# taz.de -- Mieterschutz: Vermieter zeigt zu wenig Energie | |
> Die Gewobag verweigert Interessenten eine Kopie des Energieausweises. Dem | |
> Senat ist das egal. | |
Bild: Außenheizer: Einfamilienhaus durch eine Wärmebildkamera gesehen | |
Beim Thema Energieausweise will der Senat sich bei der Gewobag nicht | |
einmischen. Von den sechs städtischen Wohnungsbaugesellschaften ist die | |
Gewobag die einzige, bei der Wohnungssuchende keine Kopie des | |
Energieausweises erhalten. "Diese Herangehensweise wird vom Aufsichtsrat | |
unterstützt", so Kristina Tschenett, Sprecherin der Senatsverwaltung für | |
Finanzen, die einen Mitarbeiter in den Aufsichtsrat entsendet. | |
Bei den fünf anderen landeseigenen Wohnungsbauunternehmen erhalten | |
Wohnungssuchende auf Wunsch den Energieausweis entweder per Mail, oder sie | |
bekommen in der Verwaltung eine Kopie auf Papier. Mit dem Ausweis soll man | |
vergleichen können, wie gut eine Wohnung gedämmt ist und welche Heizkosten | |
später auf einen zukommen. | |
Die Bundesregierung wollte ursprünglich die Vermieter per Verordnung | |
verpflichten, auch eine Kopie des Ausweises auszuhändigen. Doch das | |
verhinderte der Bundesrat - auch mit den Stimmen des Landes Berlin. | |
Senatssprecher Richard Meng: "Es soll der Privatautonomie überlassen | |
bleiben, ob eine Kopie ausgehändigt wird." Dies sollten Mieter und | |
Vermieter untereinander aushandeln. | |
Bei der Gewobag stoßen Mieter da allerdings auf Granit. Das Unternehmen | |
zeigt und erklärt den Ausweis bei Interesse in seiner Verwaltung - was bei | |
dem komplizierten Aufbau des Dokuments auch ganz gut ist. Doch bei mehr als | |
60.000 Wohnungen fürchtet die Gewobag zu viel Aufwand, wenn sie eine Kopie | |
an alle Interessierten herausgibt. Nach Ansicht der Finanzverwaltung | |
besteht "keine Notwendigkeit, dass einzelne Aufsichtsratsmitglieder etwas | |
anderes fordern sollten". Derzeit laufe eine sechsmonatige Testphase - | |
danach soll entschieden werden, wie es weitergeht. Bisher würden die | |
Ausweise kaum von Wohnungssuchenden nachgefragt. | |
Ist ja auch kein Wunder, meint René Stadtkewitz, wohnungspolitischer | |
Sprecher der CDU-Fraktion. Wenn die Vermieter nicht über die | |
Energieausweise informieren, dann ist die Chance geringer, dass die Mieter | |
das Instrument kennen: "Gerade die städtischen Wohnungsbaugesellschaften | |
müssen mit positivem Beispiel vorangehen." Der Ausweis müsse "so | |
selbstverständlich werden wie der TÜV-Nachweis beim Auto". So, wie die | |
Gewobag das mache, "geht es natürlich nicht". | |
Der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto spricht sogar von einer | |
"Geheimhaltungsstrategie" der Gewobag. Diese habe den Auftrag, | |
mieterfreundlich zu sein "und sich keine Schikanen einfallen zu lassen". | |
Der Senat sei aus diesen Gründen "dringend aufgefordert, hier einzugreifen, | |
falls die Gewobag da nicht selbst draufkommt". | |
Das Verhalten der Gewobag spricht nach Ansicht von Hartmut Vetter, | |
Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, für ein "schlechtes Gewissen" | |
des Unternehmens: "Wenn man ein gutes Produkt hätte, dann müsste man sich | |
damit auch nicht verstecken." Der Wohnungssuchende brauche eine Kopie des | |
Ausweises, um das dann "ohne Beeinflussung und ohne Druck zu prüfen". | |
27 May 2009 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Heiser | |
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