Klimawandel
> Starkregen, Stürme, Hochwasser: Mit einem groß angelegten mehrjährigen
> Forschungsprojekt will die Metropolregion Hamburg einen Masterplan gegen
> die Folgen der Klimakatastrophe erarbeiten.
Bild: "Mühe gehabt, die Deiche zu halten." Die überflutete Altstadt von Hitza…
Manfred Nahrstedt weiß, wie der Klimawandel aussieht. "Wir haben bereits
Probleme mit der Beregnung der Felder", sagt der Landrat des Kreises
Lüneburg. Und an die "Jahrhunderthochwasser" auf der Elbe 2002 und 2005
möchte er am liebsten gar nicht zurückdenken: "Wir hatten größte Mühe, die
Deiche zu halten und zu verhindern, dass der Landkreis absäuft." Grund
genug für Nahrstedt, sich an "Klimzug-Nord" zu beteiligen. So heißt das
Forschungsprojekt zum Klimawandel in der Metropolregion Hamburg, das am
Mittwoch in der Fischauktionshalle auf dem St. Pauli Fischmarkt vorgestellt
wurde - eine Örtlichkeit, die bei Hochwasser auf der Elbe mehrmals im Jahr
"Land unter" melden muss.
Es gehe darum, "strategische Anpassungsansätze zum Klimawandel" zu
entwickeln, sagte Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU). Denn der
werde kommen, prophezeit der Mann, der als Bundesumweltminister einer
schwarz-gelben Koalition in Berlin nach der Bundestagswahl im Gespräch ist.
Binnen fünf Jahren soll deshalb ein abgestimmtes Handlungskonzept
erarbeitet und ein bis 2050 reichender "Masterplan" erstellt werden.
An Klimzug-Nord, dem Kürzel für "Klimawandel zukunftsfähig gestalten", sind
je sechs Hochschulen und Forschungseinrichtungen, elf Behörden und
behördennahe Einrichtungen und zehn Unternehmen direkt beteiligt. Hinzu
kommen zahlreiche weitere assoziierte Partner. Unterstützt wird das Projekt
von allen acht niedersächsischen Landkreisen und sechs
schleswig-holsteinischen Kreisen der Metropolregion (siehe Kasten). Das
fünf Jahre laufende Projekt hat ein Gesamtvolumen von etwa 25 Millionen
Euro. Den größten Teil steuert mit rund 15 Millionen Euro der Bund bei,
Hamburg zahlt etwa 1,2 Millionen Euro. Die beteiligten Einrichtungen
bringen erhebliche Eigenmittel auf, die Metropolregion Hamburg trägt Mittel
aus den Förderfonds und die gemeinsame Pressearbeit bei.
Die erwarteten Veränderungen, auf die reagiert werden müsse, stellte der
Projektkoordinator, Helmut Thamer von der Harburger Firma Tu-Tech, vor. Die
durchschnittlichen Temperaturen würden bis zum Ende des Jahrhunderts um 2,0
bis 3,5 Grad Celsius steigen, die Sommer würden trockener und die Winter
nasser. Dadurch dürfte es vermehrt zu katastrophalen Überschwemmungen
kommen. Stärkere Stürme mit durchschnittlich zehn Prozent höheren
Windgeschwindigkeiten seien zu erwarten, ebenso Sturmfluten, die schon bis
zum Jahr 2030 um durchschnittlich 23 Zentimeter höher als heute auflaufen.
Andere Prognosen sprechen von Steigerungen von 45 bis 75 Zentimetern bis
zum Ende des Jahrhunderts.
Daran knüpfen sich Fragen an, die in den nächsten fünf Jahren in drei
Themenschwerpunkten untersucht und möglichst beantwortet werden sollen. Das
Elbeästuar, die Zukunft der Kulturlandschaften sowie eine integrierte
Stadt- und Raumplanung sollen unter die Lupe genommen werden.
Wie wirkt sich Starkregen lokal aus, wo werden die Grundwasserspiegel
steigen, wo werden sie sinken? Welche Bäche und Elbzuflüsse werden
austrocknen, wo werden die Deiche erhöht werden müssen? Werden neue
Schädlinge den Obst- und Gemüseanbau im Alten Land heimsuchen? Und nicht
zuletzt: Wie viel kostet der Klimawandel - volkswirtschaftlich,
betriebswirtschaftlich, persönlich?
Einige dieser Fragen sollen in einem parallel laufenden Programm schon bald
zumindest vorläufig beantwortet werden. Im nächsten Jahr will das Institut
für Küstenforschung der GKSS in Geesthacht den ersten Zustandsbericht
"Klimawandel Hamburg" vorlegen. Darin werden zurzeit alle seit Jahrzehnten
erhobenen Daten systematisch zusammengetragen und mit Hilfe von
Großrechnern analysiert.
15 Apr 2009
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
Sven-Michael Veit
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
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